Seit zwei Jahren weiß die 28-jährige Marlene Engelhorn: Sie wird viele Millionen Euro erben. Und sie weiß auch, was sie mit dem Geld anstellen wird. Sie möchte es spenden und setzt sich für Vermögenssteuern ein.
Marlene Engelhorn ist 28 Jahre alt und studiert Germanistik in Wien. Was sie von gleichaltrigen Studierenden unterscheidet? Sie wird nach dem Ableben ihrer Großmutter, Traudl Engelhorn-Vechiatto, einen vermutlich zweistelligen Millionenbetrag erben. Was sie von anderen Millionenerbinnen unterscheidet? Sie möchte 90 Prozent ihres Erbes spenden und setzt sich für Vermögenssteuern für das „obere Prozent“ ein.
„Ein Prozent der Bevölkerung hält 40 Prozent des Vermögens. Ich werde dazugehören – und ich habe dafür nicht arbeiten müssen,“ sagt Engelhorn im österreichischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen (ORF). Deshalb sieht sie sich in der Verantwortung, „dies radikal zu ändern und einen Beitrag zu leisten, der sinnvoll ist“. Engelhorn stellt weiter fest, dass „in Österreich Vermögen und damit Macht und Lebenschancen wahnsinnig ungerecht verteilt sind“.
Personen wie Marlene Engelhorn, die ein Vermögen erben ohne dafür gearbeitet zu haben, haben einen unsäglichen Vorteil gegenüber jenen, die nicht in eine vermögende Familie geboren wurden. Engelhorn selbst erbt das Vermögen von ihrer Großmutter, die in der Schweiz lebt und deren verstorbener Ehemann ein Urenkel des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn war. Marlene Engelhorn bezeichnet dies als „schieres Geburtenglück“ und sieht den Staat in der Verantwortung, das „obere Prozent in die Pflicht [zu] nehmen“. Genau dafür setzt sie sich gemeinsam mit anderen Multi-Millionär*innen ein. Die „taxmenow“-Initiative will einen politischen Diskurs über Vermögenssteuern anregen, jedoch keine konkreten Maßnahmen-Empfehlungen machen. „Das wäre ja der Wahnsinn: Vermögende, die auch noch Vermögenssteuern selber basteln,“ so Engelhorn in einem Interview mit Kompetenz.
Neben ihrem Studium und ihrem Engagement bei „taxmenow“ arbeitet Marlene Engelhorn mit internationalen Netzwerken wie den Millionaires für Humanity zusammen. Sie ist zudem Obfrau des karitativen Vereins Holzkiste, hält regelmäßige LGBTQIA+Workshops in Schulen ab und gibt Sprachunterricht.