SHEconomy – die neuen Seiten der Wirtschaft – versteht sich als Plattform der Frauen-Netzwerke in Deutschland und in Österreich. Jede Woche stellen wir eines der zahlreichen Netzwerke aus den verschiedensten Segmenten der Wirtschaft vor. Diese Woche haben wir mit Dr. Ingrid Fitzek-Unterberger, Vorständin des Salon Real, über das Netzwerk für Frauen in der Immobilienwirtschaft gesprochen.
Das Netzwerk widmet sich nicht nur immobilienrelevanten Themen, sondern auch wichtigen Kernthemen wie Chancengleichheit, Karriereförderung und persönliche Entwicklung.
Was ist der „gemeinsame Nenner“ der Frauen, die sich in Ihrem Netzwerk zusammengefunden haben?
Die Förderung der beruflichen Positionierung von Frauen in der Immobilienwirtschaft steht im Zentrum unserer Arbeit.
Wann wurde Ihr Netzwerk ins Leben gerufen – und wie viele Frauen haben sich in dem Netzwerk organisiert?
Der Salon Real wurde 2009 als überparteilicher Verein von und für Frauen in Führungspositionen der österreichischen Immobilienwirtschaft gegründet. Er versteht sich als Plattform für branchenweites, interdisziplinäres Networking, sowie dem Austausch von Know-How. Seit seiner Gründung ist der Salon Real auf mehr als 180 Mitgliederinnen angewachsen. Wir haben Developerinnen, Maklerinnen, Hausverwalterinnen, Bewerterinnen, Notarinnen, Rechtsanwältinnen, Frauen aus der Welt der Finanzierung und Banken, sowie Marketing und einigen anderen Berufsgruppen.
Wie läuft der Austausch innerhalb Ihrer Community ab? Wie oft treffen Sie sich?
Fünfmal im Jahr gibt es Clubtreffen mit Vorträgen und Diskussionen. Diverse andere Veranstaltungen runden unser Angebot ab. Außerdem unternehmen wir jährlich auch ein oder zwei Clubreisen mit Schwerpunkt auf Immobilien und Architektur.
Wie informieren Sie sich gegenseitig?
Informationen werden im Salon Real unterjährig hauptsächlich per Mail und WhatsApp weiter gegeben. Wir sind aber auch auf LinkedIn vertreten, nutzen dieses Forum aber hauptsächlich zur Information Externer.
Wie generieren Sie weitere Frauen für Ihr Netzwerk?
Mittlerweile ist der Zulauf so groß und funktioniert automatisch, da müssen wir keine Anstrengungen mehr unternehmen. Wobei zu sagen ist, dass wir eigentlich von Beginn an keinen Mangel an interessierten Frauen hatten, die gerne Teil des Netzwerks sein wollten.
Wie organisieren Sie die Arbeit im Netzwerk?
Der Löwenanteil wird vom jeweiligen Vorstand gestemmt. Hier werden Themen generiert, Vorträge, Reisen und Veranstaltungen vorbereitet und organisiert. Aber auch einzelne Mitglieder übernehmen immer wieder einige Themen, so ist z.B. der Bereich „Sport“ seit Beginn bei einer unserer Damen angesiedelt. Und immer wieder entstehen Arbeitsgruppen, bestehend aus mehreren Frauen, die Beiträge zu speziellen Themen erarbeiten.
Was uns sonst noch interessiert….
- Netzwerk oder auch Interessen-Vertretung – wie treten Sie nach außen auf?
Wir melden uns regelmäßig zu aktuellen Themen in der Immobilienbranche zu Wort, wobei wir uns als nicht-politische Organisation verstehen. Unsere Mitgliederinnen positionieren wir bei externen Diskussionsrunden und treten oft auch in Fachmedien zu Themen auf. Somit sind wir einerseits ein Netzwerk, vertreten aber sehr wohl auch die Interessen der Frauen in der Immobilienwirtschaft.
- Wie steht es um den „Nachwuchs“ – schwer zu motivieren oder begeistert von der Idee eines Netzwerkes?
Im weitesten Sinne gibt es keinen „Nachwuchs“ unter den Mitgliederinnen des Salon Real. Wie bereits erwähnt verstehen wir uns als Verein für Frauen in Führungspositionen. Seit einigen Jahren gibt es aber ein Mentee-Programm im Salon, hier werden junge Kolleginnen für ein Jahr von einer unserer Damen begleitet und den Themen der Branche näher gebracht. Aus diesem Pool an jungen Frauen ist mittlerweile auch ein neuer Verein entstanden, die „Realwomen“, was uns sehr freut!
- Gemeinsam sind wir stark – was treibt Sie an?
In unserer Gesellschaft sollte es egal sein, welchem Geschlecht man angehört. Zählen sollte die Leistung. Der Salon Real arbeitet seit mehr als zehn Jahren daran, dass die Gleichstellung der Frau in der Immobilienwirtschaft nicht nur ein Schlagwort ist. Wir sind auf einem guten Weg, aber noch lange nicht am Ziel.
- Auf den Punkt gebracht – welche drei Eigenschaften zeichnet Ihr Netzwerk aus?
Hohe Leistungsbereitschaft / Freundschaftlicher Umgang / interessierter Blick in die Zukunft
Und Ihre Meinung zu/Fragen….
- Welches Klischee rund um Frauen im Wirtschaftsleben können Sie nicht mehr hören?
Frauen seien „stutenbissig“ und in Wahrheit nicht an Förderung von anderen Frauen interessiert. Das ist schlicht und einfach falsch. Die vielen Frauennetzwerke sprechen hier eine andere Sprache.
- Was wären Ihrer Meinung nach die nächsten wichtigen Schritte in Richtung Gender Equality?
Die Gleichstellung der Geschlechter sollte eine Selbstverständlichkeit sein und nicht diskutiert werden müssen. Leider wird aber noch viel an Diskussion notwendig sein um eine tatsächliche Gleichstellung Aller, nicht nur von Frauen, erreichen zu können. Die momentane Situation in der Welt erweckt eher in den Eindruck, dass wir hier eine Rückentwicklung haben.
- Haben Sie das Gefühl, dass sich Frauen oft doppelt oder dreifach anstrengen müssen, um gleiche Positionen wie Männer zu bekommen?
Leider ist das noch immer so, dass Frauen wesentlich mehr leisten müssen um in die entsprechenden Positionen gelangen zu können. Der Mythos „Familie und Führungsposition“ würden sich nicht vertragen sollte endlich ein Ende finden. Wie haben es sonst die Männer mit Familien in ihre Positionen geschafft? Hier ist es an der Zeit, dass endlich ein Umdenken stattfindet und in allen Bereichen die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, sei es privat, beruflich oder auch vom Staat.
- Wichtiger denn je – oder auf Dauer verzichtbar: wie bewerten Sie die Rolle von Frauen-Netzwerken in der Zukunft
Nach dem Negativ-Trend der letzten Zeit kann ich mir nicht vorstellen, dass auf Frauen-Netzwerke verzichtet werden kann. Obwohl es ein schöner Gedanke wäre, denn dann hätten wir die Gleichstellung Aller endlich erreicht.
- Last but not least – ein Wort zu Quote???
Solange die oft zitierte Gleichstellung nicht erreicht ist, sehe ich die Quoten-Regelung als unabdingbar.
Zur Person
Dr. Ingrid Fitzek-Unterberger ist Gründungsmitglied des Salon Real und seit mehreren Jahren nun auch als Vorständin tätig. Die Kommunikationswissenschaftlerin arbeitet seit mehr als 25 Jahren in der Immobilienwirtschaft und ist aktuell als Leiterin Marketing & Kommunikation in Doppelfunktion bei der österreichischen BUWOG Group und dem deutschen BUWOG Bauträger tätig.
Mehr Informationen zu Salon Real – das Netzwerk für Frauen in der Immobilienwirtschaft –finden Sie hier.