Den Lern- und Lehrbereich mit innovativen und oftmals auch digitalen Mitteln zu bereichern, ist das Ziel von EduTech-Startups. Die Bandbreite, die österreichische Unternehmen für Kinder und Erwachsene anbieten, ist groß und reicht von Online- Tools für Studenten über Finanzfortbildung für ganze Familien bis hin zu Robotern, die kinderleichtes Programmieren möglich machen. Eine Situationsanalyse anhand von zwei Beispielen.
Roboter im Kindergarten
Spielend leicht Robotik verständlich zu machen, ist das Ziel von Robo Wunderkind. Das Wiener Startup rund um die Gründer Anna Iarotska, Rustem Akishbekov und Yuri Levin hat Robotik-Kits entwickelt, mit denen Kinder bereits im Alter von fünf Jahren einen spielerischen und intuitiven Zugang zu Technik, Robotik und Coding erfahren können. Mit farbcodierten Modulen, die sich zu verschiedensten Robotern zusammenstecken und über eine App programmieren oder live steuern lassen, lernen schon die Kleinsten grundlegende Fähigkeiten aus dem MINT-Bereich.
Das Besondere daran beschreibt Anna Iarotska in den einfachen Worten, die eben auch das Prinzip so betörend machen: Die Bausteine können in unendlich vielen Variationen zusammengesetzt werden, sodass das Spiel immer spannend bleibt. Mit einem speziell entwickelten Curriculum mit steigender Lernkurve können immer neue Skills dazugelernt werden, und selbst größere Kinder bleiben mit Spaß bei der Sache: „Wir sind mit unseren Lernrobotern nicht nur in Privathaushalten vertreten, sondern unterstützen mittlerweile in über 50 deutschsprachigen Schulen, Kindergärten und pädagogischen Einrichtungen den Lehrplan in puncto digitaler Bildung. Dieses Geschäftsmodell zahlt sich für uns aus, denn die Innovationskraft in Österreich boomt derzeit – auch, was den Digitalisierungsfortschritt an Schulen angeht.“
Hürden überwinden
Mittlerweile hat sich das Start-up erfolgreich auf dem Bildungsmarkt etabliert und zahlreiche Preise gewonnen. Doch bis man 2017 auf den Markt gehen konnte, musste auch Robo Wunderkind zahlreiche Hürden überwinden: 2014 gewannen die drei Gründer mit der Idee eines edukativen Roboters einen Start-up Pitch und konnten die Gewinnsumme für die Entwicklung des ersten Prototyps verwenden – dieser wurde dann mit einer Kickstarter-Kampagne im Herbst 2015 gelauncht. Anna Iarotska: „Was wir zu diesem Zeitpunkt noch unterschätzt hatten: Die Weiterentwicklung unserer Hardware hatte weit mehr Zeit in Anspruch genommen, als ursprünglich geplant. In dieser intensiven Phase konnten wir viele Erkenntnisse gewinnen. Beispielsweise lassen sich manche Prozesse nicht beschleunigen, ohne einen Qualitätsverlust zu riskieren – und das stand für uns nicht zur Debatte.“
Nachhilfe per Handy
Auch für Moritz und Felix Ohswald waren intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeit entscheidend, um das gemeinsame EduTech-Start-up in Gang zu bringen, nachdem man ursprünglich mit einem Nachhilfe-WhatsApp-Service für Schüler begonnen hatte. Nach erfolgreichen Pitches folgten Investments, unter anderem eines der Venture Capital Gesellschaft Speedinvest in der Höhe von 1,2 Millionen Euro. Mit Pioneers Ventures, Econnext und Learnchamp sind weitere bekannte Investoren an Bord. Mit GoStudent wurde ein Nachhilfekonzept entwickelt, das traditionelle Strukturen der Branche aufbrechen soll und die Schüler dort abholen möchte, wo sie regelmäßig sind – in der Onlinewelt von Apps und Chatrooms. Über eine Smartphone- App können Schüler in einem Chat ihre Lernfragen mit Tutoren diskutieren. Die Jugendlichen bleiben anonym und bekommen kurze, relevante und präzise Antworten von qualifizierten Tutoren. Neben diesem kostenfreien Hausaufgaben-Chat wird darüber hinaus bezahlte 1:1-Live-Nachhilfe per Video angeboten, bei der Schüler ihren Lieblingslehrer auswählen und eine Online-Nachhilfestunde via Videochat starten können.
„Wir wollen den Schülern ein Angebot geben, das wir früher vielleicht selbst gern genutzt hätten“, erklärt CEO und Co-Gründer Felix Ohswald. „Die Nachhilfe hat noch immer ein etwas verstaubtes und konservatives Image und wird zugleich von manchen belächelt. Mit GoStudent wollen wir dem Ganzen ein neues Gesicht geben und zeigen, dass das Lernen auch in ein modernes, zu den Jugendlichen passendes Format übertragen werden kann.“ Ein Konzept mit Wachstumspotenzial: Täglich gehen 4.000 Schülerfragen auf dem Portal ein, monatlich werden 250.000 aktive Nutzer verzeichnet. Insgesamt haben die Tutoren der Plattform bereits rund eine Million Fragen von Kindern und Jugendlichen beantwortet.
Was sich sonst noch so tut in der Startup Szene erfahren Sie in der neuen Ausgabe von Sheconomy.
Credits: Robo Wunderkind_Anna Iarostka © Robo Wunderkind_bearb, GoStudent_Felix Ohswald © GoStudent_bearb