Unser heutiger Kopf der Woche ist Ulrike Hugh-Bloch. Sie ist Head of Production bei Croma-Pharma und erzählt uns im Interview, wie sie als Frau in der Pharmaindustrie Karriere gemacht hat. Auch verrät sie, dass es manchmal den Mut braucht, um unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Zudem gibt sie uns einen Einblick wie Female Empowerment bei Croma-Pharma gelebt wird.
Welches Klischee rund um Frauen im Job können Sie nicht mehr hören?
Dass Frauen, insbesondere diejenigen mit Kindern zu Hause, nicht so belastbar sind wie ihre männlichen Kollegen und nicht mit dem gleichen Engagement ihre beruflichen Ziele nachverfolgen.
Welche Faktoren waren ausschlaggebend, damit Sie Ihren Karriereweg gehen konnten?
Es gehört immer ein wenig Glück dazu, im richtigen Moment, am richtigen Ort zu sein. Mir hat die Wahl meines Studiums hier sicher sehr geholfen. Als Pharmazeutin war ich von Anfang an in einer Frauen-dominierten Branche, mein Wechsel aus der Apotheke in die pharmazeutische Industrie war eher zufällig. Der ausschlaggebendste Faktor für meinen Karriereweg und das Erlangen meiner jetzigen Position war die Unterstützung und das Vertrauen meiner Vorgängerin, die immer überzeugt war, dass eine Frau die richtige Kandidatin für ihre Nachfolge ist. So hatte ich bereits das Glück eine starke Mentorin zu haben, in deren Fußstapfen ich treten konnte.
Was war die größte Hürde, die Sie in Ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn überwunden haben?
Eine große Hürde war für mich, zu akzeptieren, dass es manchmal nötig ist, unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Gerade als Frau in einer Führungsposition strebt man selbstverständlich die Akzeptanz in den verschiedensten Ebenen des Unternehmens an. Und gerade dann fällt es manchmal doppelt schwer, Entscheidungen zu treffen, die nicht auf breite Zustimmung stoßen, für den Erfolg des Unternehmens aber wichtig sind.
Welche beruflichen Projekte verfolgen Sie gerade?
Wir stecken mitten im Tech-Transfer an eine neue Betriebsstätte und streben gleichzeitig die Zertifizierung unserer Produkte am amerikanischen Markt an. Das stellt sich natürlich als Herausforderung dar, wenn man daneben auch einen Routinebetrieb am Laufen halten muss.
Wie gehen Sie mit beruflichen Rückschlägen um?
Ich bin generell ein Mensch, der sich nicht so schnell unterkriegen lässt und meistens auch die positive Seite einer scheinbar negativen Entwicklung sehen kann und das hilft schon sehr oft. Aber generell hat man in diesen turbulenten Zeiten, die wir alle gerade durchleben, sowieso wenig Zeit sich viele Gedanken um Rückschläge zu machen, sondern versucht von Tag zu Tag die Herausforderungen zu meistern.
Wie setzen Sie Female Empowerment in Ihrem Unternehmen um?
Ich verfolge das jetzt schon über viele Jahre bei uns im Unternehmen und muss leider sagen, dass wir momentan zu wenige Frauen in den oberen Positionen haben. Das liegt allerdings mehr an natürlicher Fluktuation, als dass es Unternehmens-gesteuert wäre. Es kommen aber sehr engagierte, junge Kolleginnen nach, die dieses Bild in den nächsten Jahren sicher wieder umkehren werden. Generell muss man sagen, dass die Türen innerhalb der Croma allen gleichwertig offenstehen. Ich empfinde es als eine der lobenswertesten Dinge in unserem Unternehmen, dass Frauen, selbst wenn sie wie ich 2-malig in Karenz waren, die Aufstiegsmöglichkeiten nie verwehrt wurden.
Mit welcher erfolgreichen Frau würden Sie gerne einmal zu Mittag essen und warum?
Mit der Autorin Astrid Lindgren, weil sie allen Hindernissen zum Trotz einen Weg eingeschlagen hat, der für ihre Zeit bemerkenswert war. Ihre Vision der Welt hätte mich wirklich sehr interessiert. Sie war eine so starke Persönlichkeit, die sich in vielen Bereichen des Lebens engagiert hat. Ihr Vermächtnis wird das Leben von so vielen Generationen nach uns noch bereichern, da bin ich sicher.
Was wären Ihrer Meinung nach die nächsten, wichtigen Schritte in Richtung Gender Equality?
Die Berufswelt ist nach wie vor eine Männerwelt. Um für mehr Gleichberechtigung zu sorgen, sollten Frauen stärker in Prozesse und Entscheidungen eingebunden werden. Und ich halte es für wichtig, dass Gleichstellung in der Strategie des Unternehmens verankert wird. Die Einführung einer Genderquote kann zusätzlich unterstützen.