Laura Popp ist für den Fachvertrieb E-Mobilität bei Verbund zuständig. Im Interview mit sheconomy erzählt sie, wie ihr bisheriger Karriereweg aussieht und teilt ihre Tipps für Frauen, die eine ähnliche Position in der Energiebranche anstreben.
Frau Popp, erzählen Sie mal, wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen? Wie sah Ihr Karriereweg bis heute aus?
Laura Popp: Ich habe ein Gymnasium mit Informatik-Ausrichtung besucht, da mich die naturwissenschaftlich-technische Richtung interessiert hat. Es wäre aber eine Lüge zu behaupten, ich hätte in der Oberstufe schon einen Plan gehabt, was ich einmal beruflich machen möchte. Ganz im Gegenteil, ich habe sehr lange nicht gewusst, was mich interessiert. Schlussendlich bin ich eher durch Zufall auf die FH Technikum Wien gekommen und habe das Bachelorstudium „Verkehr und Umwelt“ begonnen. Durch meinen Vater, der in einem Erdölkonzern beschäftigt war, bin ich mit dem Verkehrsbereich in Kontakt gekommen und habe Interesse dafür entwickelt. Er war im Innovationsumfeld tätig und hat dabei auch Hybridfahrzeuge getestet. So bin ich auf diese neuen Technologien aufmerksam geworden und konnte sie teilweise miterleben. Auch das Thema Energie- und Klimakrise war präsent sowie der Fakt, dass wir dringend Alternativen zu Erdöl benötigen. Ich bin also ursprünglich über mein Interesse an Fahrzeugtechnologien in die Energiebranche gekommen. Das Schöne ist, dass es in diesem Umfeld so viele verschiedene Jobmöglichkeiten gibt. Die Entscheidung diesbezüglich habe ich mir während dem Studium offen gelassen. Man hat nach dem Abschluss eine solide Basis, die Berufsmöglichkeiten sind breit. Den dazu passenden Master „Integrative Stadtentwicklung – Smart City“ habe ich ebenfalls absolviert, wobei mich der Verkehrsaspekt sehr interessiert hat, das hat mich in meiner Studienwahl bestätigt.
Nach dem Studium waren Sie bei der Mobilitätsagentur Austria Tech tätig, wo Sie sich mit Themen wie E-Mobilität beschäftigt haben. Später sind Sie zu Ihrem jetzigen Job bei Verbund gewechselt. Wie hat diese berufliche Reise ausgesehen und was waren Ihre Motivationsgründe für den Wechsel?
Die Austria Tech ist, wie Sie es schon angesprochen haben, eine Mobilitätsagentur, die im Eigentum des Verkehrsministeriums ist. Im Studium habe ich festgestellt, dass mich vor allem neue Technologien sehr interessieren. E-Mobilität ist dabei der wichtigste und brennendste Aspekt der aktuellen Entwicklungen in diesem Bereich. Ich bin dann immer stärker in dieses Thema gerutscht und war schlussendlich nur mehr für E-Mobilität zuständig. Durch den Wunsch, mich weiterzuentwickeln und einen größeren Konzern kennenzulernen, bin ich zu Verbund gekommen.
Was kann man sich unter dem Fachvertrieb von E-Mobilität vorstellen?
Es ist wichtig, zwischen Vertrieb und Fachvertrieb zu unterscheiden. Im Vertrieb geht es darum, neue Kund:innen zu akquirieren und sie erst einmal davon zu überzeugen, dass E-Mobilität die beste Lösung ist. Im Fachvertrieb kommen Menschen zu mir, die bereits an einer E-Mobilitätslösung interessiert sind.
Welche Aufgabenbereiche gehören zu Ihrer täglichen Arbeit?
Wir sind im Businessbereich tätig und haben dementsprechend Kontakt zu Firmenkund:innen. Viele von ihnen verfügen bereits über ihre ersten E-Autos und möchten diese laden können. Wir richten Ladestationen am Standort der Unternehmen ein und übernehmen die komplette Verrechnung; auch über die öffentlichen Ladungen, sodass die Firmen einen möglichst geringen Aufwand haben. Im täglichen Geschäft kommt vieles oft anders als erwartet. Ich erhalte zum Beispiel dringende Anrufe von Kund:innen, die die Tagesplanung auf den Kopf stellen. Das ist aber bei Jobs mit viel persönlichem Kontakt häufig der Fall. Es braucht in unserem Bereich viele Abstimmungen mit den unterschiedlichsten Abteilungen – von der Auftragsabwicklung bis zur juristischen Abteilung, beispielsweise bezüglich Vertragsverhandlungen.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Job am besten?
Die gesamte Abwicklung und der Kontakt zu Menschen machen mir viel Spaß. Einerseits ist der Aspekt der E-Mobilität nach wie vor in meiner täglichen Arbeit vorhanden, ich bekomme aber auch viel von neuen Entwicklungen mit. Diese Abwechslung sowie das Erfolgsgefühl, mehrere Projekte mit verschiedenen Kund:innen in kurzer Zeit abzuschließen, sind große Motivationsfaktoren. Man glaubt kaum, wie komplex der Bereich E-Mobilität eigentlich ist. Bei Verhandlungen von neuen EU-Vorschriften mit dabei gewesen zu sein, war zum Beispiel auch Teil meines vorherigen Jobs. Es ist wahnsinnig interessant mitzubekommen, wie die Situation in anderen Ländern aussieht und welche die neuesten Entwicklungen sind. Diese Komplexität finde ich sehr spannend.
Wo sehen Sie den größten positiven Einfluss von Diversität in Ihrem Arbeitsumfeld?
Wir sind noch ein relativ kleines Team, dafür aber sehr divers. Es gibt sowohl viele junge als auch viele erfahrene Kolleg:innen. Das schätze ich sehr, weil man dadurch unglaublich viel lernen kann. Die Geschlechterverteilung in unserem Team liegt bei Fifty-Fifty. Aber auch abgesehen davon sind wir alle sehr unterschiedliche Personen, die gut miteinander arbeiten können. Außerhalb des Teams kommt es auf den Bereich an. Ich persönlich habe im Unternehmen mit mindestens genau so vielen Frauen Kontakt, wie mit Männern.
Haben Sie Tipps für Frauen, die eine ähnliche Funktion wie Sie anstreben?
Wichtig ist, dass man für sich selbst evaluiert, wann der Schritt für eine Weiterentwicklung reif ist. Ein Tipp: Wenn man feststellt, dass ein bestimmter Bereich interessanter ist, den Mut haben, sich für andere Positionen zu bewerben, Neues auszuprobieren und sich in neue Themen zu vertiefen. Gute Kontakte sind ebenfalls immens wichtig. Ich habe zum Beispiel erlebt, dass mich Kolleg:innen für Vorträge vorgeschlagen haben; das war gerade am Anfang sehr hilfreich und hat mich in die richtige Richtung gepusht. Und zu guter Letzt: Sich mit Branchenkolleginnen vernetzen. Women in Mobility ist ein gutes Beispiel für ein Netzwerk in der Mobilitätsbranche. Wichtig ist es, die gewonnenen Kontakte dann auch tatsächlich zu nutzen!