Bleibt sie unreflektiert, dann kann die folgende Aussage ganz ungetrübt als Meilenstein gefeiert werden: In den USA haben mehr Frauen als Männer bezahlte Jobs. Wichtig ist jedoch, die Hintergründe zu beleuchten.
Seit kurzer Zeit kann eine Aussage über den US-amerikanischen Arbeitsmarkt getroffen werden, die auf den ersten Blick einen Meilenstein markiert: Geht es um bezahlte Arbeit (unbezahlte Arbeit im Haushalt oder in der eigenen Landwirtschaft und selbstständige Arbeit sind ausgenommen), dann haben in den USA mehr Frauen als Männer einen Job. Das klingt zwar gut, bedeutet aber nicht unbedingt nur Gutes – egal ob aus Frauen- oder Männerperspektive. Grund dafür ist nämlich unter anderem, dass immer mehr Arbeitsplätze aus »typischen Männerdomänen« gestrichen werden – also vor allem Jobs im Bereich der industriellen Fertigung. Immer mehr Jobs gibt es hingegen in Branchen, die bislang eher von Frauen dominiert wurden, zum Beispiel im Gesundheits- und Bildungswesen.
Das führt zwar dazu, dass immer noch typische »Frauenberufe« am Arbeitsmarkt leichter verfügbar sind, allerdings mit der Folge, dass sich in genau diesen Branchen nur sehr wenig tut, wenn es darum geht, dass diese Jobs in Zukunft mit einem angemesseneren Gehalt einhergehen. »Female-dominated jobs in the working class are just not comparable to men’s jobs«, sagt Janette Dill,Soziologin an der University of Minnesota School of Public Health in einem in der NY Times publizierten Artikel. »So yes, it’s great to see women participating at such a high level in the labor market, but it also really means continuing challenges for working-class families, because these jobs just don’t replace manufacturing jobs in terms of job quality and wages.«
Trotzdem darf nicht ignoriert werden, dass diese Zahlen sowohl das tendenziell ansteigende Bildungsniveau afroamerikanischer und hispanoamerikanischer Frauen widerspiegelt als auch aufzeigt, dass immer mehr Frauen Jobs annehmen, die in der Regel den klassischen »Männerdomänen zugeordnet werden. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich immer mehr Männer für sogenannte »Pink-Collar-Jobs« entscheiden. Das liegt wiederum auch daran, dass diese Jobs deutlich schlechter bezahlt sind als Jobs in der Industrie. »The wages that nursing assistants and home health aides get, and child care workers and teachers get, communicate to society that these jobs are not valued compared to male-dominated jobs, so of course men don’t want to do that«, erklärt Janette Dill. Die in unserer Gesellschaft immer noch stark verankerten Geschlechtersterotype tun ihr Übriges dazu.
via NY Times