Entweder sind sie zu jung oder zu alt, über- oder unterqualifiziert. Frauen können es dem Arbeitsmarkt fast nie recht machen. Deshalb sollten sie endlich ihre eigenen Regeln aufstellen.
Letztens ist mir in einem Workshop das bekannte Zitat „You have to know the rules well to break them effectively” untergekommen. Ich selbst benutze es immer wieder gerne. Der Ursprung ist unklar, mal heißt es, der Dalai Lama hätte diese Weisheit in die Welt gebracht, mal heißt es, es sei ein Wahlspruch der englischen Upperclass.
Derzeit denke ich viel über Regeln und ihre Wirkmacht nach. Regeln, die natürlich auch in Bezug auf Karrieren gelten: „Lebenslanges Lernen“, „immer auf dem neuesten Stand bleiben“, „Stillstand ist Rückschritt“. Das, was eigentlich damit einhergeht, ist das stete Gefühl, egal, was man gelernt, gemacht, gearbeitet hat, es reicht nicht mehr, um den Anschluss zu bekommen. Was übrig bleibt, ist Frustration, und damit einhergehend die Angst, nicht zu genügen. Erst recht, wenn man „immer alles richtig gemacht hat“.
Die Ausnahme zur Regel
Es klingelt bei Ihnen sicher bereits, für welche Bevölkerungsgruppe das besonders gilt, ja? Leider für uns Frauen. Und zwar nicht nur, weil wir es dem Arbeitsmarkt nie wirklich Recht machen können – zu viel/zu wenig, zu jung/zu alt, überqualifiziert/ unterqualifiziert – sondern, tadaaa: weil wir vermutlich lange noch die AUSNAHME zu den Regeln eines Systems sein werden, das immer noch auf die lebenslange, männliche Erwerbsarbeit ausgerichtet ist. Ja. Wir haben nun Quoten im Aufsichtsrat, aber ohne entsprechendes Netzwerk erfahren wir nie von freien Aufsichtsratspositionen. Ja, wir haben Gendersen-sibility auch in den großen Companies – aber was nutzt gendersensible Unternehmenskultur, wenn man mit 30 sanft verschoben wird, weil das „Risiko einer Schwangerschaft“ in der Luft liegt und Frauen ab 50 als „alt“ gelten?
Mut zum Risiko und Treue zu sich selbst
Um das eigene Potenzial auszuschöpfen, ist es daher wichtig, nicht (nur) Regeln zu befolgen, sondern sie auch effizient zu brechen. Zum Beispiel beim Thema Ausbildung und Fortbildung: Suchen Sie sich, worin sie gut sind, was Ihnen Freude macht, ergänzen Sie Ihre Skills um lustvolle Fähigkeiten, und vor allem: Machen Sie Ihre eigenen Regeln.
Die klassischen Karriere-Planungsempfehlungen möchte ich daher um folgende Punkte ergänzen:
- Know WHO you are! Know WHERE you are going!
- Plus: Make YOUR OWN RULES!
Gerade dieser letzte Punkt erfordert Mut und Bereitschaft zum Risiko. Glauben Sie mir, beides werden Sie nicht bereuen, um in Ihre volle Karriere-Fülle zu kommen.
Diese und weitere Gedankenspuren finden Sie in unserem aktuellen Print-Magazin, das Sie am Kiosk Ihres Vertrauens oder in unserem Online-Shop erwerben können.
Lesen Sie ebenfalls von Sonja Kato-Mailath: Wäre die Welt eine friedlichere, wenn Frauen mehr Geld hätten? Vermutlich ja. (Opinion vom 7. Mai 2022)