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Corona-Vakzine: Warum Frauen anders reagieren

Mit der Corona Schutzimpfung soll die weltweite CoViD-19 Pandemie endlich überwunden werden. Seit Anfang des Jahres wird in Österreich mehr oder weniger auf Hochtouren geimpft – mit Stichtag heute haben knapp 1,2 Millionen Menschen den ersten Nadelstich mit dem Corona-Vakzin erhalten. Möglich ist die Impfung mit unterschiedlichen Stoffen von unterschiedlichen Herstellern. Die Vakzine unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht, jedoch können die Vakzine auch Impf-Nebenwirkungen hervorrufen. Wie stark oder wie schwach diese ausgeprägt sind kommt auf unterschiedliche Faktoren an. Auch das Geschlecht spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Wieso das so ist, erklärt Alexandra Kautzky-Willer, M.D., Leiterin der Gender Medicine Unit an der Medizinischen Universität Wien im Gespräch mit SHEconomy.

Welche Wirkungen beziehungsweise Nebenwirkungen können bei Frauen auftreten?

Prinzipiell die gleichen wie bei Männern; bei Impfungen im Allgemeinen haben Frauen eine stärkere Antikörperbildung als Männer, aber auch öfter allergische Reaktionen. Auch Anaphylaxien treten bei Frauen öfter als bei Männern auf. Die bisher verfügbaren Daten zu den SARS-COV2-Vakzinen zeigen, dass die Antikörperentwicklung und der Impfschutz bei Frauen und Männern vergleichbar sind, in den Studien waren ausreichend Frauen eingeschlossen (meist annähernd 50%). Allergische Nebenwirkungen und Anaphylaxien sind auch bei diesen Impfungen bei Frauen öfter beobachtet worden. Auffällig ist, dass thrombotische Ereignisse einige Tage nach einer Impfung, vor allem beim Astra Zeneca Vektor-Impfstoff, bei jüngeren Frauen überproportional häufiger beobachtet wurden. Ein Zusammenhang mit der Impfung scheint wahrscheinlich, da es sich hier auch um seltene Thromboseformen im Gehirn oder Bauch handelt mit Antikörperbildung gegen Blutplättchen, gleichzeitiger Verminderung der Blutplättchen und aktiviertem Gerinnungssystem, und somit ein (auto)immunologisches Geschehen dahinter zu stehen scheint. Die genauen Mechanismen und Zusammenhänge mit dem Impfstoff sind noch unklar. Prinzipiell können solche Veränderungen nach Medikamenten oder Impfungen auftreten, sind aber sehr selten. Es sind jedoch auch vereinzelt Männer betroffen.

Wieso treten die Nebenwirkungen öfter bei Frauen auf?

Weil sich Frauen biologisch im Immunsystem deutlich von Männern unterscheiden; und das vor allem von der Pubertät bis zur Menopause, wenn sich auch die Sexualhormone am meisten unterscheiden.  Frauen haben durch die weiblichen Sexualhormone Östrogen und Progesteron ein robusteres Abwehrsystem gegen Infektionen. Frauen haben aber deshalb auch generell ein höheres Risiko für Autoimmunerkrankungen. Und sie leiden eben auch öfter an allergischen Reaktionen, einschließlich Nahrungs- und Arzneimittelallergien.

Muss man als Frau Angst vor der Impfung haben?

Nein, meist sind Nebenwirkungen harmlos und nur von kurzer Dauer und leicht beherrschbar (Fieber, Gliederschmerzen etc.); gefährliche anaphylaktische Reaktionen wiederum treten meist unmittelbar nach der Impfung auf, und das Gesundheitspersonal in Impfzentren ist hier entsprechend vorbereitet im Bedarfsfall rasch Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Man(n) und insbesondere Frau sollte weiters auf Symptome von Nebenwirkungen einige Tage nach der Impfung achten: starke ungewöhnliche anhaltende Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Übelkeit können Anzeichen sein, die einer weitere Abklärung bedürfen: eine Blutabnahme (Gerinnungsparameter und Blutbild) kann dann rasch in der Diagnostik weiterhelfen und gegebenenfalls eine nötige Therapie eingeleitet werden, wenn eine Gerinnungsstörung ursächlich ist.

Wann besteht eine Impfeinschränkung bei Frauen?

Wenn bereits früher schwere allergische Reaktionen aufgetreten sind, sollte das vorab besprochen werden; ebenso die zweite Impfung besprochen werden, wenn nach der ersten Teilimpfung sehr schwere Reaktionen aufgetreten sind; weiters ist eine Impfung in der Schwangerschaft derzeit nur bei hohem Infektionsrisiko empfohlen: zum Beispiel Gesundheitsberufe oder wenn viele Sozialkontakte unvermeidlich sind oder bei Zusatzerkrankungen mit hohem Risiko wie Diabetes, Adipositas (Fettleibigkeit, Anm. der Redaktion) und Bluthochdruck. Im Fall einer Corona-Erkrankung  Schwangerer besteht nämlich ein höheres Risiko für Komplikationen wie Frühgeburt, Präeklampsie aber auch ein höheres Risiko für eine Behandlung auf einer Intensivstation von Mutter und oder Neugeborenen, sowie ein etwas höheres Sterberisiko von Mutter und Kind. Derzeit laufen randomisiert kontrollierte Studien zum breiten Einsatz der Impfstoffe in der Schwangerschaft, um die Sicherheit der Impfung für alle Schwangere belegen zu können. Bisher sind keine negativen Auswirkungen einer Impfung im Tierversuch oder bei Schwangeren auf die Kindesentwicklung bekannt, es sind auch nicht öfter Frühaborte aufgetreten.

Kann man die Nebenwirkungen der Corona Schutzimpfung mit denen anderer Impfungen oder Medikamente vergleichen?

Ja, wenn es um allergische und anaphylaktische Reaktionen geht; nein, in Bezug auf das spezielle Thromboserisiko, das aber auch bei der Corona-Erkrankung selbst eine große Rolle bei der Entwicklung von Komplikationen spielt. Tatsache ist, dass das Risiko durch einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion Komplikationen zu erleiden oder zu versterben ungleich größer ist als das Risiko schwerer Nebenwirkungen in Zusammenhang mit Impfungen; auch für Frauen, die ja bei Corona ein deutlich geringeres Sterberisiko aufweisen als Männer. Ich hoffe, dass die Forschung bald bessere Informationen liefern wird um Evidenz-basiert aufklären und handeln zu können.

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