Dr. Döne Yalçın, Partnerin bei CMS in Wien und Managing Partner von CMS Türkei, spricht mit uns über die neuen ESG-Richtlinien und plädiert für mehr Frauen in den Kanzleien.
Sie sind Expertin in den Bereichen Gesellschaftsrecht und M&A. Wieso haben Sie sich für dieses Spezialgebiet entschieden?
Ich wollte immer in einem Bereich arbeiten, der mir einerseits ein internationales Arbeitsumfeld und andererseits ein spannendes und abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld bietet. Der M&A-Bereich ermöglicht mir beides.
Wie empfinden Sie die Repräsentation von Frauen auf ihrem Gebiet?
In den letzten Jahren hat sich hier viel zum Positiven entwickelt. Vor allem im CEE-Raum gibt es immer öfter Anwältinnen, die federführend für die erfolgreiche Umsetzung hochkarätiger Projekte verantwortlich sind. Im deutschsprachigen Raum ändert sich die Situation eher verhalten. CMS übernimmt hier eine Vorreiterrolle in der Branche: Bei uns sind bereits seit einigen Jahren viele Frauen als Partnerinnen sowie als Office- und Department Heads vertreten.
In den letzten Jahren haben Sie sich auf ESG-Angelegenheiten spezialisiert. Warum?
Der verantwortungsvolle Umgang mit unserer Umwelt ist kein Zukunftsthema, sondern eine der wichtigsten globalen Herausforderungen unserer Zeit. Damit müssen wir uns als sozial verantwortliches Unternehmen beschäftigen. Ich habe bei CMS eine Arbeitsgruppe gegründet. Ziel war es, einerseits selbst nachhaltiger zu werden und andererseits unserer Mandantschaft bei der Umsetzung von ESG-Anforderungen zur Seite zu stehen. Denn ESG wird für den Unternehmenserfolg sowohl aus strategischer als auch regulatorischer Sicht immer wichtiger.
Welche Risiken ergeben sich für Unternehmen in Bezug auf ESG?
Unternehmen sind hier mit zahlreichen neuen Risiken konfrontiert, da ESG viele unterschiedliche Dimensionen hat. Beim rechtlichen Aspekt geht es unter anderem darum, die entsprechenden EU-Richtlinien in nationales Recht um-zusetzen. Zudem entwickelt sich die ESG-Landschaft mit neuen regulatorischen Anforderungen ständig weiter und wird immer komplexer. Für Unternehmen ist das eine Herausforderung, denn sie müssen Vorgaben einhalten und entsprechende Kontrollmechanismen schaffen.
Wie unterstützen Sie Ihre Klient:innen hierbei?
Als ESG-Anwaltskanzlei mit branchen-übergreifendem, fundiertem Fachwissen können wir unsere Mandantschaft in allen Bereichen des ESG-Rechts beraten – unabhängig davon, ob es sich um multinationale Unternehmen oder Start-ups handelt. Dank unseres integrierten, multi-disziplinären Ansatzes sind wir rasch in der Lage, mögliche Risiken und Chancen für unsere Klient:innen zu erkennen. Außerdem bieten wir unter anderem maßgeschneiderte Beratungen und Schulungen zur geltenden Rechtsprechung und den aktuellen Vorschriften an.
Was muss geschehen, damit sich mehr Frauen für den Beruf der Rechtsanwältin entscheiden?
Hier muss in erster Linie ein generelles Umdenken stattfinden. Anwaltskanzleien müssen ein familienfreundliches Umfeld für ihre Mitarbeitenden schaffen. Auch Flexibilität ist ein wichtiger Punkt, der gefördert werden muss. Homeoffice steht hier an oberster Stelle – Covid-19 hat gezeigt, dass Arbeiten überall funktioniert.
Wie motivieren Sie andere, ebenfalls Begeisterung für Ihren Berufsweg zu entwickeln?
Viele glauben, der Anwaltsberuf sei eintönig, man hätte keine Freizeit und ständig nur Stress. Aber das stimmt so nicht. Wir stehen jeden Tag vor neuen Herausforderungen. Und man muss kreativ denken, um die bestmögliche Lösung zu finden.
Döne Yalçın verfügt über mehr als 18 Jahre Berufserfahrung und berät Klient:innen in
den Bereichen Gesellschaftsrecht/M&A sowie Prozessführung & Schiedsverfahren. Außerdem leitet sie die Bereiche Legal Tech, Wissensmanagement und ESG in Wien und CEE sowie das Team Gesellschaftsrecht/M&A bei CMS in der Türkei. Ihre Beratungstätigkeit deckt eine Vielzahl von Branchen ab, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf stark regulierten Sektoren wie Banken, Industrie, Energie, Pharma und Telekommunikation liegt.