Hinfallen, aufstehen, Krone richten – so sieht eine gesunde Fehlerkultur aus. Ingrid Reischl, Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse, erzählt uns, wie sie aus einem Fehler Nutzen gezogen hat und was sie für sich selbst und ihre Organisation daraus gelernt hat.
Es gibt einen Fehler in meiner Karriere, der sich später als positiv herausgestellt hat. Das war ganz zu Beginn meiner Berufslaufbahn – da hatte ich ein attraktives Angebot eines großen Industrieunternehmens. Meine Familie hat mir geraten, diesen Job unbedingt anzunehmen und die Chance zu nutzen. Ich habe mich aber quergelegt und abgesagt. Stattdessen gab es von meiner Seite den Entschluss, in die Gewerkschaftsbewegung einzutreten und in weiterer Folge für die Sozialversicherung tätig zu sein. Monetär gesehen war das vielleicht ein Fehler. Aber es war langfristig sicher kein Fehler, wenn es darum geht, ob die Arbeit einen persönlich erfüllt.
Heute weiß ich: Es ist etwas Wahres dran, dass man aus jedem Fehler lernen kann und letztlich gestärkt aus der Situation hervorgeht. Es gehört also beides dazu, denn zum Glück ist der Mensch kein Roboter.
Wichtig ist die Fehlerkultur in einer Organisation. Fehler gehören zum Arbeiten dazu und passieren in jeder Organisation. Wenn man einen Fehler bemerkt, dann geht es vor allem darum, die Ursache zu finden. Es muss außerdem möglich sein, dass die Menschen in einer Organisation Fehler auch zugeben können und darüber gesprochen wird. Denn das kann der Beginn eines wichtigen Lernprozesses für das Unternehmen sein. In der Wiener Gebietskrankenkasse haben wir schon vor Jahren ein sehr gutes Kundenrückmeldungssystem etabliert. Von Kundinnen und Kunden zu lernen, steht im Vordergrund. Aufgrund der dort gemachten Erfahrungen konnten wir bereits einige Schwachstellen in Abläufen und Prozessen identifizieren und Verbesserungen in der Organisation umsetzen.
Wie reagiere ich auf die Fehler anderer? Auch das gehört für mich zu einer richtigen Unternehmenskultur – und was für mich in diesem Zusammenhang ganz wichtig ist: Fehler passieren, es muss möglich sein, darüber zu sprechen und Erkenntnisse daraus zu ziehen. Das ist der springende Punkt. Denn passieren Fehler dauerhaft und vielleicht auch noch immer die gleichen, dann müssen am Ende natürlich auch Konsequenzen stehen.
Fotos: Richard Tanzer, beigestellt von der Wr GKK