StartUncategorizedOsterfriede. "aufgeschnappt" von Nadia Weiss

Osterfriede. „aufgeschnappt“ von Nadia Weiss

Beinahe wäre diese Kolumne unter dem Titel „Augen auf!“ erschienen. Bei einem beruflichen Gespräch kam unlängst die Rede auf das besondere vergangene Jahr und welche Auswirkungen diese Besonderheiten auf die Situation von berufstätigen Frauen hatten. Sie wissen schon. Kind, Küche und Home Office. In den 1980er Jahren gab es für berufstätige Frauen die Bezeichnung „Working Girl“. Wenn die Mädchen Karriere machen wollten, wurden sie gerne gefragt, wie es denn mit Heirat und Familiengründung (selten nur eins von beiden) aussehe. Die Verantwortung „alles unter einem Hut“ zu bringen lag bei den Frauen. Kind, Küche, Karriere und immer ein schlechtes Gewissen.

Nun haben wir alle wie bei einem monumentalen Sozialexperiment viele Monate in den kleinstmöglichen gesellschaftlichen Strukturen verbracht. Das gesamte Leben spielte sich hauptsächlich in den eigenen vier Wänden ab. Parameter für Leistungsanspruch und Belastbarkeit  veränderten sich.

Es war nicht alles schlecht. Für manche. Es war ein herber Rückschlag. Für zu viele.

Also: Augen, auf!

Doch nun beginnt die Osterwoche.  Wer in unserem Kulturkreis  sozialisiert wurde  verbindet damit (nicht zuletzt durch die Vorfreude auf Schulferien) so etwas wie das Frühlingserwachen nach dem Winterschlaf. Wie gern würden wir jetzt doch allen um die Arme fallen, lachen, tanzen und die Feste feiern, wie sie fallen!

Das spielt es heuer natürlich nicht.

Das Leben ist kein Wunschkonzert und mehr Provinz als Paris. Das Paris, von dem wir so sehr träumen, dass eine Serie wie „Emily in Paris“ zum Lockdown-Hit wurde. Wir verzehren uns nach positiven Gefühlen, Sonnenstrahlen, Optimismus, Lebensfreude.

Vielleicht hilft es, dass es keine Schwäche ist, wenn der Gedanke durchzuhalten schwerer und die Lust auszubrechen größer wird. Es ist ganz normal.

Vielleicht schaffen wir es, in den nächsten Tagen Frieden mit uns und unseren Kämpfen zu schließen oder zumindest einen Waffenstillstand auszuhandeln.

Einfach so die ersten Frühlingsboten genießen.

Ein nettes Gespräch mit einer lieben Person suchen.

Mit offenen Augen durch die Welt gehen.

Also noch einmal: Augen auf! Aber mit versöhnlichem Blick.

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