Fabian Tausch produziert den erfolgreichen Start-up-Podcast „Unicorn Bakery“. Seit seiner Serie „Female February“ interviewt er mehr Gründerinnen – und erntet dafür nicht nur Beifall. Warum er trotzdem mehr Frauen vor sein Mikro holt und was sich aus seiner Sicht ändern muss sagt er im Gespräch mit Sheconomy.
Laut aktueller Zahlen gründen mehr Jüngere und Frauen. Überrascht Sie das?
Nein, ich sehe da einen klaren Trend, der sich in den kommenden Jahren noch stärker zeigen wird. Wir dürfen aber nicht übersehen, dass wir uns insgesamt bei den Gründungen zahlenmäßig auf einem sehr niedrigen Niveau gerade in Deutschland bewegen, da ist definitiv noch mehr drin. Wir schaffen durch mehr und diverse Vorbilder auch bessere Grundvoraussetzungen, dass sich dieser Trend fortsetzen kann.
Wie haben Sie das Thema Gründerinnen entdeckt?
Grundsätzlich habe ich in den letzten Jahren einige sehr smarte Gründerinnen kennengelernt, die ich nie in den Podcast Unicorn Bakery eingeladen habe und habe mich dann Ende 2021 selbst hinterfragt. Aufgefallen ist mir, dass ich einen Filter für meine Podcastgäste gewählt habe, der dazu führte, dass viele Gründerinnen nicht gepasst haben. Deswegen habe ich mich darum bemüht diesen Filter anzupassen und in Zukunft deutlich mehr Gründerinnen einzuladen, was ich dann während des Female February auch gemacht habe (36 Gründerinnen in 36 Tagen). Mir war es dabei besonders wichtig, nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ zu zeigen und eine große Bandbreite an nicht so bekannten Geschichten zu zeigen.
Wo sehen Sie Chancen, Strukturen zu verändern?
Ich glaube fest daran, dass wir mit mehr weiblichen Gründerinnen als Vorbilder auch mehr weibliche Gründerinnen inspirieren werden. Hierfür muss sich aber einiges ändern. Die Gründerinnen selbst müssen präsenter werden und sich nicht hinter ihren Aufgaben verstecken. Die Medien müssen sich aber auch ihrer Aufgabe bewusst werden und ihre Verantwortung wahrnehmen. Ich habe es während des Female February zu oft von Medien- Verantwortlichen gehört, dass nicht berichtet werden könne, weil ich als Mann Female Empowerment mache. Wenn hier kein Umdenken stattfindet, wird die Veränderung sehr viel länger dauern.
„Immer wieder auf den Missstand aufmerksam machen“
Was sagen Sie Kritikern, die sagen, es sei ja komisch, dass sich ein Mann um mehr Gründerinnen kümmert?
Es gibt immer Kritiker, aber einige Reaktionen auf die Podcast-Serie haben mich wirklich überrascht. Aus meiner Sicht ist es ein wichtiges gesellschaftliches Thema, mehr Frauen zu Gründungen zu ermutigen und in der Medienlandschaft, die sehr stark um männliche Gründer kreist, ein Zeichen zu setzen. Es ist ja auch erwiesen, dass Diversität bessere Produkte schafft und sich eine höhere Vielfalt auch ökonomisch auszahlt. Mit meiner Podcast-Reichweite habe ich die Möglichkeit, auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. Wichtig finde ich, den Ball immer in Bewegung zu lassen, also das Thema immer wieder zu spielen.
Derzeit machen in den Medien Berichte einer drohenden Pleitewelle bei Start-ups die Runde, u.a. durch den zyklischen Abschwung – sehen Sie diese Gefahr auch?
In den letzten Wochen habe ich von A bis Z jedes Szenario mal gehört. Das bedeutet, dass wir Start-ups sehen, die pleite gehen werden, genauso wie wir Start-ups sehen werden, die weiterhin erfolgreich bleiben. Es scheint eine gesunde Korrektur des Marktes stattzufinden, wie genau sich diese auswirkt bleibt abzuwarten.
Welche Entwicklungen sind zu erwarten?
Aus meinen Gesprächen höre ich heraus, dass immer mehr Business Angels für ihre Investments in Richtung Purpose und Diversity schauen. Bei den Venture Capital Firmen sind wir da noch nicht ganz so weit, aber der Trend wird sich sicher auch hier bemerkbar machen. Das wird sich hoffentlich auch positiv auf das Kapital für Start-ups mit weiblichen Gründerteams auswirken.
Mit 19 Jahren startete Fabian Tausch einen Podcast für Gründer, in welchem er die erfolgreichsten Startup-Gründer Deutschlands und der Welt interviewt, um ihre Geschichten und Erfahrungen mit der nächsten Gründergeneration zu teilen. Der Podcast wuchs zu einem der größten deutschen Podcasts in der Kategorie Startups.