Geld, Auszeichnungen, Expansion, zufriedene Mitarbeiter*innen? Was macht Unternehmer*innen glücklich? Gründer*innen und Geschäftsführer*innen aus Österreich und Deutschland über ihre berufliches Glücksrezept, ihr Erfolgsgeheimnis und ihre Tipps.
Der deutsche Designer und Porzellanfabrikant Philip Rosenthal kannte sie – die drei Säulen des Erfolgs: „…etwas Sein, etwas Schein und sehr viel Schwein“. Es ist der Satz mit dem der 2001 verstorbene, legendäre Industrielle und SPD-Politiker das Nachwort zu seinem Bericht „Einmal Legionär. Was ich in der Legion gelernt habe“ abschließt. Freilich bedeutet es in den meisten Fällen weit mehr Anstrengung und harte Arbeit als das vielzitierte Glücksschwein, das zu wirtschaftlichem Erfolg verhilft.
Auch Martina Ernst kennt sich mit der Thematik aus. Nach vielen Jahren als Managerin bei Unternehmen wie Berlitz und der Erste Bank unterstützt sie mit ihrem Unternehmen SalaryNegotiations Menschen mit Gehaltsverhandlungstrainings.
»Zum Erfolg gehören gewisse Grundpfeiler: Man muss eine Vision haben und daran festhalten. In weiterer Folge soll man sich viele, kleine Ziele setzen. Man muss dabei immer offen sein und flexibel auf den Markt und die Kunden reagieren.«
Die Expertin weiß, was darüberhinaus wichtig ist: dass man seine Grenzen kennt, sich Hilfe holt, wenn man ansteht und sich immer wieder Ruhephasen gönnt, um nicht auszubrennen. „Denn es soll ja kein Strohfeuer, sondern ein langfristiger Erfolg sein. Schlussendlich ist auch Optimismus entscheidend.“ Dies setzen viele Frauen* aus Österreich und Deutschland bereits um. Wie das aussehen kann, zeigen uns heute MI-JA CHUN, Gründerin der Restaurantkette Akakiko, ANDREA PFUNDMEIER von der Dateiverschlüsselungssoftware Boxcryptor und KARIN KREUTZER von Aubmes Invest.
1. Durchhaltevermögen auch in schwierigen Zeiten – MI-JA CHUN, Restaurantkette Akakiko
Vor 26 Jahren eröffnete Mi-Ja Chun am Wiener Naschmarkt einen Obst- und Gemüsestand – mittlerweile betreibt sie mit Akakiko eine der erfolgreichsten österreichischen Restaurantketten und ist die Chefin von fast 350 Mitarbeitern. „Es macht mir Spaß intuitiv entscheiden zu können“, sagt die gebürtige Koreanerin, die einst in den 1970er-Jahren als Krankenschwester nach Österreich kam, „es ist toll, neue Initiativen zu setzen und zu sehen, dass Intuition oft ein besserer Ratgeber ist als betriebswirtschaftliche Kostenrechnung.“
Als ihr berufliches Credo nennt Chun Augenmaß bei allen wirtschaftlichen Entscheidungen, Durchhaltevermögen, ihren unverwüstlichen Optimismus auch in schwierigen Zeiten. Sie behält stets den Blick nach vorne gerichtet: „Kundenorientierung und Qualität stehen im Vordergrund. Das gelingt nur, wenn man die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen entsprechend einbindet und sie mit ihren Anliegen und Sorgen ernst nimmt.“ Stillstand ist für die umtriebige Unternehmerin, die betont, dass man neben Durchhaltevermögen in Krisenzeiten auch auf Flexibilität und Innovation setzen muss, kein Thema. Aktuell denkt sie über ein neues Akakiko-Konzept nach: Kleinere Restaurantgröße mit mehr Zustellung und Take Away.
2. Das Privileg, Entscheidungen zu treffen – ANDREA PFUNDMEIER, Dateiverschlüsselungssoftware Boxcryptor
Was macht Sie in beruflicher Hinsicht glücklich? Dass ich als Unternehmerin, mein Unternehmen direkt beeinflussen kann. Manchmal gibt es Momente, in denen man vor einer schwierigen Entscheidung steht, aber dann erinnere ich mich daran, dass es ein Privileg bedeutet, Entscheidungen eigenständig treffen zu können.
Welche Werte sind Ihnen im beruflichen Handeln entscheidend? Ehrlichkeit und Offenheit. Was ist wichtig, um als Unternehmerin erfolgreich zu sein? Mut. Man muss einfach loslegen, dann hat man auch die Chance, Erfolg zu haben. Erfolg bedeutet nicht zwingend, dass man ein Unternehmen mit einer Milliarde Umsatz aufbaut. Auch ein kleines Unternehmen, das sich solide entwickelt, ist erfolgreich. Für mich persönlich stellt er sich dann ein, wenn ich meinen Mitarbeitern ein Umfeld bieten kann, in dem sie sich wohlfühlen und sich weiterentwickeln.
Wie gehen Sie mit Herausforderungen um? In solchen Momenten schätze ich es besonders, dass ich als Unternehmerin die Chance habe, aktiv zu werden. Außerdem habe ich einen Mitbegründer an meiner Seite, und der Austausch mit ihm ist für mich essenziell. Wenn man gemeinsam Probleme diskutiert, sind sie oft nicht mehr so groß, wie man zuerst gedacht hat. Auch deshalb ist Netzwerken für Unternehmerinnen, gerade in der Anfangsphase, entscheidend.
3. Abkehr von Stereotypen – KARIN KREUTZER, Aubmes Invest
Sie ist Businessangel und selbst Gründerin: Karin Kreutzer von Aubmes Invest. Außerdem ist sie seit 25 Jahren im Kommunikationssegment tätig, befasst sich mit PR, Werbung und Coaching und hat Bücher zu Themen wie Fehlerkultur und Reflektion verfasst. Nach ihrem beruflichen Erfolgsgeheimnis gefragt, antwortet die Unternehmerin, dass sie keines hat.
»Aber ich denke, Erfolge für sich selbst zu definieren, und nicht was andere als Erfolg bewerten, hilft beim glücklich sein – sowohl beim beruflichen als auch beim privaten. Ebenso ist wichtig, sich über vieles freuen zu können – auch über Alltägliches, nicht nur über Applaus und Rankings.«
Ob es Frauen im Unternehmertum schwerer haben als Männer, hängt nach Karin Kreutzers Meinung von der Branche und der Region ab, in der man tätig ist. Sie ist davon überzeugt, dass die Abkehr von Klischees und Stereotypen, wie Frauen zu sein haben, hilfreich wären. „Gut wäre auch, den Fokus weg von den unterschiedlichen Geschlechtern und hin auf die unterschiedlichen Persönlichkeiten zu lenken.“
Mehr zu unterschiedlichsten Erfolgsrezepten diverser Unternehmer*innen finden Sie in unserer neu erschienenen Ausgabe »Sinn, Glück, Fehlerkultur: Was nötig ist, um Leistung voranzubringen«. Mehr dazu hier!