Beim Zappen durch alle Kanäle – Netflix & Co sind nach einem Jahr Pandemie etwas leergesehen – geriet ich unlängst zu Frauke Ludowig auf RTL. Es ging „explosiv“ zu. Thema: Wie würden die Ehefrauen von Armin Laschet und Markus Söder damit umgehen, wenn sie „Plötzlich Kanzlergattin“ wären? Weder Karin Baumüller-Söder noch Susanne Laschet gaben dazu einen Kommentar ab. Auch Joachim Sauer, der immerhin 16 Jahre Erfahrung als Kanzleringatte vorweisen kann, kam nicht ins Bild. Der Chemiker und Quantenphyisker hielt bis vor vier Jahren einen Lehrstuhl an der Humboldt-Universität und ist weiterhin als Senior Researcher wissenschaftlich tätig. Er könnte doch etwas dazu sagen, wie man Beruf und Privatleben an der Seite der Mächtigen verbinden kann?
Auskunft erteilte Doris Schröder-Köpf. Die frühere Journalistin und nunmehr eigenständige Politikerin erzählte von öffentlicher Kritik, die sich hauptsächlich um Äußerlichkeiten, insbesondere ihrem Erscheinungsbild, drehte. War sie zu dünn oder wirkte sie zu verbissen? Nicht: Warum stellt sie sich einen eigenen Schreibtisch in die Büroräumlichkeiten ihres Mannes, um ihm beratend zur Seite zu stehen?
Ich persönlich finde, dass die Definition eines Mannes oder einer Frau durch die berufliche Tätigkeit ihrer Partner oder Partnerinnen nicht zulässig ist. Noch weniger die Verpflichtung, ein politisches Programm mitzuziehen, für das man mehr oder auch weitaus weniger verantwortlich zeichnet und das man möglicherweise sogar ablehnt. Denn, so hat es meine liebe Freundin Marga Swoboda, die eine der pointiertesten Schreiberinnen Österreichs war, treffend erkannt: „Verlieben kann man sich auch in ein Krokodil.“
Dass Hillary Clinton und Michelle Obama richtungsweisend für das Frauenbild von Millionen Menschen war, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die westliche Supermacht in ihrer Geschichte noch nie eine weibliche Anführerin gewählt hat. Hillary Clinton unterlag Donald Trump. Nach ihm ist nun Joe Biden in das Weiße Haus eingezogen und seine Stellvertreterin Kamala Harris könnte mit Geduld den Wandel verkörpern. Ich wünsche mir: Mehr Ladies First statt First Ladies.