Ich bin gerade noch für zwei Führungen auf der Biennale in Venedig. Die Gelegenheit Ihnen diese und nächste Woche interessante Einblicke zu geben.
Der (süd-)koreanische Pavillon bot schon in den Vorjahren häufig visionäre Zukunftsprojekte die Technik und Kunst verbinden. Auf diesem Gebiet gibt es vieles, das nach meiner Beurteilung kurzfristig gehypt wird. Und schnell wieder verschwindet. Weil ohne wirkliche Substanz.
Der Künstler Yunhul Kim verbindet in seinen Arbeiten Kompositionen elektroakustischer Musik mit kinetischen Objekten. Kosmische Ereignisse und computergesteuerte Installationen gehören bei ihm ganz selbstverständlich zusammen. Empfindungen können sich wie materielle Ereignisse in etwas anderes verwandeln, je nachdem wie wir sie betrachten.
Seine skulpturalen Werke in Venedig faszinieren visuell und intellektuell. Im Hauptraum des Pavillons begegnet uns „Chroma“ eine 50 Meter lange, schlangenartige Struktur. Die Kurven der Knoten wurden mathematisch erzeugt, durch physikalische Algorithmen bestimmt. Wie die Schuppen eines Drachen bewegen sich 382 Zellen durch eine mikroskopische Verformung der hochtransparenten Laminatpolymeren über eine kinetische Vorrichtung. Dadurch verändern sich Helligkeit und Farbe.
Ein weiteres Werk im Raum spürt über einen Teilchendetektor in Echtzeit Myonen auf. Das sind kosmische Teilchen, die beim Aufprall auf die Erdatmosphäre entstehen. So wird die Bewegung der Zellen von „Chroma“ beeinflusst.
Das klingt alles hochkomplex und für Laien (wie mich) nur schwer verständlich. Spricht damit aber ganz unterschiedliche Betrachter:innen an. Diejenigen, die sich für neueste Technik interessieren. Und jene, die unabhängig von jeder Erklärung künstlerisch-ästhetische Inspiration schätzen.
Mit begeisterten Grüssen
Ihre Eva Mueller
Abb: Blick in den koreanischen Pavillon, Foto Roman März
Im Vordergrund ist „Chroma“ zu sehen.