Mag. Marion Andrea Puhr, LL.M. von der Boutiquekanzlei Puhr & Partner ist die erste Notarpartnerin in Wien und Niederösterreich bei den Paragraphinnen. SHEconomy hat bei der jungen Juristin nachgefragt, wie sie durch ihre Mitgliedschaft bei den Paragraphinnen mehr Frauen für den Beruf der Notarin begeistern möchte und welche Rolle Vorbilder auf ihrem Karriereweg gespielt haben.
Was hat Sie dazu bewegt, dass Sie Mitglied für Paragraphinnen werden wollten?
Marion Puhr: Ich finde die Idee eines Frauennetzwerkes wirklich toll. Insbesondere jüngere Berufsanwärterinnen – egal welcher Sparte – haben so die Möglichkeit, sich zu vernetzen, neue interessante Bekanntschaften zu machen und von anderen lernen. Das sind alles Dinge und Erfahrungen, von denen ich selbst nicht profitieren konnte. Daher ist es mir ein Anliegen, junge Juristinnen zu unterstützen und ihnen den ein oder anderen wertvollen Tipp oder Ratschlag zu geben.
Wie wichtig waren für Sie Vorbilder vor und zu Beginn Ihrer Karriere?
Marion Puhr: Ich kann mich noch genau an den Beginn meines Studiums an der Karl-Franzens-Universität in Graz erinnern. Ich saß in einer Strafrechtsvorlesung und war ganz beeindruckt von der Strafrechtsprofessorin, die mit lateinischen Rechtsbegriffen nur so „um sich geworfen“ hat. Ich muss zugeben, dass ich während meines Studiums eigentlich nicht wirklich ein (weibliches) Vorbild hatte. Ich habe mein Studium mit dem Ziel begonnen, eine fleißige und wissbegierige Studentin zu sein. Klar war für mich, dass ich immer einen klassischen Rechtsberuf wählen wollte. Bei einem Blick auf die Homepages der damaligen Wirtschaftskanzleien in Graz, waren Frauen stark in der Unterzahl und nur vereinzelt vorzufinden. Erst am Ende meines Studiums, wo ich mich dann auch für die Absolvierung eines Praktikums interessiert habe, haben mich die wenigen Frauen, die als Anwältin tätig waren und ihren Beruf mit großem Engagement ausgeübt haben, sehr beeindruckt. Ich glaube, diese Anwältinnen waren in gewisser Weise ein Vorbild für mich.
Wenn Sie auf Ihre Ausbildung und Ihren Berufsstart zurückblicken, was würden Sie anders machen, was würden Sie wieder tun?
Marion Puhr: Als ich nach dem Studium in Wien begonnen habe in einer großen Wirtschaftskanzlei zu arbeiten, ist mir sofort aufgefallen, dass die meisten meiner Kolleg:innen bereits ein oder mehrere Praktika in großen Wirtschaftskanzleien absolviert haben. Ich selbst habe in Mindestzeit mein Studium absolviert, nebenbei immer gearbeitet und war damals bereits in den Sommermonaten Rechtshörerin beim Bezirksgericht und habe als juristische Mitarbeiterin bei einem Notar gearbeitet. Rückblickend würde ich jedenfalls auch versuchen, mehr Praktikumserfahrungen in großen Wirtschaftskanzleien zu sammeln. Dies deshalb, da ich der Meinung bin, dass man sich dadurch seine Persönlichkeit weiterentwickelt, über den Tellerrand blickt und sich einfach einen gewissen effizienten Arbeitsstil aneignet, der mir jedenfalls sehr hilfreich ist.
Hatten Sie eine(n) Mentor:in?
Marion Puhr: Ein solches Privileg hatte ich leider nie. Der Weg bis zur eigenen Kanzlei war sehr steinig, die Erfahrungen die ich als Frau in typischen Rechtsberufen gemacht habe, waren teilweise alles andere als „frauenfreundlich“ und ich habe immer das Gefühl gehabt, als müsste ich immer sehr viel mehr leisten und wissen, um Anerkennung zu bekommen.
Welche konkreten Ratschläge geben Sie Juristinnen, die Notarin werden möchten?
Marion Puhr: Mein Tipp ist den eigenen Weg stets zielstrebig und ehrgeizig zu verfolgen, denn am Ende steht schlussendlich die eigene Kanzlei, auch wenn der Weg natürlich sehr, sehr lange ist. Das sollte jedem bewusst sein, der diesen Berufsweg wählt. Für mich war es definitiv die beste Entscheidung und ich bin jeden Tag sehr froh darüber, mein eigener Chef zu sein und Entscheidungen zu treffen, die ich für richtig halte.
Welche Bedeutung haben Frauennetzwerke für Sie?
Marion Puhr: Ich bin bis dato in keinem Frauennetzwerk Mitglied. Ich freue mich, mich mit anderen tollen und inspirierenden Frauen zu vernetzen und auszutauschen.
Haben Sie einen besonderen Tipp für erfolgreiches Netzwerken?
Marion Puhr: Ich finde die beste Möglichkeit zu vernetzen ist das persönliche Gespräch sowie eine gute Mandantenbetreuung. Ich bin weniger ein Fan davon, auf Berufs- oder Karriereplattformen wie etwa LinkedIn permanent zu posten.
Was ist Ihr persönliches Ziel als Mitglied bei Paragraphinnen?
Marion Puhr: Viele junge Juristinnen für den Beruf der Notarin zu begeistern und vielleicht auch jemand kennenzulernen, die gut in unser Team passt, weil sie für den Beruf genauso brennt wie wir und mit einem dementsprechenden Engagement an die Aufgaben herangeht.
Puhr & Partner ist ein Notariat im Herzen von Wiener Neustadt. Mag. Marion A. Puhr, LL.M. führt die Kanzlei gemeinsam mit ihrem Ehemann Mag. Peter Puhr.