Beim Plausch mit meiner Schwester kam die Rede auf einen Witz aus meiner Heimat Südtirol. Die gute Fee erscheint beim Bauern und erklärt ihm, dass sie ihm einen Wunsch – egal welchen – erfüllen würde. Sein Nachbar würde aber das Doppelte davon bekommen. Nach langem Nachdenken kommt die Antwort: „Nimm mir ein Auge!“
Lachen ist ein Erleichterungsventil der Seele, durch das allerhand Aufgestautes an die Oberfläche kommt. Unter Geschwistern kennt man manchen Abgrund. Missgunst, Neid und Konkurrenzdruck sind beim Heranwachsen Dauerbegleiter. Man wächst daran oder wird runtergemacht. Kinder können grausam sein.
Als Erwachsene stehen wir uns durch diese kindlichen Gefühle, die laut Freudscher Lehre im Unbewussten ein so gut wie unausrottbares Dasein fristen, oft genug beim Weiterwachsen im Weg. So manche gute Idee musste dem Konsens auf eine mittelmäßigere weichen. Viele intelligente, charismatische Führungskräfte dulden in ihrer Umgebung Niemanden, dem sie mehr Erfolg als sich selbst gönnen würden.
Diesen Mechanismus erlebt man in der Impfdebatte genau wie bei der Diskussion um die sogenannte Frauenquote. Sollen bereits Geimpfte Privilegien erhalten und die gesamte Gesellschaft dadurch näher an die Normalität rücken können? Für Viele nur dann, wenn sie selber davon profitieren würden. Sollen verpflichtend gleich viel Frauen wie Männer unsere Wirtschaft, Politik und somit unsere Gesellschaft lenken? Die Gründerin eines österreichischen Frauennetzwerkes sendete jenem Mann, der sie für die Suche nach weiblichen Aufsichtsräten engagiert hatte, eine Botschaft, in der sie sich über die Quote und die „Weiber“ in ausfälligem Ton beschwerte. Sie hat damit ihre Karriere beschädigt. Der Schaden, der durch die Nicht-Bestellung selbstbewusster und fähiger Frauen in die Führungsetagen entstanden ist und noch immer entsteht, wiegt größer.