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Kopf der Woche: Diana Schröter

Diana Schröter ist eine der wenigen weiblichen Führungskräfte in der Tech-Branche und verbindet in ihrer Position Menschen und Marken. Ihr Fachwissen beruht auf Erfahrungen von eBay über das Hypergrowth-Startup N26 bis hin zu Twilio, einem Anbieter flexibler Kundenservice-Plattformen. Sie ist treibende Kraft für die digitale Transformation und erzielte in ihrer Karriere außergewöhnliche Erfolge, indem sie Call-Center von Grund auf neu entwickelt sowie Effizienz, Workforce Management und Produktivität mit weiblicher Hand optimiert.

 

Welches Klischee rund um Frauen in Ihrer Branche können Sie nicht mehr hören?

Können nicht Auto fahren, sind emotional, können nicht gut verhandeln.

Sind Sie Feministin?

Ich habe Feministin nachgeschlagen. Das ist dann vielleicht schon die Antwort auf die Frage. Oder auch nicht, denn ich betrachte mich in der Tat als Aktivistin. Aktiv für die Werte, die mir am Allerwichtigsten sind: Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Umweltschutz. Insofern lege ich mich gar nicht auf ein Thema fest. In allen Lebensbereichen erwarte ich Gleichberechtigung und setzte mich dafür ein.

Was war die größte Hürde, die Sie auf Ihrem bisherigen Karriereweg gemeistert haben?

Die meisten Hürden stelle ich mir selbst. Das zu erkennen, war die wohl größte Hürde. Etwas, woran ich immer arbeite ist meine produktive “Unruhe” und Geduld in Balance zu halten. Rein auf die Position bezogen war die größte Hürde sicherlich der Schritt raus aus dem gewohnten Umfeld. Ich habe 11 sehr erfolgreiche und zufriedene Jahre bei eBay verbracht. Die Komfortzone zu verlassen war das Beängstigendste und Großartigste zugleich.

Was motiviert Sie jeden Tag Ihr Bestes zu geben?

Ich bin gerne kreativ, denke ergebnisorientiert. Das ermöglicht es mir, gemeinsam mit meinem jeweiligen Team oder Partner Neues zu kreieren. Das treibt mich an: Weiterkommen, Neues schaffen, Menschen sich entwickeln und über sich hinauswachsen sehen, dabei den Prozess genießen. Das motiviert mich enorm.

Wie gehen Sie mit beruflichen Rückschlägen um?

Hier stellt sich natürlich die Frage, wie man Rückschlag definiert. Ich habe das Gefühl, ich werde immer besser darin, Ereignisse nicht als Rückschlag zu definieren, sondern eher als “hat funktioniert” oder “hat nicht funktioniert“. Wenn ich mir etwas fest vorgenommen bzw. vor Augen gehabt, geplant, daraufhin gearbeitet habe und es dann nicht funktioniert, bin ich erst einmal enttäuscht. Der Modus operandi ist dann meist: jetzt erst recht. Und währenddessen läuft der Analyseprozess nach keiner bestimmten Methode. Ich drehe und wende es. Und zwar so lange, bis es in meinem Kopf Sinn ergibt – oder ich bitte Freunde und Kolleg*innen um Feedback. Dann kann ich es als “wieder etwas gelernt” in die Toolbox packen.

Welche drei Eigenschaften helfen Ihnen dabei, erfolgreich zu sein?

Neugier, Offenheit, Ungeduld, gut zuhören können, sich nicht zu blöd sein und solange ‘Warum’ zu fragen, bis ich es verstanden habe. 

Haben Sie ein weibliches Vorbild?

Alanis Morissette, weil sie so vielseitig und mutig ist. Sie lässt nicht auf eine Sache reduzieren – ist Künstlerin, Aktivistin, Spirituelle und mittlerweile Mutter. Spricht offen Tabuthemen an und findet Sprache für Gefühle, die viele kennen aber nicht zum Ausdruck bringen können. Sie nutzt ihre Bekanntheit für den guten Zweck, hat sich mit sexuellen Übergriffen auf Frauen befasst, sich seit jeher für Schwule und Lesben stark gemacht und den Themen eine Bühne gegeben. Sie ist mittlerweile auf einigen Podien, in Diskussionsrunden und Webinaren zu Themen wie Traumabewältigung und Neurowissenschaften anzutreffen. 

Mir gefällt, dass sie sich intensiv mit den Themen auseinandersetzt, sich den Konfrontationen stellt, dabei den Humour nicht verliert, sich verletzlich zeigt und genau dadurch sehr viel Stärke beweist. Und ganz nebenbei gefällt mir ihre Musik. 

Wie sind Sie mit der Entwicklung des Frauenanteils in der Tech-Branche zufrieden?

Die Branche hat extremen Nachholbedarf. Nicht viele Firmen setzen sich so ambitionierte Ziele, wie z.B. 50% Frauenanteil bis 2023 zu erreichen, wie Twilio. Aber trotz solcher Ansagen muss mehr getan werden: Frauen müssen gezielter angesprochen und unterstützt werden, erfolgreich zu sein – zum Beispiel durch dezidierte Coaching-Angebote. Frauen müssen diese Möglichkeiten aktiv angeboten und nicht nur bereitgestellt werden, sonst beißt die Katze sich in den eigenen Schwanz. Dazu müssen auch Manager und Vorgesetzte angeleitet werden, wie sie Frauen individuell fördern und fordern. 

Was wären Ihrer Meinung nach die nächsten wichtigen Schritte in Richtung Gender Equality?

Wir fangen viel zu spät im Prozess an, uns damit zu beschäftigen. Wir wundern uns, warum Mädchen in der Schule glauben, sie wählen besser Kunst als Mathe im Abi. Wir wundern uns, warum sich im Ingenieur-Studiengang weniger Frauen bewerben. Wir wundern uns, warum am Arbeitsmarkt weniger gut ausgebildete, motivierte Frauen sind. Meiner Meinung nach müssen wir Eltern die Erzieher*innen in Kitas und Grundschulen viel besser dabei unterstützen, alte Rollenbilder erst einmal zu erkennen und zu verstehen und dann gleichberechtigte, unvoreingenommene Angebote an die Kinder machen.

Haben Sie das Gefühl, dass sich Frauen in ihrem jeweiligen Job oft doppelt oder dreifach anstrengen müssen?

Nein, nicht unbedingt. Das liegt aber eher an der Blase, in der ich mich aufhalte. Dessen bin ich mir sehr bewusst. Es ist mir da weniger stark aufgefallen, dass das Wort oder die Meinung einer Frau weniger ernst genommen wurde als die eines Mannes. Dennoch beobachte ich, wie der “Boys Club” außerhalb der rein fachlichen Diskussion gern unter sich bleibt. Das ist das Hauptproblem. Die “Jungs” treffen sich zum inoffiziellen Austausch innerhalb und außerhalb der Arbeit. Aber da werden bestehende Werte bestätigt, gefestigt, zementiert oder sogar ganz nebenbei richtungsweisende Entscheidungen getroffen. Ganz unter sich. Ohne sich mit anderen Perspektiven und Werten auseinandersetzen zu müssen.

Fotomaterial© Diana Schröter

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