StartBusiness„Leadership auf Augenhöhe statt Boss-Management“

„Leadership auf Augenhöhe statt Boss-Management“

Silvia Kaupa-Götzl, Vorstandsmitglied der Postbus AG, über ihre persönliche Erfolgsformel und warum es auch im Leadership auf Augenhöhe nicht darum geht, von allen gemocht zu werden.

 

Sie sind im Vorstand der Postbus AG für zentrale Themen verantwortlich, unter anderem Personal, Controlling & Finanzen sowie Recht. Seit 2005 sind Sie im ÖBB-Konzern tätig. Wie sind Sie eine so erfolgreiche Führungskraft geworden?

Begonnen habe ich im ÖBB-Personenverkehr als Vorstandsassistentin. 2009 habe ich mich für die neu geschaffene Leitung der Unternehmenswicklung beworben, diese Position hat mich einfach interessiert und ich wusste: Das ist meine Chance, eine Führungsfunktion zu übernehmen. Mein Kompetenzprofil hat damals nicht perfekt gepasst, aber ich habe es trotzdem versucht. Denn ein Kollege meinte damals: „E=Q+A“. Erfolg in einer Führungsposition ist nicht nur Qualität (Kompetenz), sondern auch Akzeptanz (gute Führungsarbeit). In der ÖBB sah man das damals genau so, und ich hatte meine erste Führungsrolle. Danach ging es weiter über die Leitung des Fernverkehrs des ÖBB Personenverkehrs bis in den Vorstand der Postbus AG.

 

Was würden Sie anderen Frauen im Rückblick raten, die sich für eine Position im Leadership interessieren?

Die erste Führungsposition ist am schwierigsten. Zum einen muss man den Mut haben, sich zu bewerben, und zum anderen muss man lernen zu führen. Und danach war vieles in meiner Karriere tatsächlich „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ sein. Sehr wichtig sind auch Fürsprecher:innen und Mentor:innen im eigenen Unternehmen, um weiterzukommen. Daher hilft vernetzen sehr.

 

Wie hat sich Führung aus Ihrer Sicht in den vergangenen Jahren verändert?

Ganz klar hat Leadership auf Augenhöhe das lang etablierte „Boss“-Management abgelöst. Die Leute akzeptieren die alte Führungsart nicht mehr, deshalb haben Frauen jetzt die besten Chancen, mit ihren Skills wie etwa Kommunikationsstärke zu punkten.

 

Wo liegen auch Hürden, Verantwortung in Führung zu übernehmen?

Der rechtliche Rahmen für Unternehmer:innen wird immer komplizierter, und man agiert sehr exponiert. Gleichzeitig gibt es keine etablierte Fehlerkultur. Da haben viele potenzielle Kandidat:innen Angst, etwas falsch zu machen.

 

Wie gehen Sie mit diesem Druck um?

Sehr wichtig ist es, trotzdem keine Angst vor Entscheidungen zu haben, sein Bestes zu geben und authentisch zu bleiben. Denn bei Führung geht es nicht darum, von allen gemocht zu werden. Eine Führungsposition ist eine Rolle. Solange man aber nachvollziehbar und transparent arbeitet und immer wertschätzend bleibt, werden Entscheidungen respektiert.

 

Welche wichtigen Weichenstellungen würden Sie sich aktuell im Bereich Mobilität, speziell für den Bereich Bus wünschen?

Als Vorständin des größten Busunternehmens Österreichs würde ich mir mehr Diskussionen zu Bussen wünschen. Wir sollten mehr auf die Potenziale des Busses schauen, denn er könnte in den Regionen weit mehr Verkehrsentlastung schaffen als bislang. Außerdem würde ich mir mehr Vorbilder wünschen, die den Bus nutzen. Auch bei der Raumordnung und Verkehrsplanung sehe ich noch viel Handlungsbedarf.

 

Sind Frauen in relevanten Feldern und Zukunftsbranchen wie etwa Mobilität oder Energie sogar die besseren Entscheiderinnen? Wenn ja, warum?

Ich finde es extrem wichtig, dass Frauen in Zukunftsbranchen eine wichtigere Rolle einnehmen. Ich will nicht stereotypisieren, aber ich erlebe Frauen als inklusiv, pragmatisch und weniger an Macht als vielmehr an der Sache interessiert, und das sind wichtige Eigenschaften. Frauen sind nicht per se die besseren Entscheiderinnen, aber sie bringen jedenfalls wichtige Kompetenzen mit, die wir gerade in Zukunftsfeldern dringend benötigen.

 

Silvia Kaupa-Götzl ist seit August 2015 im Vorstand der Österreichische Postbus AG. Die studierte Juristin verantwortet Personal, Controlling & Finanzen, Verkehrsmarkt, Technik, IT & Innovation, Recht sowie PR- & Marktkommunikation. Seit 2005 ist sie im ÖBB-Konzern tätig. Sie eröffnete im Auftakt-Panel die diesjährige Online-Konferenz Shetech zum Thema: „How Female Leaders shape the Future“.

 

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