StartThemenStimmungsbarometerIm Handel: Pflanzen hoch im Kurs

Im Handel: Pflanzen hoch im Kurs

Der Handel hat während der Pandemie mit Lockdowns und neuen Regeln zu kämpfen gehabt. Das SHEconomy-Stimmungsbarometer fühlt bei denjenigen nach, die damit täglich konfrontiert sind und waren. Heute Sonha Ziegltrum-Teubner vom Großhandel der Bayerischen Blumenzentrale

Frau mit Herz und starkem Gespür für Soziales Engagement: Mit großen Faible für Design hat Sonja Ziegltrum-Teubner, Geschäftsführerin in der dritten Generation, den Großhandel der Bayerischen Blumenzentrale auch zum Hot-Spot für schönes Wohnen etabliert. Aber nicht nur das: für ihr soziales Engagement wurde die Unternehmerin vielfach ausgezeichnet. „Es geht nicht um die Auszeichnungen – es geht um die Sache.“

Nach einem Jahr Pandemie mit Lockdowns und der Schließung des stationären Handels, besteht Hoffnung auf eine relativ normale Sommersaison. Ist für den Handel das Geschäft jedoch bereits gelaufen? Können die Verluste 2021 noch aufgeholt werden?

So pauschal lässt sich das wohl nicht beantworten, da die Betroffenheiten branchenabhängig sehr unterschiedlich sind. Im Pflanzenbereich haben wir sicher das Glück, dass wir eher zu den Gewinnern der Krise zählen, da die Menschen im Lockdown und Homeoffice mehr Zeit zu Hause verbringen, weniger Geld für Kunst, Kultur, Gastronomie und Urlaub ausgeben können, dafür aber gerne mehr in ein schönes Zuhause und vor allem für Garten, Balkon und Terrasse ausgeben. Schwierig wäre es allerdings geworden, wenn jetzt nicht auch in Bayern die inzidenzunabhängige Öffnung für unsere Branche erlaubt worden wäre (wie übrigens in allen anderen Bundesländern). Denn die Frühjahrssaison ist für den Gartenbau die umsatzstärkste Zeit und das ist mit Click und Collect oder Click und Meet überhaupt nicht annähernd abzudecken. Dann wäre der Hauptumsatz, wie im ersten Lockdown, vor allem über den Lebensmitteleinzelhandel abgewickelt worden.

Trotz dem Zugewinn auf der einen Seite sind uns im Großhandel aber auch massiv Umsätze im Schnittblumenbereich weggebrochen, da zu unserem Kundenkreis unter anderem auch Gastronomie und Hotellerie gehören, die nach wie vor geschlossen sind. Es finden keine Hochzeiten oder andere Events statt, bei denen normal mit Blumen dekoriert wird. Das ist auch nicht aufzuholen, in unserem Fall aber zumindest durch Umsatzverschiebungen in den Pflanzenbereich weitestgehend kompensiert worden.

 

Konnten Sie das E-Commerce ausbauen und wird dies auch in Zukunft beibehalten werden? Wurden Entwicklungen nur beschleunigt, die sich bereits abgezeichnet haben?

Wir hatten das Glück, dass wir als Großhandel für unsere gewerblichen Kunden weiterhin stationär verkaufen durften. Unsere Hauptwarengruppe, lebende und vor allem blühende Pflanzen, ist nur bedingt für den Versand geeignet und stellt uns hier vor größere logistische Probleme. Im Dekobereich sieht es etwas anders aus und hier sehen wir auch nach wie vor großen Handlungsbedarf und deutliche Optimierungsmöglichkeiten. Was sich sehr intensiviert hat, war die Kundenkommunikation über Soziale Medien. Durch die ständigen Änderungen der Corona bedingten Vorgaben war die Nutzung von Facebook und Instagram, aber auch die ständige Aktualisierung unserer Homepage, der Informationen des Google-Eintrages und auch wöchentliche Newsletter oft die einzige Möglichkeit, über die aktuell gültigen Bestimmungen und Öffnungszeiten zu informieren.

Werden Sie den Mitarbeiterstand auf den Stand von 2019 bringen, beziehungsweise halten können?

Wir haben es geschafft die schwierigen Phasen mit Kurzarbeit und Abbau von Überstunden zu überbrücken und konnten so die Mitarbeiterzahl über den ganzen Zeitraum halten. Wir haben nur die Saisonarbeitskräfte, die immer nur befristet in der Hauptsaison kommen, im Vergleich zu den Vorjahren etwas reduziert um die Kosten im Griff zu halten.

Was haben Sie persönlich in diesem Jahr am Meisten vermisst?

Am meisten vermisst habe ich im beruflichen Bereich den „analogen“ menschlichen Austausch in meinen Netzwerken wie „Frauen verbinden“ von der Messe München oder „Frauen in der Wirtschaft“ von der IHK. Dieser Blick über den Tellerrand und die oft sehr interessanten Veranstaltungen und Begegnungen mit tollen Frauen, die den normalen beruflichen Alltag auflockern und bereichern fehlen mir sehr. Privat sind es die kleinen Auszeiten wie ein netter Abend mit Freunden im Biergarten, der Besuch einer Ausstellung oder eines Konzerts mit einer Freundin, ein Städtetrip am Wochenende mit meinem Partner oder das Einkehren in einer Hütte nach einer anstrengenden Bergtour oder Radltour.

Worauf freuen Sie sich im Sommer?

Ich freue mich wahnsinnig darauf, wenn endlich wenigstens die Außengastronomie wieder aufmacht und wir uns wieder gemütlich abends spontan im Biergarten treffen können. Außerdem freue ich mich wirklich auf Urlaub, ein paar Tage ausspannen, irgendwohin fahren, das muss gar nicht so weit weg sein. Aber Tapetenwechsel wäre jetzt wirklich toll! Schön wäre, wenn es hier verlässliche Perspektiven gäbe, denn das Planen macht ja schon Spaß!

Foto: Sonja Ziegltrum-Teubner

Fotocredit: Goran Gajanin / Das Kraftbild

Bayerische Blumen Zentrale www.blumenzentrale.de

Das Interview führte Yvonne Molek

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