StartBalanceeva muellers sunday artletter: Was ist für Sie wirklich unverzichtbar?

eva muellers sunday artletter: Was ist für Sie wirklich unverzichtbar?

Was ist für Sie wirklich unverzichtbar
Nur Essen, Trinken, Schlafen, Kleidung, Wohnung? Vielleicht noch Familie, Freunde, Zugehörigkeit, Sex? Und darüber hinaus? Brauchen Sie Kunst, Theater, Musik, Tanz, Literatur? 

Kein Kunstwerk, kein Wort der Poesie, keine künstlerische Tonfolge, keine Bewegung, die über das übliche hinausgeht, kein Schauspiel, nirgends? Vorstellbar? Ok für Sie? Oder spiegelt sich gerade in diesen kulturellen Möglichkeiten Ihr Menschsein?

 

„Wie wird Kultur für die Menschen unverzichtbar, wenn doch andere Dinge das Überleben sichern?“* Das war die Frage an Anja Würzberg-Wollermann, Leiterin des Programmbereichs Kultur beim NDR und in vielen weiteren Engagements für Kunst und Medien bei den Hamburger Gesprächen.

 

Anja Würzberg analysierte wie immer klug und einfühlsam, welche Horizonte uns nur die Kultur eröffnet. Da wäre erstens die Begegnung im Hier und Jetzt. Den Moment des Lebens feiern. Und so in unserem tiefsten Inneren berührt werden. Zum zweiten die Begegnung mit dem Unbekannten. Neues Kennenlernen. Eine Antwort auf eine Frage erhalten. Sogar, wenn Ihnen die Fragestellung in Ihrem Leben noch gar nicht bewusst geworden war. Und drittens die Begegnung mit dem Bekannten. Mit ihren Lieblingskomponist:innen, Regisseur:innen, Autor:innen, Künstler:innen… Anja Würzberg- Wollermann initiiert deshalb mit ihren 150 Mitarbeiter:innen sehr erfolgreich neue Formate für diverse Zielgruppen im NDR. 

Klar ist: Die Szene muss sich öffnen. Mehr Angebote für unterschiedliche Bedürfnisse entwickeln. Kunst ist verzichtbar, wenn Sie sich gar nicht angesprochen fühlen. Ich erlebe das in meinem Bereich. Wenn Mitarbeiter:innen und Gäste die Inspiration von Kunstwerken erfahren, die speziell für ihr Unternehmen ausgewählt wurden. Wie neu dieser Aspekt für viele ist. Weil sie bisher keinen Bezug zur zeitgenössischen Kunst fanden. Keine Gelegenheit zum Austausch über ihre Eindrücke und Empfindungen gegeben war. Dazu kann ich nur ermutigen.

Damit sich mehr Menschen angesprochen fühlen. Wenn es nicht nur um das reine Überleben geht. Sondern um einen Aspekt der Sicherheit, an den wir vielleicht noch nicht gedacht haben! Gerade in diesen Zeiten. Wenn wir als Gesellschaften in der Lage sind die Vielfalt zu feiern. Statt Ausgrenzung und neu erstarktem Nationalismus Gemeinschaft suchen – keinen Kampf. um eine langfristig sowieso nie haltbare Vormachtstellung.

Kunst und Kultur sind eben unverzichtbar für ein gutes Leben!  

In diesem Sinne mit herzlichem Gruss,
und in Gedanken bei denen, die um ihr Leben fürchten müssen,
deren Kunst und Kultur unterdrückt wird,
Ihre Eva Mueller

 

* Die Hamburger Gespräche für Kultur & Medien sind eine gemeinsame Veranstaltungsreihe des Instituts für Kultur-und Medienmanagement der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und der Claussen-Simon-Stiftung. Moderiert werden die Abende von Prof. Dr. Regina Back, Geschäftsführende Vorständin der Claussen-Simon-Stiftung, und Prof. Manuel Hartung, Vorsitzender des Vorstands der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. 


Das Gespräch wurde aufgezeichnet und ist in Youtube abrufbar: https://www.youtube.com/watch?v=8tJfUmYs5zk  

Abb. im Header: Anna Ingerfurth, Tagebuchzeichnung, 21 x 29 cm, 2012

Für die Mitarbeiter:innen in der Hauptstelle Nürtingen der Volksbank Mittlerer Neckar eG waren diese Werke von Anna Ingerfurth sicher eine Begegnung mit dem Unbekannten. Und sie wurden sehr gut angenommen.

Denn die Künstlerin eröffnet uns mit ihren Werken einen intuitiven, phantasievollen Zugang zu anderen Bereichen unserer Wahrnehmung. Gerade für die Mitarbeiter:innen in einer Bank, die in ihrem Alltag vorwiegend von messbaren, doch weitest gehend erklärbaren Fakten ausgehen.

 

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