Selbständigkeit wird laut KfW-Gründungsmonitor wieder attraktiver. 2021 gab es mehr jüngere und mehr weibliche Gründer:innen. Aber: Die gesamte Zahl der Selbständigen ist weiter niedrig.
Existenzgründungen nehmen wieder zu. Laut aktuellem Bericht der deutschen Förderbank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) steigt die Zahl der Selbständigen nach einem Corona-Knick wieder an. Die Zahl derer, die sich 2021 selbständig gemacht haben stieg um 13 % auf 607 000. Auch strukturell hat sich das Gründungsgeschehen verändert: Es wurden mehr Chancengründungen realisiert, der Anteil Jüngerer ist gestiegen und es haben sich mehr Frauen selbständig gemacht als im Vorjahr.
Die Zahl der Gründerinnen, die sich drei Jahre lang kaum veränderte, ist dabei im vergangenen Jahr mit +25% überdurchschnittlich stark gestiegen. Die Zahl der Gründer legte um +5 % zu. Insbesondere jüngere Frauen trugen zu diesem positiven Trend bei, der Anteil der unter 30-jährigen Frauen unter den Existenzgründerinnen ist im Jahresvergleich von 28 auf 37 % gestiegen.
Wie bereits im ersten Corona-Jahr wuchs der Anteil derjenigen, die eine besonders starkes Vertrauen in ihre Gründung hatten. Volkswirtschaftlich sei das laut KfW-Gründungsmonitor eine gute Nachricht, weil diese Chancengründungen im Durchschnitt bestandsfester und beschäftigungsintensiver sind. Ihr Anteil erhöhte sich von 80 % erneut leicht auf nun 82 %.
Die Corona-Pandemie habe zudem die Schwächen traditioneller, „analoger“ Geschäftsmodelle schonungslos offengelegt. Gründerinnen und Gründer haben darauf reagiert: 2021 waren deutlich mehr Gründungen digital und internetbasiert und erreichten mit Anteilen von 31 % und 41 % am gesamten Gründungsgeschehen ihre bisherigen Höchstwerte.
„Das ist eine gute und eine schlechte Nachricht zugleich: Die Erholung ist sehr erfreulich, dazu kommt dass das Gründungsgeschehen jetzt jünger, weiblicher, und digitaler ist. Allerdings befinden uns aufgrund des langjährigen Abwärtstrends auf einem sehr niedrigen Niveau. Es ist weit entfernt von seinem Höchststand zu Beginn der 2000er Jahre“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. Neben dem lang anhaltenden Boom des Arbeitsmarkts, der potenziellen Gründern und Gründerinnen attraktive Jobalternativen bot, spiele die demografische Entwicklung hierfür die Hauptrolle: „Wir sind eine alternde Gesellschaft, und mit steigendem Alter nimmt der Wunsch nach beruflicher Selbständigkeit ab.“ Ein reges Gründungsgeschehen sei jedoch volkswirtschaftlich wünschenswert.
„Existenzgründer beleben den Wettbewerb und haben für die Zukunftsfähigkeit der Volkswirtschaft eine besondere Bedeutung. Sie zwingen die etablierten Unternehmen dazu, sich ständig auf den Prüfstand zu stellen und das Beste aus sich herauszuholen.“, sagt Köhler-Geib. „Verbraucher profitieren von günstigeren Preisen und neuen Produkten oder Dienstleistungen, moderne Technologien sorgen für höhere Effizienz und erschließen neue Märkte, innovative und digitale Gründungen treiben die Transformation der Wirtschaft voran. Und letztlich schaffen Gründende auch nachhaltig Arbeitsplätze. Die Förderung von Gründungen und der Abbau von Gründungshemmnissen muss deshalb weiter eine hohe Priorität in der Wirtschaftspolitik haben.“