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Mann versus Frau: Das Karriere-Battle Teil 2

Lassen Sie heute im 2. Teil unserer Trilogie von Diversity Expertin Katrin Kärner die ‚vertauschten Rollen‘ auf sich wirken…Lesen Sie morgen den 3. Teil unserer Trilogie.

SIE: Diplomkauffrau, 42 Jahre, 2 Kinder (4 und 7) Vollzeitjob, ca. 48 Stunden/Woche; Ehemann arbeitet 20 Stunden/Woche als Sachbearbeiter

„Zum Glück kann ich mich voll und ganz auf meinen anspruchsvollen Job konzentrieren. Unsere Kinder sind gut betreut – im Hort und bei meinem Mann. Alle Frauen in meinem Umfeld machen Karriere

– da muss man schon auch irgendwie mithalten. Abends wenn ich nach Hause komme, sind die Hausaufgaben gemacht, es ist eingekauft, mein Mann hat Aktivitäten fürs Wochenende geplant und ich glaube er ist stolz auf mich, weil ich so viel Geld nach Hause bringe. Manchmal gibt er vor seinen Freunden richtig mit seiner erfolgreichen Frau an – gut – wir können uns ja auch ein entsprechendes Leben leisten. Kennengelernt haben wir beide uns übrigens im Studium…

Er arbeitet 20 Stunden die Woche – mehr packt
er nicht, wie er so schön sagt – ist ja auch kaum machbar, bei den Betreuungszeiten in unserem Kindergarten…da muss die Kleine um 14:00 spätestens abgeholt werden… und unsere Große ist in der ersten Klasse, da sind die Eltern bei den Hausaufgaben schon gefragt. Und dann schleppen die Kids ja noch ständig Krankheiten an.

Klar würde ich manchmal gern ein bisschen mehr für die Kinder da sein, meinen Mann mehr unterstützen – aber ganz ehrlich – so weit
sind die Unternehmen noch nicht – wenn man da kürzertritt, ist man schnell weg vom Fenster! Unter meinen Kolleginnen im Management Team fühle ich mich sehr wohl, wir verstehen uns alle bestens und sind ein eingespieltes Team. Irgendwie fast nur Frauen…

Wir haben ähnliche Werte und das motiviert mich, Karriere zu machen. Ich mache meinen Job richtig gern – meine Zahlen sind immer top! Klar fühlt es sich auch gut an, eine gewisse Macht zu haben. Flexibilität habe ich wie gesagt durch meinen Mann, der mir den Rücken freihält. Abends kann‘s auch schon mal spät werden – oft muss ich auch an Networking Abenden teilnehmen – da kommt man ab einem gewissen Level nicht dran vorbei – andererseits habe ich da schon tolle Kontakte geknüpft, die gut für mein berufliches Fortkommen waren!

Meistens schaffe ich es, rechtzeitig zuhause zu sein, um den Kindern was vorzulesen – dann freuen die sich total auf ihre Mama– manchmal sagen sie ‚unsere Vorlesemama‘ – schon ein bisschen unfair denke ich mir manchmal – wo mein Mann die ganze Arbeit mit den beiden hat… Aber wie gesagt, die Kinder sind versorgt.

Am Wochenende helfe ich gern mit im Haushalt – am Samstag geh ich schon mal zum Markt oder repariere Sachen, ich nehme meinem Mann auch schon mal die Kinder ab, so dass er sich mal alleine mit seinen Freunden treffen kann. Jeder macht eben das, was er am besten kann – wir sind ein super Team!“

ER: Diplomkaufmann, 40 Jahre, 2 Kinder (3 und 8), Vollzeitjob, 40 Stunden/ Woche; Ehefrau arbeitet vollzeit ca. 48 Stunden/Woche

Ich arbeite, weil ich gut bin und was bewegen möchte – ich habe schließlich auch studiert und habe gewisse Ansprüche an meine Arbeit.

Ich habe einen Vollzeitjob, weil ich leider mit reduzierter Arbeitszeit keine Stelle auf Managementlevel gefunden habe – das kann man absolut vergessen. Da wird auf Kinder leider noch immer keine Rücksicht genommen – schon gleich gar nicht beim Headhunter – da muss man sich fast schämen, Kinder zu haben! Ich kann den Vollzeitjob nur machen, weil ich das Glück hatte, einen Ganztagsplatz im Hort bekommen zu haben – sonst hätte ich das niemals hinbekommen – denn meine Frau hat lange Arbeitstage – und ihr Chef hat null Verständnis, wenn sie wegen der Kids früher gehen muss.

In meinem Freundeskreis bin ich der Einzige, der Vollzeit arbeitet – die anderen wollen sich das nicht antun – zu viel Stress…. und außerdem fehlt jegliche Anerkennung. Auch ich muss mich ständig rechtfertigen, warum ich überhaupt Kinder bekommen habe. Am schlimmsten sind meine Schwiegereltern – die hätten gerne, dass ich komplett bei den Kindern bleibe. Auf die Karriere ihrer Tochter wiederum sind sie dagegen mega stolz! Ich habe manchmal das Gefühl, Männer machen sich gegenseitig das Leben schwer – und vergleichen ständig, wer das beste Lebensmodell praktiziert.

Meine Frau bringt die Kids früh netterweise zum Kindergarten/Schule und ich hole abends ab – ich bin meist der letzte – und habe mir schon viel Ärger eingehandelt. Ich lebe ständig mit einem schlechten Gewissen! Meine weiblichen Kolleginnen im Managementteam können bei Meetings keine Rücksicht auf meine persönlichen Belange nehmen (die haben ja auch meist Männer zuhause).

Am Abend geht’s zuhause weiter mit Unterstützung bei Hausaufgaben und Haushalt… die klassische Care Arbeit eben. Sport? Fehlanzeige!
Der Job macht mir schon großen Spaß, wobei Macht und Status für mich wenig Bedeutung haben. Ich leite ein Team – und ich denke, dass ich da einen guten Job mache. Ich könnte sicher noch einen Level aufsteigen – aber noch mehr Stress – nein danke. Ich komme schon so zu nichts.

Das Gefühl, im Management Team der einzige Mann zu sein ist nicht immer gut – ich fühle mich oft fremd – Frauen ticken eben doch anders – und diese blöden Sprüche oft…aber wenn man da mitspielen möchte, muss man sich anpassen. Abends finden oft Networking Treffen statt – aber dafür habe ich keine Zeit – obwohl das für meine Karriere wichtig wäre – ich kann nicht noch länger weg sein und zudem ist der Job meiner Frau so schwer kalkulierbar.

Ich verdiene gutes Geld – genauso viel wie meine Frau – aber das darf man gar nicht laut sagen, dass man als Mann genauso viel Geld nach Hause bringt…… Geld ist mir ohnehin nicht so wichtig. Was ich mir am dringendsten wünsche ist mehr Zeit und mehr Anerkennung!

Lesen Sie morgen: Wie sich ein geschlechtergerechtes Gesellschaftsmodell für Männer und Frauen auf ihren Karrierewegen anfühlen würde.

Zur Autorin:

Katrin Kärner ist eine HR Expertin mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in Personalleitungspositionen im internationalen Umfeld. Als alleinerziehende Mutter im Management hat sie in dieser Zeit viele Erkenntnisse gewonnen, an welchen Stellschrauben gedreht werden müsste, um mehr gender diversity im Management zu erreichen. Heute ist sie Dozentin für HR, Auditorin bei berufundfamilie und berät auf dem Gebiet Mixed Leadership.

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