Je älter und finanziell abgesicherter, desto eher trauen sich Frauen zu, wichtige finanzielle Entscheidungen zu treffen. Diese und weitere Erkenntnisse stammen aus einer aktuellen Studie über Frauen und Finanzen.
Wie jedes Jahr rund um den internationalen Weltfrauentag erscheinen im März zahlreiche Studien rund um die finanzielle Lage von Frauen in Österreich. Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse darüber zusammengefasst, wie und warum Frauen (nicht) investieren.
Mehr Investitionen in Lebensversicherungen, seltener in Wertpapiere
Die Studie „Frauen und Finanzen“ des Bankenverbands und der BAWAG zeigt, dass Frauen mehr in Lebensversicherungen (40%), Bauspar- und Pensionsvorsorgeprodukte (33%) investieren als Männer (32% bzw. 22%). Befragt wurden insgesamt 1.314 Personen zwischen 18 und 65 Jahren, die repräsentativ für Österreich nach Alter, Geschlecht, Bildung und Bundesland ausgewählt wurden. Während Männer stärker in Wertpapiere (35%), Edelmetalle (35%) und Immobilien investiert sind, veranlagen nur 19 bzw. 18 Prozent der Frauen ihr Geld in Wertpapiere und Edelmetalle. Ein Grund dafür ist, dass Frauen weniger Geld zur Anlage beiseite legen können. Sie verdienen im Durchschnitt 13 Prozent weniger Geld als Männer. Mehr als die Hälfte aller Frauen kann maximal zehn Prozent ihres Einkommens ansparen. Unter den Männern gaben nur 42 Prozent aller Befragten an, maximal 10 Prozent ihres Einkommens sparen zu können.
Aktien und Anleihen gelten als risikoreich. Wer ein geringes Einkommen hat, kann sich weniger leisten, einen Teil davon zu verlieren. Auch in einer aktuellen N26-Studie nennen Frauen den Mangel an verfügbarem Einkommen als Haupthindernis, warum sie nicht mehr investieren oder warum sie noch nicht damit begonnen haben (48 bzw. 54%). Zudem wird ein geringes Selbstbewusstsein und mangelndes Interesse an Finanzen häufig als Grund dafür genannt, dass Frauen in Sachen Anlagen risikoaverser sind.
Selbstvertrauen steigt mit Alter und finanzieller Sorglosigkeit
Die Studie des Bankenverbands und der BAWAG zeigt, dass es in Bezug auf das Interesse und Selbstbewusstsein in Sachen Finanzen einen großen Unterschied macht, wie eine Person finanziell situiert ist. So haben 63 Prozent der Frauen, die finanziell sorgenfrei sind, ein hohes Interesse an Finanzthemen, während dies bei Frauen, denen es schwerfällt, finanziell über die Runden zu kommen, nur auf 29 Prozent zutrifft. Ähnlich sieht es aus, wenn es darum geht, ob sich Frauen wichtige finanzielle Entscheidungen selbst zutrauen. 87 Prozent der finanziell sorgenfreien Frauen trauen sich zu, solche Entscheidungen selbst zu treffen. Unter jenen, die sich in einer schwierigen finanziellen Lage befinden, sind es 76 Prozent. Zudem sind Frauen, die über 50 Jahre alt sind, in der Regel deutlich selbstsicherer als 18- bis 29-Jährige.
Österreicher*innen empfinden die Gleichberechtigung von Frauen als eines der dringlichsten gesellschaftlichen Probleme
In einer vom Marktforschungsinstitut Marketagent durchgeführten Umfrage gaben 66,6 Prozent der 1.000 Befragten an, dass die Gleichberechtigung von Frauen ein dringliches gesellschaftliches Problem darstellt. 72,8 Prozent halten es für eher oder sehr wichtig, sich für Gleichberechtigung einzusetzen. Noch akuter beurteilen die Österreicher*innen folgende Probleme: die Bekämpfung der Einkommensschere zwischen Arm und Reich (80,8%), sowie der Arbeitslosigkeit (79,1%) und Armut (78,5%), den Klima- und Umweltschutz (76,6%), den gleichen Zugang zu Bildung (76,5%), sowie den Arten- und Tierschutz (70,7%). Um die Selbstbestimmung und Chancengleichheit von Frauen zu fördern, halten acht von zehn Personen die bessere finanzielle Absicherung im Alter und den Ausbau von Maßnahmen für Gewalt gegen Frauen für wichtig.