SHEconomy – die neuen Seiten der Wirtschaft – versteht sich als Plattform der Frauen-Netzwerke in Deutschland und in Österreich. Jede Woche stellen wir eines der zahlreichen Netzwerke aus den verschiedensten Segmenten der Wirtschaft vor. Diese Woche haben wir mit Anne Dörrhöfer, Präsidentin von Soroptimist International Deutschland, über die Arbeit im Netzwerk und Initativen für mehr Gender Equality gesprochen.
Was ist der „gemeinsame Nenner“ der Frauen, die sich in Ihrem Netzwerk zusammengefunden haben?
Wir sind berufstätige Frauen, welche die Punkte gesellschaftspolitisches Engagement, Netzwerken, Freundschaft unter Frauen vereinigen.
Wann wurde Ihr Netzwerk ins Leben gerufen – und wie viele Frauen haben sich in dem Netzwerk organisiert?
Soroptimist International (SI) wurde 1921 in den USA gegründet. In Deutschland entstand der erste Club 1930 in Berlin. Wir sind in 118 Ländern mit mehr als 70.000 Mitgliedern weltweit vertreten und durch verschiedene Clubs organisiert. In Deutschland gibt es zur Zeit 223 Clubs mit mehr als 6.700 Mitgliedern. An unserer Spitze steht eine Präsidentin – Anne Dörrhöfer. Alle Ämter wechseln im Zweijahresrhythmus.
Wie läuft der Austausch innerhalb Ihrer Community ab? Wie oft treffen Sie sich?
Die Clubs treffen sich in der Regel einmal im Monat. Dazwischen gibt es s.g. Kamin- oder „Klön“-Abende. Wir besuchen Veranstaltungen vieler Clubs und pflegen – wo immer es geht – den persönlichen Austausch.
Wie informieren Sie sich gegenseitig?
In Zoom-Meetings, Video-Calls, mit Rundschreiben, in Chat-Gruppen, über Social-Media-Plattformen, über unsere Website, mit unserem Newsletter, unserem Magazin „SI Intern“ und natürlich – wo immer es geht, persönlich.
Wie generieren Sie weitere Frauen für Ihr Netzwerk?
Die Mitgliedschaft in den Clubs ist für Frauen aller Berufe und Tätigkeiten offen. Jeder Beruf und jede Tätigkeit wird in der Regel jeweils nur durch ein aktives Mitglied vertreten. Die Mitgliedschaft erfolgt auf Einladung des örtlichen Clubs oder über direkte Kontaktaufnahme eines Clubmitglieds.
Wie organisieren Sie die Arbeit im Netzwerk?
Unsere Organisation kann man sich wie ein Dreieck vorstellen. Im oberen Dreieck steht die strategische Führung/Organisation/Finanzen und die Schnittstelle zu SI Europa. Das Herz unserer Arbeit ist die Programmarbeit der Clubs und das gesellschaftspolitische Engagement, flankiert von der Öffentlichkeitsarbeit einerseits und der Mitgliederentwicklung andererseits. Für alle Bereiche zeichnen gewählte Amtsinhaberinnen verantwortlich. Die gleiche Organisation gibt es auf Clubebene.
Was uns sonst noch interessiert….
- Netzwerk oder auch Interessen-Vertretung – wie treten Sie nach außen auf?
Die Präsidentin von Soroptimist International Deutschland vertritt die Clubs nach außen, der deutsche Vorstand führt die Geschäfte der Organisation. Gleiches gilt für die Clubpräsidentinnen, die ihre Clubs nach außen vertreten.
- Wie steht es um den „Nachwuchs“ – schwer zu motivieren oder begeistert von der Idee eines Netzwerkes?
Soroptimist International ist die Union weltweit, die kontinuierlich wächst. Da wir uns als Stimme für Frauen verstehen, Mentoring-Programme für Jüngere haben und ein attraktives Clubleben, haben wir eine ausgewogene Altersstruktur und nur wenige Clubs Nachwuchssorgen. Selbstverständlich muss auch etwas dafür getan werden, dass sich vor allem junge und berufstätige Frauen bei uns engagieren. Das stellen wir dadurch sicher, dass wir die Themen aufgreifen, von denen sie am meisten selbst betroffen sind.
- Gemeinsam sind wir stark – was treibt Sie an?
Mich persönlich treibt die gegenseitige Wertschätzung und die unglaubliche Power, die von unseren Frauen ausgeht, an. Auch dass wir als Nicht-Regierungsorganisation allgemeinen Konsultativstatus beim ECOSOC, dem Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen haben und mit Repräsentantinnen bei zahlreichen UN-Unterorganisationen in New York, Genf, Wien und Paris vertreten sind und ein eigenes Antragsrecht bei den UN haben, motiviert mich. Unsere Stimme hat Gewicht.
- Auf den Punkt gebracht – welche drei Eigenschaften zeichnet Ihr Netzwerk aus?
Gesellschaftspolitisches Engagement für Frauen, Netzwerken und eine weltweite Freundschaft unter Frauen.
Und Ihre Meinung zu/Fragen….
- Welches Klischee rund um Frauen im Wirtschaftsleben können Sie nicht mehr hören?
Dass erfolgreiche Frauen entweder Quotenfrauen sind oder sich hochgeschlafen haben.
- Was wären Ihrer Meinung nach die nächsten wichtigen Schritte in Richtung Gender Equality?
Auf Deutschland bezogen wären das für mich:
- Frauen ertüchtigen – unser Slogan: #beempowerd
- Partizipation von Frauen an allen Bereichen des wirtschaftlichen Lebens
- Familiengerechte Arbeitsstrukturen schaffen, die geschlechterübergreifend alle Interessen und Bedürfnisse beachten.
- tradierte Rollenbilder durchbrechen.
- Haben Sie das Gefühl, dass sich Frauen oft doppelt oder dreifach anstrengen müssen, um gleiche Positionen wie Männer zu bekommen?
Doppelt oder dreifach entspricht nicht meiner persönlichen Wahrnehmung, aber sie müssen auch heute noch deutlich besser sein.
- Wichtiger denn je – oder auf Dauer verzichtbar: wie bewerten Sie die Rolle von Frauen-Netzwerken in der Zukunft
Wichtiger denn je. Frauen werden anderen Frauen den Weg ebnen. Frauen sind gemeinsam stark. Starke Netzwerke sind ein wichtiger Erfolgsfaktor, sie dienen als Beschleuniger. Rollenmodelle und Vorbilder sind wichtig um der nachwachsenden Generation Möglichkeiten aufzuzeigen.
- Last but not least – ein Wort zur Quote???
Einer der wichtigsten Grundsätze zur Stärkung von Frauen ist ihre Förderung und Beteiligung an politischen und wirtschaftlichen Führungspositionen. Der Abbau von weltweiter Diskriminierung im Bildungssektor ist dabei eine Grundvoraussetzung für die Realisierung dieses Ziels. Ohne Quote ist das nicht erreichbar.
Und – abschließend: welches weitere Frauen-Netzwerk verdient Ihrer Meinung nach besondere Beachtung und sollte von SHEconomy unbedingt vorgestellt werden?
Der Deutsche Frauenrat
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