StartBalanceFaschingssonntag: Gedenken an Karl Valentin

Faschingssonntag: Gedenken an Karl Valentin

Zum Faschingssonntag erlaube ich mir hier frei nach einem typisch absurden Wortwitz von Karl Valentin (ursprünglich für das Theater) und zum Gedenken an seinen 75. Todestag einen Vorschlag zu machen:

Woher die leeren Museen und Kassen der Künstler:innen? Nur durch das Ausbleiben des Publikums. Schuld daran: Nur der Staat. Warum wird kein Ausstellungszwang eingeführt? Wenn jeder Mensch in Ausstellungen gehen muss, wird die Sache gleich anders. Warum ist der Schulzwang eingeführt? Kein Schüler würde die Schule besuchen, wenn er nicht müsste. Beim Museum oder Atelier, wenn es auch nicht leicht ist, würde sich das unschwer vielleicht auch einführen lassen.

Der gute Wille und die Pflicht bringen alles zu Stande. Ist die Kunst nicht auch Schule? Fragezeichen? Schon bei den Kindern könnte man beginnen mit dem Kunstzwang. In der Grossstadt gibt es 100 Schulen. Jede Schule hat 1000 Kinder. Das sind 100 000 Kinder pro Tag. Wievielen Künstler:innen wäre hier Arbeitsgelegenheit geboten!

Der Kunstzwang bezirksweise eingeführt wird das ganze Wirtschaftsleben neu beleben. Es ist absolut nicht einerlei, wenn ich sage: „Soll ich heute Kunst kaufen?“ Oder wenn es heisst: „Ich muss heute Kunst kaufen !“ Durch diese Kunstpflicht lassen die betreffenden Staatsbürger:innen freiwillig alle anderen stupiden Interessen fahren wie da: Kegelschieben, Fernsehen, Biertischpolitik, Rendevouz.

Sie sind gezwungen, 365 Tage Kunst anzusehen. Ob es ihnen nun vor Kunstwerken graut oder nicht. Einem Schüler graut es doch auch davor, in die Schule zu gehen. Aber er geht hinein. Warum? Weil er muss. Zwang, nur durch Zwang ist heute unser Publikum zum Kunstbesuch zu zwingen. Mit guten Worten haben wir jetzt wenig Erfolg gehabt.

Alle Vergünstigungen, wie geheizte Ausstellungsräume oder halbe Preise für Studierende, haben die Ausstellungen nicht füllen können. Die Reklame, die Tausende von Euros verschlingt, fällt beim Kunstzwang gänzlich weg. Kann man auf die Kunstpreise umlegen.

Sollte die vorgeschlagene, allgemeine Kunstbesuchs- und Kaufpflicht, genannt KBKPF, zur Einführung kommen und die oben erwähnten täglich 2 Millionen Personen zur Kunst zwingen, so müssten in einer Stadt wie Berlin 20 Museen mit je 100.000 Eintrittskarten täglich zur Verfügung stehen. Oder 40 Ausstellungsorte mit je 50.000 Plätzen. Oder 160 mit je 12.500. Oder 320 Kunstvereine für je 6.250 Besucher:innen oder 640 Galerien mit 3.125 Plätzen oder 2 Millionen Ateliers für je eine:n Betrachter:in!

Was aber dann für eine famose Stimmung in einem vollbesetzten Museum mit 50.000 Besucher:innen herrscht, wissen nur die Künstler:innen selbst.

Frohe Faschingstage,
herzlich Ihre Eva Mueller


Abbildung im Header: Karl Valentin und und seine geniale Partnerin Liesl Karlstadt

Wer mehr über die Bedeutung der Münchner Volkssänger im letzten Jahrhundert erfahren will, geht am besten ins Karl Valentin und Liesl Karlstadt Musäum in München. Online: https://www.valentin-musaeum.de/sammlung-online

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