Heute widmet sich Gehaltscoach Martina Ernst in ihrer Kolumne der Frage, warum eine Verhandlung immer eine Win-Win-Situation abbilden sollte. Oder: „Food for Thought“ für die Nicht-Verhandlerinnen unter uns.
Neulich lernte ich eine sehr sympathische Frau kennen, die mir sagte, sie verhandle grundsätzlich NIE. Sie nehme die Dinge, wie sie kommen und hadere auch nicht damit.
Geld sei Ihr ohnehin nicht besonders wichtig und der Stress einer Verhandlung sei viel zu groß. Was ihr wichtig sei im Leben seien Harmonie und Ruhe – das mache sie wahrhaft zufrieden.
Diese Frau hat absolut recht, und wir sollten alle ein bisschen von ihrer Einstellung lernen.
Und gerade, weil Harmonie und Seelenruhe wahrscheinlich den meisten von uns so wichtig sind, lohnt es sich, genauer hinzuschauen.
Die wahre Kunst einer Verhandlung ist das Win-Win. Nicht eine Seite geht als glorreiche Siegerin hervor, und die andere fügt sich still und akzeptiert die Niederlage, sondern beide Parteien gehen eine nachhaltige Beziehung ein, in der jede von dem Deal profitiert.
Win-Win bedeutet, sich nicht nur der eigenen, sondern auch der Beweggründe und Bedürfnisse der anderen Seite bewusst zu werden und gemeinsam versuchen, eine Lösung zu finden. Ist das nicht gerade die Stärke vieler Frauen, genau hinzuschauen, was die anderen brauchen und welchen Mehrwert man liefern könnte?
Aber Achtung, wieso schauen wir dann nicht genauso aufmerksam darauf, was wir selbst brauchen bzw. was uns zusteht, denn Win-Win bedeutet letztlich geben UND nehmen.
Wer ständig duldet und schluckt, was man ihm vorsetzt, ohne die eigene Sicht der Dinge zu beanspruchen, könnte sich durch dieses ewige Nachgeben dauerhaft als Benachteiligte empfinden – und dieses Gefühl ist weder harmonisch noch schenkt es einem Frieden.
Bitte bedenkt auch, wie sich die andere Partei fühlt, wenn es zu einem für beide Seiten zufriedenstellenden Ergebnis gekommen ist, das die weitere erfolgreiche Zusammenarbeit garantiert: gut! Und definitiv besser, als trage ihr die ‚Gegenseite‘ diesen ‚Sieg‘ nach oder resigniere innerlich – beides keine guten Voraussetzungen für nachhaltige Kooperation.
Wenn man die Verhandlungs- bzw. Nicht-Verhandlungs-Situation auf das Bild einer Waage überträgt, dann sind beide Waagschalen nach gelungenem Verhandlungsende in Balance, keine Hälfte sinkt zu Boden oder trägt die größere Last – es herrscht Harmonie und Ruhe! Gönnt sie Euch, Ihr seid es Euch wert!
Martina Ernst hat nach ihrer Tätigkeit als Personalchefin der Erste Bank die Gehalts-und Karriere-Beratungsfirmen www.salarynegotiations.at und www.colourfulcareer.com gegründet, ist Career Partnerin der WU Executive Academy und Präsidentin des WU EA Female Leaders Netzwerks mit 1500 Alumnae.