StartBalanceHealthMedizinstudie: Frauen mit mehr OP-Komplikationen, wenn Chirurg männlich ist

Medizinstudie: Frauen mit mehr OP-Komplikationen, wenn Chirurg männlich ist

Eine im Dezember 2021 publizierte kanadische Studie legt nahe, dass weibliche Patientinnen, die von einem männlichen Chirurgen operiert werden, ein um bis zu 15% höheres Risiko an unerwünschten postoperativen Komplikationen haben.

Diese Wahrscheinlichkeit ist zwar geringfügig, aber dennoch signifikant. Werden die Patientinnen von einer Chirurgin behandelt, besteht dieses erhöhte Risiko nicht. Generell konnte die Studie bei anderen Geschlechterkonstellationen kein erhöhtes Risiko für Komplikationen feststellen.

Die umfangreiche Studie analysierte Daten von 1.320.108 über 18-jährigen Patient:innen, die von 2.937 Chirurg:innen in der kanadischen Provinz Ontario in unterschiedlichen chirurgischen Fachabteilungen behandelt wurden. Der Zeitraum der Studie umspannte die Jahre 2007 bis 2019. Im deutschsprachigen Raum machte nun unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) auf die Ergebnisse der Studie aufmerksam.

Auch in anderen Fächern bekannt – gemischte Ärzt:innenteams als Lösung

Das Ergebnis der Untersuchung sei besorgniserregend: „In der Konstellation ‚Männlicher Operateur, weiblicher Patient‘ traten der Analyse zufolge deutlich häufiger postoperative Komplikationen bis hin zum Tod der Patientin auf“, so Professor Dr. med. Natascha Nüssler, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV).

Das Problem sei aus anderen Fachgebieten bekannt, beispielsweise nach Herzinfarkten – auch hier ist das Risiko zu versterben für weibliche Patientinnen, die von einem männlichen Arzt behandelt werden, höher als bei männlichen Patienten. Gründe könnten sein, „dass männliche Ärzte die Schwere von Symptomen ihrer Patientinnen eher unterschätzen oder Frauen Hemmungen haben, gegenüber einem männlichen Arzt Schmerzen zu offenbaren.“, so Nüssler.

Eine mögliche Lösung seien gemischtgeschlechtliche Ärzt:innenteams. Gerade in der Chirurgie gestaltet sich dieser Ansatz aktuell jedoch noch schwierig, da der Frauenanteil, zumindest in Deutschland, bei nur ca. 22 Prozent liegt. Chirurgie sei für viele Studentinnen keine attraktive Facharztwahl, das liege vor allem auch an fehlenden Role-Models in diesem Bereich. Dem versucht die DGAV entgegenzuwirken: 2022 werden erstmals alle Sitzungen des Chirurgenkongresses von einer Chirurgin und einem Chirurgen gemeinsam geleitet.

 

Quellen: Deutsche Gesellschaft für Chirurgie, JAMA Surgery

 

Fotomaterial Piron Guillaume

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