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„Im Brennpunkt“: Macherinnen machen lassen

Zwei Meldungen, die in der vergangenen Woche durch die österreichischen Medien gingen: Von den 192 Vorstandsposten der heimischen, börsennotierten Konzerne werden nur 14 von Frauen eigenommen. Und: Das neue ORF-Direktorium wird auffallend stark mit Frauen besetzt.

Erstere verwundert wenig. Über eine Nachschärfung der Quotenregelung, wie nun in Deutschland erfolgt, wird bei uns nicht einmal diskutiert. Das hängt vor allem stark mit der Verfasstheit Österreichs zusammen, wenn es darum geht einen Boden aufzubereiten, der für Frauen und Männer gleich robust ist.

Lässt man etwa die Stimmen rund um die Ernennung von Edith Hlawati zur Allein-Vorständin von Österreichs Staatsbeteiligungsholding Öbag Revue passieren, erklärt dies vieles. Mein Thema soll aber nicht die (wieder einmal) schiefe Optik bei der Besetzung eines Top-Postens sein, sondern das Echo auf die Person selbst. So berechtigt manche Kritik im Zusammenhang mit den Unternehmensführungs-Kompetenzen der Wirtschaftsjuristin sein mögen, so sehr muss man sich über die Diskussion per se wundern. Genau genommen, ist sie nämlich durch und durch unösterreichisch.

Ich kann mich nicht erinnern, dass ein Mann in ähnlicher Situation bereits im Vorfeld derart zerpflückt wurde. Nein, im Normalfall verhält es sich so: Der Mann wird bestellt, man weist auf seine Verdienste, seine Erfahrung, seine Ausbildung hin; dann lässt man ihn mal machen. Erst wenn Unregelmäßigkeiten in seinem Management auftauchen, wird in seiner Vergangenheit gewühlt, nach Argumenten gesucht, warum er vielleicht doch nicht der Richtige sei. Und dann hängt es von der Schwere der Vorwürfe und seinen Netzwerken ab, wie es mit ihm weitergeht.

Bei Frauen aber verhält es sich genau umgekehrt: Studien belegen, dass sie allgemein viel stärker in Vorleistung gehen, Zeugnisse vorlegen, Branchenkenntnis, Erfahrung und unternehmerischen Denken beweisen müssen, bevor man ihnen Führung anvertraut. Sie werden mit Misstrauensvorschuss ins Rennen geschickt und dürfen dann vor jenen, die erste Reihe fußfrei sitzen (im Regelfall Männer), die Überzeugungsarbeit leisten, dass sie ihre Sache beherrschen.

Wirft man nun einen Rundblick auf die Spitzen heimischer Top-Unternehmen, sind diese nicht selten mit Quereinsteigern besetzt: mit Männern, denen man aus unterschiedlichen Gründen Kompetenzen zuspricht und Punkt. So wäre es – wenn schon nicht aus Gründen der Fairness, dann zumindest unter dem Gesichtspunkt hiesiger Management-Usancen – angebracht, dass man Edith Hlawati einmal machen lässt. Man sieht dann ohnedies schnell, wohin die Holding sich entwickelt.

Die zweite Meldung betrifft die Besetzung der neuen ORF-Spitze, die für positive Überraschung sorgt. Denn es finden sich auffallend viele Top-Frauen im designierten Team von Neo-Chef Roland Weißmann: Ingrid Thurnher, TV-Starmoderatorin und derzeit Chefredakteurin von ORF 3, wird neue Radio-Direktorin. Stefanie Groiss-Horowitz, bis zuletzt Senderchefin bei Puls 4, TV-Programmchefin – und Eva Schindlauer, aktuell kaufmännische Leiterin von ORF 3, ORF-Finanzdirektorin Bei den Landesdirektoren darf man sich über Waltraud Langer als künftige Salzburg- und Esther Mitterstieler als Tirol-Chefin freuen (so zumindest, wenn man Oe24-„Politik-Insider“ Wolfgang Fellner Glauben schenkt). Langer ist derzeit Chefredakteurin der ORF-TV-Magazine und Mitterstieler Wirtschafsressortleiterin bei Ö1.

Was gleiche Bezahlung und Aufstiegschancen betrifft, haben die Medien in den vergangenen Jahrzehnten hierzulande eine Vorreiterrolle eingenommen. Allein berufsbedingt hatten Frauen eine lautere Stimme, konnten sich leichter untereinander organisieren als in vielen anderen Branchen. Allerdings muss man auch ehrlich sagen: In Chefredakteurs-Etagen ist erst in den letzten Jahren etwas in Bewegung gekommen. Wie man den Gleichheitsgrundsatz jedoch bei der Besetzung von Spitzenfunktionen umsetzt, exerziert die neue ORF-Führung vorbildlich vor – nämlich unabhängig, Kompetenz-orientiert und innovativ. Dafür muss man Weißmann wirklich Rosen streuen.

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