StartRolemodels„Bei den Fachkräften ist der Mangel sehr akut“

„Bei den Fachkräften ist der Mangel sehr akut“

Fachkräftemangel, Rohstoffpreise – Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen. Denise Schurzmann weiß als Unternehmerin und Vorsitzende der Wirtschaftsjunioren Deutschland, was speziell die junge Wirtschaft jetzt fordert.

Frau Schurzmann, Sie haben gerade eine Woche mit jungen Unternehmer:innen Ihres Verbandes und Politikern in Berlin verbracht. Was beschäftigt Ihre Mitglieder derzeit am meisten?

Ja, wir waren im Oktober wieder zum „Know-how-Transfer” im Deutschen Bundestag: Unsere Verbandsmitglieder begleiten in dem Format für eine Sitzungswoche je ein Parlamentsmitglied. Es ist ein intensiver Erfahrungssautausch zwischen junger Wirtschaft und Bundespolitik. Im Vorfeld der Projektwoche haben wir mit einer Umfrage unter rund 1000 Wirtschaftsjunioren ein Stimmungsbild zu den größten Herausforderungen erhoben. Etwas überraschend lagen die Energie- und Rohstoffpreise dabei „nur“ auf Platz zwei. Für viele von uns ist der Fachkräftemangel sogar noch gravierender.

Wie bewerten Sie dieses Ergebnis?

Als junge Generation in der Wirtschaft denken wir an die Zukunft. Sowohl bei der Energieversorgung als auch dem Fachkräftenachwuchs braucht es einen strukturellen Umbruch. Drei von vier Unternehmen unserer Mitglieder haben Maßnahmen für nachhaltiges Energiemanagement ergriffen. Aber wir brauchen die Unterstützung der Politik. Bei den Fachkräften ist der Mangel sehr akut.

Was tun Sie bei den WJD, um hier zu unterstützen?

Wir legen das zweite Jahr in Folge einen Fokus auf das Thema Vielfalt, haben als Verband auch die Charta der Vielfalt unterzeichnet. Aktives Diversity Management kann helfen, neue Fachkräfte zu gewinnen und in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Am 11.11. vergeben wir außerdem wieder das „Ausbildungs-Ass“: Gemeinsam mit den Junioren des Handwerks, dem „handwerk magazin” und der Inter Versicherungsgruppe zeichnen wir mit dem Preis die besten Ausbildungskonzepte Deutschlands aus.

Ihre persönliche Geschichte hat auch mit Nachwuchs-Gewinnung zu tun – in vielen Familienunternehmen werden Nachfolger:innen an der Spitze gesucht. Sie sind seit dem Tod Ihres Vaters die Geschäftsführerin der Krause Industrieschaltanlagen GmbH, ein Unternehmen mit mehr als 40 Beschäftigten – wie sehen Sie diese Erfahrung heute?

Ich habe die Position mit 26 Jahren übernommen, quasi von heute auf morgen. Obwohl ich intern länger schon in verschiedene Prozesse eingebunden war – ich hatte sehr viel Verantwortung im Personalbereich – ging ich erst nach dem Tod meines Vaters verantwortlich in Kundentermine. Ich kann allen an einer Übergabe Beteiligten nur empfehlen, so früh wie möglich mit der Einarbeitung der Nachfolgenden zu beginnen.

Was ist Ihre Mission, wo wollen Sie eigene Spuren hinterlassen?

Ich setze auf jeden Fall meine eigenen Akzente: Wir haben neue Arbeitsplätze geschaffen, den Umsatz verdoppelt, die Produktionsfläche vergrößert und vieles digitalisiert. Es war hart am Anfang, aber ich habe mir in dieser immer noch von Männern dominierten Branche meinen Platz und den Respekt mit harter Arbeit erkämpft.

Woher nehmen Sie die Energie und die Zeit für das Ehrenamt an der Bundesspitze der WJD?

Ja, es kostet viel Zeit, aber es kommt auch etwas zurück: Ich habe ein starkes Team und es besteht eine große Verbundenheit und Zusammenhalt im Verband. Das gibt mir viel Energie.

Hilft es für diese Funktion, dass Sie selbst Unternehmerin sind?

Auf jeden Fall. Ich bin nah an den aktuellen Themen dran und kann genau nachvollziehen, was unsere Mitglieder alltäglich und für die Zukunft bewegt.

Sie haben auch noch eine spanische GmbH, die im Polosport aktiv ist – wo sehen Sie die größten Unterschiede zum deutschen Markt, auch in punkto Fachkräfte und Bürokratie?

Deutschland ist besser als sein Ruf. Wir haben hier sehr hohe Standards, in fast allen Bereichen. Aber wir müssen aufpassen, konkurrenzfähig zu bleiben. Als junge Generation verstehen wir nicht, wieso die Digitalisierung nicht konsequent für Bürokratieabbau genutzt wird und man nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Indem Verwaltungsprozesse digitalisiert werden, kann man sie auch beschleunigen. Da gibt es in Deutschland viel Aufholbedarf.

Ende Oktober richtete Ihr Verband das G20 Summit der Young Entrepreneurs Alliance aus. Was steckt dahinter?

Mit dem Summit bekommt die junge Generation eine Stimme im G20 Prozess. Für Deutschland hat das Wirtschaftsministerium 2010 unseren Verband nominiert Deutschland in der Allianz zu vertreten, und das Summit fand dieses Jahr in Hamburg statt.

Was fordern Sie beim aktuellen G20-Treffen für junge Entrepreneure?

Um die Zahl der Gründungen weltweit zu steigern und Innovation zu fördern, fordern wir mehr Investment in entrepreneurship education und Inklusion von marginalisierten Gruppen weltweit. Wir setzen uns außerdem dafür ein, dass die G20 die Weichen stellen für eine Transformation zu einer nachhaltigen und klimafreundlichen Weltwirtschaft.


Denise Schurzmann ist Geschäftsführerin der Krause Industrieschaltanlagen GmbH in Raubling und Bundesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren Deutschland.

krause-gmbh.com

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