Ein Leben ohne Wein, Champagner, Bier und bunte Cocktails, zumindest für eine bestimmte Zeit: Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür. Wie man einander dennoch genussvoll zuprosten kann, verrät sheconomy Ernährungsexpertin Ursula Vybiral.
Temporärer Verzicht ist der neue Trend, vor allem, wenn es um Alkohol geht. Gesunden Hedonismus könnte man diesen Trend nennen. Man muss sich ja auch nicht für immer vom Alkohol verabschieden, das ist gar nicht nötig. Aber mit dem Fasten auf Zeit gelingt es uns nach dem Alkohol-Detoxen viel besser, dem Wein, dem Sprudel, dem Cocktail einen neuen Platz zu geben. Ganz zu schweigen davon, wie sehr unsere Organe wie Herz, Leber, Magen und Gehirn davon profitieren dürfen.
Viele nützen die 40-tägige Fastenzeit (von Aschermittwoch bis Ostersonntag) der Christen, um sich in Verzicht zu üben. Die meisten lassen den Alkohol weg, viele gleichzeitig sogar auch noch den Zucker. Zählt man die Tage von Aschermittwoch bis Ostersamstag (Ostersonnabend) nach, dann wird man dahinter kommen, dass es eigentlich mehr als 40 Tage sind, genauer gesagt 46 Tage, denn ursprünglich wurden die sechs Sonntage vom Fasten herausgenommen. Heute würde man zu diesen sechs Tagen Cheatdays (Schummeltage) sagen.
Die Briten haben den Dry January (trockener Januar) als Gesundheitskampagne unabhängig von Religionen eingeführt. Dieser ruft dazu auf, ab Neujahr den ganzen Jänner auf Alkohol zu verzichten. Diese Kampagne wurde also in Großbritannien gestartet und hat sich – nicht zuletzt über Social Media – stark verbreitet. Der Dry January wird mittlerweile auch in Frankreich und in der Schweiz praktiziert. Eine Umfrage der Universität Sussex aus dem Jahr 2014 hat ergeben, dass nach dem Jänner von 900 Teilnehmer:innen 72 Prozent noch immer übermäßigen Alkohol vermieden und vier Prozent nicht wieder zu trinken begonnen hatten. Die Teilnehmer:innen der Studie gaben an, dass sie nicht nur besser schliefen und sich ihr Hautbild verbessert hatte, vor allem verfügten sie über mehr Energie.
Alkoholfasten wird akzeptiert
„Sober October“ (nüchterner Oktober) funktioniert nach dem gleichen Prinzip. Diese Kampagne startete in Australien, und die Briten haben diese dann ebenfalls übernommen. Dieses nicht auf Religionen basierende Alkoholfasten erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Sowohl die 40 Tage Fastenzeit der Katholiken als auch die beiden Monate Jänner und Oktober sind für viele Menschen eine willkommene Zeit, ihren eigenen Alkoholkonsum auf null zu drosseln und somit ihr Wohlbefinden zu steigern. Diese Zeiten sind auch „gesellschaftlich anerkannt“.
Der Erwartungsdruck der Gesellschaft ist nämlich enorm und nicht zu unterschätzen. Wer nicht mittrinkt, wird beinahe schon verurteilt. Wer möchte denn schon als „langweilig“ empfunden werden beim Partner, der Partnerin, bei Freunden und Kolleg:innen. Dann trinkt man halt doch mit und versucht beim Aus-gehen oder bei Einladungen, es bei zwei Gläsern zu belassen. Doch das gelingt nicht immer, denn so ein Abend kann lange dauern, und plötzlich haben wir mehr getrunken als wir eigentlich wollten. Am nächsten Tag fühlen wir uns nicht wirklich fit, müssen aber Beruf und Familie wie gewohnt managen. Das kann ganz schön an der eigenen Substanz zehren. Daher kommt die Fastenzeit, der „Dry January“ oder der „Sober October“ wie gerufen. Wir entscheiden uns für Alkoholfasten, und siehe da, die Diskussionen fallen weg, auch die innere mit uns selbst.
Genussvolle Abstinenz
Die Nachfrage nach alkoholfreien Alternativen wird immer größer, und daher wächst auch das Angebot. Wunderbare alkoholfreie Weine, Sprudel und auch Cocktails finden sich auf den Weinkarten der Restaurants und Bars. Cocktails ohne Alkohol bekommen Namen wie „Virgin Cosmopolitan“, „Ipanema“ statt „Caipirinha“ oder „Nojito“ statt „Mojito“.
Damit wir während unseres Alkoholfastens genauso viel Spaß haben wie es Carrie Bradshaw in „Sex and the City“ mit ihrem Cosmopolitan hat, können wir für unseren Mädelsabend ihren Lieblingscocktail auch ohne Alkohol mixen. Party und gute Laune braucht keine Promille, umso mehr die richtige Gesellschaft.
Rezept Virgin Cosmopolitan
Zutaten für 2 Portionen
200 ml Cranberrysaft
40 ml Limettensaft
30 ml Orangensirup
30 ml Crodino
Eiswürfel
Orangenscheiben
Zubereitung
Alle Zutaten außer die Orangenscheiben in einen Shaker geben und gut schütteln. In zwei Gläser abseihen und mit den Orangenscheiben garnieren.
Über die Autorin
Ursula Vybiral ist Ernährungsberaterin und Erfinderin der „easy eating“-Methode. Sie bietet Beratungen in Wien und online an. www.easyeating.at