(Advertorial) Corona hat das wirtschaftliche Schaffen heftig durcheinandergebracht – gleichzeitig müssen sich Politik und Wirtschaft weiterhin der Klimakrise stellen. Ein besonders positives Beispiel liefert Österreich mit seiner Kreislaufwirtschaft. Im neuen SHEconomy-Umwelt-Talk spricht ARA-Vorstand Harald Hauke mit Elisabeth Hülsmann, Managing Director für Mondelez Österreich, über bereits erzielte Erfolge und noch offene Herausforderungen.
Eines der Schlüsselwörter, wenn es um die Gestaltung der Zukunft geht, lautet Kreislaufwirtschaft. Erklären Sie uns bitte, was dieser Begriff aus der jeweiligen Sicht für Sie bedeutet?
Elisabeth Hülsmann: Hier geht es vor allem um den gemeinsamen Ansatz von Unternehmen, Abfallwirtschaft und Politik, dass man tatsächlich das Bewusstsein für den „Kreislauf“ stärkt. Jeder stimmt zu: Verpackung vermeiden wäre immer das Beste. Aber wenn Verpackung entsteht, muss man eben schauen: Was macht man mit dieser Verpackung, wie recycelt man, wie kriegt man den Verbraucher dazu, dass er versteht, welchen Beitrag er leisten kann, gemeinsam mit uns als Unternehmen und der Abfallwirtschaft? Es ist der gemeinsame Ansatz, den wir hier wählen müssen.
Harald Hauke: Ich sehe das in zwei Dimensionen. Das eine ist ganz klassisch aus dem Lehrbuch. Also: Wir nehmen Rohstoffe, wir machen etwas daraus und am Ende des Tages werden sie re-used, recycelt, um diesen Kreislauf aufrechtzuerhalten. Die zweite betrifft die Punkte Kreislaufwirtschaftspaket der EU – und die „Single-use Plastics“-Richtlinie. Zusammengefasst geht es dabei um höhere Recyclingquoten, die Ökomodulation der Lizenztarife, Recyclingtarife, Sammelquoten, Mindestrezyklat-Anteile, messbare Verbrauchsreduktionen, Finanzierung der Beseitigung von Littering und vieles mehr. Lauter Faktoren, die in Richtung Wirtschaft UND in Richtung ARA gehen.
Wie kann man den Endkonsumenten dazu animieren, dass er seinen Part im Kreislauf einhält, mitspielt?
Hülsmann: Ein zentraler Punkt ist tatsächlich das Thema Aufklärung. Je früher man damit startet und das Thema interessant und spielerisch vermittelt, desto besser ist es. Ich hatte ein eigenes Erlebnis. Ich bin jetzt seit zwei Monaten hier in Österreich, aus der Schweiz kommend, wo ich Recycling tatsächlich nicht so intensiv erlebt habe. Ich war begeistert, als ich hergezogen bin, dass es ganz selbstverständlich war, dass ich mit der Anmeldung meines Wohnsitzes eine Mülltrennungsbroschüre bekommen habe. Darin wurde mir sehr einfach erklärt, was wo wie getrennt wird. Das hängt jetzt bei mir am Küchenschrank und immer wenn ich nicht ganz sicher bin, in welchen Abfalleimer meine sieben verschiedenen Verpackungen kommen, wird es da direkt am praktischen Beispiel erklärt. Z. B. wo die Milka-Verpackung hingehört, ein klassischer Flowpack.
Herr Hauke, ist Österreich ein Musterschüler?
Hauke: Es freut mich, wenn jemand, der aus der Schweiz kommt, sagt: Österreich ist noch besser. Denn die Schweiz ist an sich auf sehr hohem Niveau. Woher unser Vorsprung kommt? Wir haben seit 30 Jahren ein großes Ziel: Dass wir jede Verpackung zurückbekommen und recyceln können. Das beginnt bei uns im Kindergartenalter. Wir haben Initiativen wie ARA4kids. Da gehen wir in die Kindergärten und Schulen und erklären ganz genau, wie man trennt und sammelt. Wir haben den Flaschengeist Bobby Bottle, der geht in die dritte und vierte Klasse Volksschule. Wir arbeiten eng mit den Abfallwirtschaftsverbänden, mit den Abfallberatern zusammen. All diese Punkte führen am Ende dazu, dass wir in Österreich so weit sind – auch die Zusammenarbeit mit den Kommunen, Städten, Gemeinden, Verbänden, der Politik, den NGOs. 30 Jahre Erfahrung helfen uns, dass wir immer unter den Top 2 oder 3 Nationen in Europa sind, was das Thema Recycling betrifft. Auch bei den Umfragen schneiden wir in Österreich gut ab. Mehr als 90 Prozent der Österreicher finden die getrennte Sammlung gut oder sehr gut.
Frage an Sie beide: Was sind Ihre konkreten Ziele bis 2025? Hülsmann: Eines unserer Commitments bis 2025 ist, dass alle unsere Verpackungen recycelbar sind. Wir sind heute schon bei 94 Prozent. Das zweite ist, das recycelte Material dann auch wiederzuverwenden. Denn dann sind wir bei dem Kreislaufthema. Insofern ist unser Ziel, bis 2025 in allen unseren Kunststoffverpackungen einen Anteil an recyceltem Material von mindestens fünf Prozent zu verwenden und so die Umwelt weiter zu entlasten. Und letztendlich geht es immer auch um die Vermeidung von Verpackung, seit 2013 konnten wir bis heute 65.000 Tonnen Verpackung einsparen.
Hauke: Wir haben durch das Kreislaufwirtschaftspaket sehr viele Ziele vorgegeben bekommen. Das Schöne ist, dass wir in Österreich bei Verpackungsmaterialien wie Papier, Glas und Metall schon heute die
Ziele 2025 und sogar die Ziele 2030 erreicht haben. Da liegen wir weitvor den Plänen der EU-Kommission. Die Herausforderung ist Kunststoff. Unser Ziel ist hier, als Partner unserer Lizenzkunden aufzutreten. Was wir anbieten, ist Verpackungsdesign, sogenanntes Circular Design. Auf der anderen Seite haben wir beim Kunststoff die Recyclingquoten noch nicht ganz erfüllt, da wollen wir die Sammelinfrastruktur optimieren.
Welche Schritte setzen Sie, die noch über die gesetzlich vorgeschriebenen EU-Maßnahmen hinausgehen?
Hülsmann: Wir hatten es gerade gesagt: Wir sind mit unseren Commitments als Unternehmen, teilweise wirklich schon vor dem, was allgemein gefordert wird. Aber natürlich schauen wir, was wir noch besser machen könnten, etwa indem wir innovative Verpackungen aus Papier austesten oder bereits im nächsten Jahr „Philadelphia Frischkäse“ in einer Verpackung mit recyceltem Material anbieten. Wichtig ist immer: Der Schutz der Lebensmittel muss gewährleistet bleiben. Insofern kann ich nur sagen: Wir bleiben nicht stehen und sind dankbar für Partner wie die ARA, für den Austausch und die Inspiration.
Hauke: Wir machen wahnsinnig viel über die gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen. Das Gesetz sagt ja nur: Ihr müsst so und so viel recyceln und gibt eine Recyclingquote vor. Ich habe eingangs schon das Thema Umweltbildung erwähnt, die Zusammenarbeit mit der Scientifc Community. Wir unterstützen aktiv Universitäten, Fachhochschulen und laden Studenten ein, bei uns ihre Masterarbeiten zu schreiben. Wir geben umfangreiche Studien in Auftrag – Österreich war das erste Land, das einen „Circularity Gap Report“ für eine Volkswirtschaft erstellt hat. Wir unterstützen den Staatspreis für Verpackung, sind in der Digitalisierung ganz weit vorn. Und all das zusammen führt am Ende des Tages dazu, dass wir in Europa wirklich weit voraus sind.