StartRolemodelsDie Traumyacht-Träumemacherin 

Die Traumyacht-Träumemacherin 

von Karin Cerny 

Theresa Ludwiger-List, Managing Director des Familienbetriebs List General Contractor (List GC), der auf die Innenausstattung von Luxusyachten spezialisiert ist, über Nachhaltigkeit in einer Branche, die unter Kritik steht, den Gender Pay Gap, welche Sonderwünsche Yachtbesitzer*innen haben und warum sie selbst nie Urlaub auf einem Schiff machen würde.

Was sind Ihre frühesten Erinnerungen an die Firma Ihrer Eltern? 

THERESA LUDWIGER-LIST Bevor ich in die Schule kam, durfte ich meinen Vater öfter begleiten, wenn er in unser Geschäft nach Wien gefahren ist – wir hatten da eine eigene Möbellinie designt und verkauft. Dann gab es immer eine Jause mit Kuchen und Tee. 

Wollte Ihr Vater, dass Sie in die Firma eintreten? 

T. L-L. Das war schon früh Thema. Er hatte sehr konkrete Vorstellungen: Ich sollte Architektur studieren. 

Das haben Sie aber verweigert … 

T. L-L. Ich bin diplomierte Physiotherapeutin, habe berufsbegleitend Health and Social Services Management studiert und wollte eine interdisziplinäre Gemeinschaftspraxis aufbauen. Ich hatte meine eigenen Vorstellungen und wollte unabhängig sein. 

Was hat Sie dann doch dazu bewogen, in den Familienbetrieb zu wechseln? 

T. L-L. Wir waren in die Projektentwicklung der Therme Linsberg Asia involviert. Mein Vater hat mich 2006 gefragt, ob ich den Gesundheitsbereich der Therme mitentwickeln möchte. Danach bin ich voll eingestiegen, habe innerhalb der Firma unterschiedliche Stationen absolviert bis hin zu einer Ausbildung in Finanzcontrolling. 

Ihr Großvater Franz List hat Anfang der 1950er Jahre eine kleine Tischlerei in Niederösterreich gegründet. Wie wurde daraus ein internationaler Spezialist für exklusive Interieurs für Yachten? 

T. L-L. Meine Vätergeneration hat Chancen genutzt, die sich ergeben haben. Das war pionierhaft, nicht wie heute, wo es um ein strategisches Planen geht, wo wir in fünf Jahren stehen wollen. In den 1970er Jahren richtete die Tischlerei meines Großvaters das Gasthaus in der Region ein, die örtliche Arztpraxis und private Wohnhäuser. Dann kam die Hotellerie in Österreich, Deutschland und Russland dazu. Bis ein Geschäftskontakt fragte: Könntet ihr nicht auch Kreuzfahrtschiffe ausstatten? Eines der ersten großen Projekte war dann gleich die MS Deutschland, die im Fernsehen als Traumschiff bekannt wurde. Später kamen die Privatyachten dazu. 

Es gibt kein Gewässer weit und breit. Hatten Sie eine besondere Beziehung zu Schiffen? 

T. L-L. Gar nicht. Das ist aber nicht unüblich. Unsere Mitbewerber sind deutsche und österreichische Betriebe, die zum Großteil nicht am Wasser arbeiten. Unsere Branche hat sich aus dem klassischen Tischlerhandwerk entwickelt. In der Regel beauftragen uns Werften, die Schiffe bauen und ihren Sitz in Holland und Norddeutschland haben. Es gibt aber auch Werften, die Refits, also Umbauten, vornehmen, die vor allem in Spanien und Frankreich sind. 

Wenn Hollywood-Stars ihre Yacht neu gestalten lassen möchten, tun sie das also in Europa? 

T. L-L. Europa ist „the place to be”. Führende Werften wie Lürssen in Deutschland oder Oceanco und Amels in Holland stehen für Top-Qualität. Es ist aber nicht so, dass die Prominenten bei uns ein- und ausgehen. Oft wissen wir gar nicht, mit welchen Yachtbesitzern wir es zu tun haben. Meist gibt es sogenannte Eignervertreter und ein Team bestehend aus Designer*innen, aber auch aus Kapitänen von Schiffen. Mit denen sind wir in Austausch, versuchen umzusetzen, was sie sich vorstellen. 

Sie sind mit Ihrem Unternehmen jedes Jahr auf der Monaco Yacht Show vertreten, wo Millionäre aus aller Welt zusammenkommen. Ist das nicht einschüchternd? 

T. L-L. Es ist schon ein Highlight des Jahres, auf dieser Luxusmesse sein zu können. Der Yachthafen ist eindrucksvoll, und für mich ist es auch eine Chance, erstmals auf Schiffe zu gehen, die wir ausgestattet haben. Abgesehen davon finde ich es gut zu wissen, wie diese Luxuswelt funktioniert, aber ich muss nicht so leben. 

Sie besitzen keine Yacht? 

T. L-L. Ich bin gern in den Bergen, gehe wandern, laufen und mountainbiken. Auf ein Schiff bringt man mich nicht so leicht, weil mir schnell schlecht wird. In der Schwangerschaft war es ein bisschen besser, aber eigentlich vertrage ich sogar leichten Seegang nicht. 

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ZUR PERSON

Theresa Ludwiger-List wurde 1980 geboren, sie startete ihre berufliche Laufbahn zunächst im Gesundheitswesen, 2006 trat sie in das Familienunternehmen ein, um die Projekt- und Konzeptentwicklung in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft zu übernehmen. Nach einer Ausbildung zur Certified Controller folgte 2009 der Sprung ins Management-Team als Chief Financial Officer. Ab 2019 war sie in der Geschäftsführung tätig, wobei ihr Fokus in den letzten Jahren auf der strategischen und organisatorischen Weiterentwicklung von List lag. Seit 2020 ist sie Managing Director der List Holding GmbH und der List General Contractor GmbH. Theresa Ludwiger-List lebt in Lanzenkirchen, dem Nachbarort des Unternehmenssitzes Bad Erlach. 

Fotomaterial© Philipp Horak 

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