Klaudia Maghis ist Consultant bei Horváth & Partners, einer international tätigen Managementberatung mit über 900 Mitarbeiter*innen. Mit Kompetenz, Ehrgeiz und Leidenschaft ist es ihr gelungen, sich in einem immer noch stark männerdominierten Berufsfeld durchzusetzen.
Welches Klischee rund um Frauen im Job können Sie nicht mehr hören?
Ich habe es in meinem Beruf als Management Consultant mit einer sehr männerdominierten Branche zu tun – sowohl in der Managementberatung als auch bei meinen Kunden in der produzierenden Industrie. Oftmals bin ich im Rahmen von Projektarbeiten über Monate die einzige Frau im Raum. Ich persönlich habe jedoch die Einstellung, mich von dieser Tatsache in gar keiner Weise, also weder positiv noch negativ, beeinflussen zu lassen. In der Regel klappt die Zusammenarbeit mit meinen Beraterkollegen auch sehr gut, da vor allem die Unternehmenskultur bei Horváth & Partners stark ausgeprägt ist und wir einen respektvollen Umgang miteinander pflegen.
In der Vergangenheit musste ich nur leider die Erfahrung machen, dass ich für manche Kunden, nach dem ersten Kontakt, als Frau schnell in die »Assistenzrolle« gedrängt wurde und damit plötzlich die Erwartungshaltung entstand, dass ich die Termine meiner männlichen Kollegen koordiniere. Dieser doch recht häufig auftretende Umstand ärgert mich leider sehr und ich fühle mich in meiner Rolle als gleichberechtigte Beraterkollegin oftmals nicht wahrgenommen. Da es sich in diesen Fällen um Kundenbeziehungen handelt, kann ich leider nur freundlicherweise darauf hinweisen, dass der Kollege seine Termine selbst koordinieren möchte – die »Assistentin« bleibe ich für den Kunden meistens trotzdem weiterhin.
In diesen Situationen versuche ich aber nicht aus Prinzip mehr zu leisten als meine männlichen Kollegen, nur um den Kunden zu überzeugen. Ich finde, dass sich Frauen nicht von vornherein selbst höhere Maßstäbe setzen dürfen, nur weil es die Gesellschaft verlangt. Vielmehr bedarf es Ruhe und Gelassenheit mit solchen Situationen umzugehen und für sich selbst die eigene Leistung und Motivation für den Job in den Vordergrund zu stellen. Im Nachhinein kann man dann – manchmal auch gemeinsam mit dem Kunden – darüber lachen.
Was motiviert Sie jeden Tag Ihr Bestes zu geben?
Meine Leidenschaft für die Beratung habe ich erst durch meinen vorherigen Job in einem Konzern entdeckt. Dort wurde mir bewusst, dass von mir gar nicht abverlangt wurde, jeden Tag mein Bestes zu leisten, da meistens das »Minimum« auch reichte und meine Verbesserungsvorschläge als jüngere Mitarbeiterin nicht ernst genommen wurden. Da ich eine leistungsorientierte Person bin und die Herausforderung suche, war mir das nach kürzester Zeit nicht genug und mir fehlte die Motivation am Morgen aus dem Bett zu steigen und den Berufsalltag anzugehen.
Die Beratung ist eine sehr leistungsgetriebene Branche, die von ihren MitarbeiterInnen jeden Tag aufs Neue das Beste fordert. Im Rahmen von Projektarbeiten stößt man dabei auch oft an seine eigenen Grenzen, aber dadurch bin ich auch unfassbar schnell fachlich und auch persönlich über mich selbst hinausgewachsen. Zudem ist es enorm wichtig, Probleme selbstständig lösen zu können und ein hohes Maß an Eigenverantwortung an den Tag zu legen. Die Motivation, jeden Tag mein Bestes zu geben, ziehe ich vor allem aus der Tatsache, dass ich an jedem Tag etwas Neues lernen und sehr wertvolle Erfahrungen sammeln kann, die ich in dieser Art und Weise in kaum in einer anderen Branche sammeln würde.
Mit welcher erfolgreichen Frau würden Sie gerne einmal zu Mittag essen und warum?
Eine Person, die mich vom ersten Tag an inspiriert hat, ist Michelle Obama. Sie und ihr Mann Barack Obama waren es auch, die mein – heute sehr stark ausgeprägtes – politisches Interesse geweckt haben. Für dieses Interesse bin ich sehr dankbar. Es hat meine Werte, Träume und Ziele definiert und mich zu der Person geformt, die ich heute bin.
Das Besondere an ihr ist, dass sie nicht nur idealistische Phrasen von sich gibt, sondern tatkräftig Initiativen unterstützt und ins Leben gerufen hat, die wesentlich zur Steigerung der Lebensqualität einer Vielzahl von Menschen geführt haben. Meiner Meinung hat sie es als First Lady auch geschafft, aus dem Schatten ihres Mannes zu wachsen und ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Eine Herausforderung, mit der jede erfolgreiche Frau zu kämpfen hat. Die größte Inspiration habe ich nach dem Lesen ihres Buches verspürt, das sie letztes Jahr veröffentlicht hat.
Wenn ich also die Wahl hätte, würde ich sehr gerne mit ihr etwas Zeit verbringen, um nur ein Stück von ihrer Lebensenergie, ihrem Optimismus und ihrem Ehrgeiz zu verspüren. Ich glaube, es gibt nur sehr wenige Frauen, die so eine Power ausstrahlen und eine Inspiration für so viele Frauen darstellen.