Frauen melden deutlich weniger Patente an als Männer, zeigt eine Studie der Wirtschaftsuniversität Wien. Das Österreichische Patentamt arbeitet an der Trendwende und winkt mit attraktiven Förderungen.
Ohne Ada Lovelace gäbe es womöglich keinen Algorithmus. Ohne Melitta Bentz, der Erfinderin des Kaffeefilters, würden wir unseren Kaffee vielleicht immer noch mit Klumpen trinken. Und ohne Hedy Lamarr würde WiFi wohl keine so große Rolle in unseren Leben spielen. Unsere Welt wäre eine andere, gäbe es die Erfindungen all dieser Frauen nicht. Dennoch fällt auf: auf der Liste der bekanntesten Erfinder:innen Österreichs, aber auch weltweit, werden die weiblichen Namen von den männlichen übertrumpft.
Bis heute gibt es einen großen Gender Gap bei den Patentanmeldungen. Eine vom Patentamt Österreich in Auftrag gegebene Studie der Wirtschaftsuniversität Wien zeigt, dass derzeit nur rund sechs Prozent aller Patentanmeldungen von Frauen stammen. Am häufigsten patentieren Frauen demnach in den Bereichen Biotechnologie, Pharmazie und diversen chemischen Disziplinen. Im Maschinenbau und der Elektrotechnik sind sie unterrepräsentiert. „Wenn heute eine Erfindung auf unserem Tisch landet, dann ist sie wahrscheinlich von einem Mann. 2021 hatten wir 2.480 Erfindungsanmeldungen und nur sechs Prozent davon waren von Frauen. Das ist beschämend wenig. Es wird zwar langsam besser – vor einem Jahrzehnt hätte man sagen können, jeder erfindet in Österreich, nur nicht Frauen – aber auch heute sind noch immer viel zu wenig Frauen am Erfinden“, sagt die Präsidentin des Österreichischen Patentamts, Mariana Karepova.
Weniger Patentanmeldungen wegen schlechter Vernetzung
Ein Grund für den geringen Frauenanteil unter den Patentanmeldenden ist die Tatsache, dass Frauen innerhalb von Unternehmen schlechter vernetzt sind. Da Technologien häufig in Gruppen entwickelt und anschließend als Patent angemeldet werden, spielen Netzwerke für die Patentanmeldung keine geringfügige Rolle. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Frauen insgesamt eher am Rande solcher betrieblichen Netzwerke stehen. Das macht es deutlich schwieriger, in Patentanmeldungen involviert zu werden. Zudem sind sie seltener in Führungspositionen zu finden und stellen kaum für Innovationsprozesse bedeutende „Brücken“ dar, also die Verbindung verschiedener, an Erfindungen arbeitender Personen. Selbst wenn sie also an einer Erfindung mitarbeiten, werden Frauen seltener in der Patentanmeldung namentlich genannt.
Die Studie hat auch gezeigt, dass Frauen häufiger an der Anmeldung von Gebrauchsmustern, die auch als „kleines Patent“ beteiligt sind, als von Patenten. Die Studienautor:innen gehen davon aus, „dass der ‘Mythos Patent’ eine hinderliche Wirkung auf die Patentaktivität von Frauen hat.“ Das Gebrauchsmuster würde eine kleinere Hürde darstellen. Und das, obwohl ein Gebrauchsmuster Erfindungen in Österreich genauso schützt wie das Patent und sogar dieselben Anmeldeunterlagen erfordert. Es umfasst jedoch eine kürzere Schutzdauer (10 Jahre, beim Patent sind es 20 Jahre) und hat den Nachteil, dass im Gegensatz zum Patent nicht so lang geprüft wird, bis schützbare Ansprüche vorliegen.
Bis zu 75 Prozent Förderung
Mit der neuen Aktion „Bleib Einzigartig“ möchte das Österreichische Patentamt gemeinsam mit dem EUIPO, dem Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum allen Personen die Anmeldung erleichtern und zugänglicher machen. Sie umfasst eine kostenlose Beratung sowie Förderungen für Patent-, Marken- und Designanmeldungen. Nationale und EU-weite Marken- sowie Designanmeldungen werden bis zu 75 Prozent gefördert, nationale Patentanmeldungen sowie internationale Marken- und Designanmeldungen außerhalb der EU bekommen einen Zuschuss von 50 Prozent. So haben KMUs haben die Möglichkeit, sich bis zu 2.250 Euro zurückzuholen.
Alle Informationen zur „Bleib Einzigartig“-Aktion des Österreichischen Patentamts: https://www.patentamt.at/bleibeinzigartig/