StartBusinessSkillsWie Leader:innen jetzt das "New Next" und den rasanten Wandel gestalten können

Wie Leader:innen jetzt das „New Next“ und den rasanten Wandel gestalten können

Die Vorstellung, dass sich der Wandel exponentiell beschleunigt, ist weit verbreitet. IBM-Daten-Expertin Britta Daffner beschreibt, wie dieser Eindruck entsteht, wie Leader:innen Tempo rausnehmen können und welches Denken jetzt gefragt ist.

 

Jeden Tag werden 2,5 Quintillionen Bytes an Daten erzeugt. (Im Vergleich: Mit 1 GB an Daten können 350.000 E-Mails erstellt werden). Konzepte wie das Mooresche Gesetz, bei dem Gordon Moore feststellte, dass sich die Zahl der Transistoren in einem dichten integrierten Schaltkreis alle zwei Jahre verdoppelt, sind uns allen bekannt.

Unternehmen erwarten in den nächsten 10 Jahren gravierende Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft durch Künstliche Intelligenz und die NASA arbeitet mit Hochdruck daran, bis Ende der 2030er Jahre Menschen zum Mars zu fliegen.

Die COVID-19-Krise hat uns die letzten Jahre sehr deutlich gezeigt, wie schnell und abrupt Veränderungen stattfinden können. Heute sprechen wir nicht mehr vom „New Normal“ sondern vom „New Next“. In den nächsten 10 Jahren werden voraussichtlich die Hälfte der aktuellen S&P 500 Unternehmen ersetzt werden. Während 1965 die durchschnittliche Lebensdauer eines Unternehmens im S&P 500 Index noch etwa 32 Jahre betrug, sind es heute nur noch 21.

Dennoch: Die Vorstellung eines exponentiellen Wandels war in der Vergangenheit einfach nicht wahr. Ja, die Welt verändert sich. Aber der Wandel beschleunigt sich nicht. Vielleicht wachsen (bzw. wuchsen) einige der Unternehmen exponentiell – WhatsApp, Uber, Alibaba und viele mehr. Aber die externen Treiber dieses Wandels waren bislang nicht selbst exponentiell.

Schauen wir tiefer in die Vergangenheit. Vor der Verbreitung des Telegrafen wurden Informationen mit der Geschwindigkeit eines Pferdes transportiert. Das ist bis heute der größte Geschwindigkeitssprung, den man sich in der Welt der Informationsverarbeitung vorstellen kann. Und auch wenn das Internet unsere Gesellschaft enorm verändert und in das sogenannte „Informationszeitalter“ katapultierte, hat das Internet noch keinen großen transformativen Auswirkungen jenseits des Bereichs der Information gehabt. Die Technologie wie wir physische Dinge transportieren hat sich seit 40 Jahren kaum verändert. Wir transportieren unsere Ware immer noch in großen Schiffen. Wir können Krebs noch nicht heilen.

Viel besser lässt sich daher der Wandel als eine Reihe von S-Kurven beschreiben. Wie eine Welle. Es gibt hoch dynamische Phasen, und es gibt ruhige Phasen. Genauso, wie es auch aus unseren privaten Leben kennen.

Wir befinden uns derzeit wohl mitten in der Vierten Industriellen Revolution, von einer besonderen Dynamik geprägt ist. Viele werden zustimmen, dass die letzten 2,5 Jahre eine Zeit mit vielen großen Herausforderungen und Veränderungen war. Und diese Zeit hält vermutlich noch eine Weile an, da wir es auf globaler Sicht gerade mit multiplen Krisen (von steigender Inflation, über den Krieg in der Ukraine bis zum Fachkräftemangel) zu tun haben.

Da stellt sich die Frage: Wann wird diese S-Kurve wieder abflachen und eine ruhigere Phase einläuten? Wann wird es endlich wieder „normal“? Die Antwort lautet simpel: Gar nicht. Aktuell ist fraglich, ob die S-Kurve des Wandels überhaupt wieder abflachen wird.

Denn während frühere, externe Treiber des Wandels selbst nicht exponentiell waren, zeigt unter anderem NASA Science auf, dass die derzeitige Klimaerwärmung so schnell ist wie seit 10.000 Jahren nicht mehr. Das vom Menschen verursachte Kohlendioxid nimmt etwa 250-mal schneller zu als das aus natürlichen Quellen stammende nach der letzten Eiszeit. WissenschaftlerInnen beobachten zudem, dass sich die Erde aktuell schneller dreht als im letzten halben Jahrhundert, was auch dazu führt, dass unsere Tage minimal immer etwas kürzer sind, als wir es gewohnt sind. Die externen Treiber des Wandels werden nun exponentiell und die Auswirkungen der globalen Erwärmung auch in Deutschland bereits spürbar. Es verändert alles um uns herum extrem: Gesellschaft, Wirtschaft und auch Technologie bzw. technologische Innovationen.

Ist damit der exponentielle Wandel gekommen um zu bleiben?

Ich denke ja. Wir alle müssen uns viel mehr bewegen als wir es bisher gewohnt sind. Wir sind keine Gesellschaft mehr, die von Zeit zu Zeit durch Veränderungen aus der „Normalität“ gerissen wird – wir sind jetzt eine Gesellschaft der Veränderung – zumindest so lange wie die externen Treiber (wie der Klimawandel) in diesem Tempo voranschreitet. Die Förderung einer Kultur der Innovation und des Wandels wird für den gesellschaftlichen, geschäftlichen Erfolg und für uns als Individuum wichtiger denn je sein.

Um in ruhigere Zeiten und unsere „S-Kurve“ zurückzukommen brauchen wir mehr denn je Menschen, die anpacken und Veränderungen bewirken. LeaderInnen müssen dazu folgende drei Dinge mitbringen und kontinuierlich verbessern:

  1. Eine positive Energie und Charisma, das etwas in anderen Menschen entzündet, sie motiviert und ermächtigt. Eine Unternehmenstransformation (vor allem bis die ersten Erfolge zu sehen sind) erfordert sehr viel menschliche Energie. Eine Studie von Ernst & Young untersuchte, dass negative Emotionen unter den ArbeitnehmerInnen selbst bei erfolgreichen Umstrukturierungen um 25 % zunehmen. Bei weniger erfolgreichen Umstrukturierungen jedoch um mehr als 130 %.
  2. Starke Menschenkenntnis und Kommunikationsfähigkeit. LeaderInnen müssen nachhaltige Beziehungen aufbauen, Menschen (vor allem in Zeiten der Talentknappheit) bedarfsgerecht und zielführend für die richtigen Tätigkeiten einsetzen und positiv beeinflussen können.
  3. Lateral und intersektional Denken, d.h. Konzepte aus unterschiedlichen Fachgebieten kombinieren und Ideen generieren, die in eine neue Richtung weisen.

Wirkliche LeaderInnen von heute und morgen müssen mutig neue Wege gehen und Menschen lieben. Nun die Frage an Sie: Was können Sie heute bereits tun, um zu solch einer Persönlichkeit zu werden und wo können Sie Veränderungen selbst vorantreiben?

 

Über Britta Daffner:

Als Bereichsleiterin für „Data & Technology Transformation“ bei IBM treibt Britta täglich Unternehmenstransformationen und unterstützt mit ihrer gegründeten Plattform „dy.no“ MacherInnen, die in der Konzern- und Wirtschaftswelt etwas verändern wollen. 2021 erschien zudem ihr Buch „Die Disruptions-DNA“, das dazu inspiriert, die Digitale Transformation aktiv mitzugestalten.

Im Oktober startet Britta zum dritten Mal den „shine.Circle“ – Das Leadership-Training für MacherInnen, die in Unternehmen Verantwortung übernehmen und Veränderung gestalten. Alle Infos hier: https://shine-circle.de/

 

Fotomaterial© Annika Kunz

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