Topmanagerin Dr. Ranja Reda Kouba, Senior-Beraterin bei McKinsey, bezeichnet sich selbst als Feministin und beschäftigt sich heute mit der Zukunft der Arbeit.
Sie wirken seit vielen Jahren als Testimonial bei Schülerinnenprojekten mit, weil Sie theoretische Kernphysik und technische Mathematik studiert haben. Und dann in die Wirtschaft eingestiegen sind. Was war für Sie das Faszinierende an Theoretischer Kernphysik?
Als Physikstudentin hörte ich, das Schwierigste, das man in diesem Studium machen könne, sei die Kernphysik. Das war so ein Moment, in dem ich wusste: ja, das ist mein Weg. Ähnlich war es bei der Mathematik, als ich meinen Doktor in Mathematik begonnen hatte. Auch da wurde mir in den ersten Monaten geflüstert, es gibt die Quasikonvexe Funktionalanalysis …und die sei extrem herausfordernd. Und ich habe gesagt, dann ist das jetzt mein Thema.
Was ist Ihr Treiber dahinter?
Etwas Neues lernen zu wollen. Ich hatte immer ein großes Interesse daran, neue Dinge auszuprobieren. In einem Feld, in dem ich noch blank bin, mir in kurzer Zeit viel Wissen anzueignen. Egal, ob man jetzt Tennisspielen lernt oder Violine spielt, die Lernkurve ist ziemlich steil. Das hat mich von Kindheit an gereizt. Daher habe ich auch ziemlich viele Instrumente gelernt.
Was ist heute das Reizvolle an der Wirtschaft?
Ich bin immer noch ein großer Nerd, davon bin ich nicht weggekommen. Bei McKinsey beschäftige ich mich immer noch sehr stark mit Technologiethemen, bin auch Teil von McKinsey Digital, unserem Technologie- Arm. Ich beschäftige mich mit der Zukunft der Arbeit: Welche technologischen Fähigkeiten brauche ich als Mitarbeiterin, um auf diesem sehr technologie-, digitalisierungs- und automatisierungsgetrieben Markt erfolgreich zu sein? Die Veränderung war noch nie so stark wie jetzt. Die Geschwindigkeit, mit der das passiert, durch Artificial Intelligence, durch Digitalisierung, durch Automatisierung, ist so hoch, wie nie zuvor. Das McKinsey Global Institute brachte eine Studie heraus, in der wir sehen, dass die Anzahl an Stunden, die wir mit Technologie und Themen wie z.B. Programmieren verbringen werden, um 70 Prozent zunehmen wird. Es geht hin zu einem kontinuierlichen Lernen für die Einzelperson. Es wird aber auch eine unglaubliche Herausforderung für die Unternehmen selbst, die ihre Mitarbeiter befähigen müssen, komplexe Probleme zu lösen.
Was ist Ihnen privat wichtig?
Gerade als Mutter von drei Kindern beschäftigen mich die Themen Diversität und Inklusion sehr. Unsere Gesellschaft kann es sich einfach nicht leisten, auf unser Potenzial zu verzichten!
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Foto © Sebastian Freiler