StartShedailyBack to reality. "aufgeschnappt" von Nadia Weiss

Back to reality. „aufgeschnappt“ von Nadia Weiss

Beim Scrollen durch die Timeline meiner virtuellen Cocktailparty (so hatte ich die sozialen Medien zu Beginn empfunden) stoße ich auf folgende Sätze: „Vor zehn Jahren war das Internet die Flucht vor der Realität. Heute ist die Realität die Flucht vor dem Internet“.

Also wie war das vor zehn Jahren? Ich tummelte mich bereits auf Facebook und LinkedIn, aber es hatte noch den Charakter des privaten Austausches mit möglichem konstruktiven Input für das berufliche Dasein. Diese Gewichtung hat sich mittlerweile definitiv verschoben.

Nun bin ich bei Weitem kein Teenager mehr und auch keine junge Erwachsene. Die Suche nach Orientierungshilfen beschränkt sich mehr oder weniger auf Alltagskram und beeinflusst das Selbst- und Fremdbild nicht dramatisch. Trotzdem meldet mein Handy verlässlich ordentlich viel Bildschirmzeit, die ich im virtuellen Raum verbringe. Kein Wunder in Zeiten von Social Distancing und Homework?

Kein Wunder auch, dass mir immer wieder Meldungen und Vernetzungsvorschläge zu ähnlichen Themen und Personen mit vermeintlich ähnlichen Interessen entgegen-poppen. Kein Wunder, dass sich die „Bubble“ zunehmend real anfühlt.

In der virtuellen Welt kann der YouTube-Kanal eines Teenagers Zehntausende Follower haben. Doch meist nicht dadurch, dass er die Realität des Kinderzimmers zeigt, sondern ein klug aufgebautes Image.

Diese klug aufgebauten Fassaden begegnen uns allerorten: Gefiltert, gepowert und durchgecoacht.

Und obwohl ich kein Teenager und keine junge Erwachsene mehr bin, ist es nicht so einfach den Blick auf das Reale zu behalten.

Aber wie sagt man in Wien: Die Wahrheit hat ohnehin den Nachteil zutreffend zu sein.

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