StartBusinessRäuberleiter für die Karriere. Teil 2: Warum viele lieber allein herumwursteln

Räuberleiter für die Karriere. Teil 2: Warum viele lieber allein herumwursteln

Ist eine Kolumnen-Serie in vier Teilen von Gabriele Strodl-Sollak, Kommunikationsberaterin, Business-Coach und Autorin des Buches „Boost your career, Sister!

Jeden Montag im Jänner auf SHEconomy.

Zeit für ein AHA-Erlebnis?

Dann vervollständigen Sie doch 20 x diesen Satz:

  1. Ich bin …
  2. Ich bin …
  3. Ich bin …

Bevor Sie den Text weiterlesen, schlage ich vor, dass Sie zumindest fünf Sätze in Gedanken vervollständigen. Und danach schauen Sie, ob Ihre Sätze in die Kategorie 1 oder 2 fallen.

Kategorie 1: Ich bin intelligent, 1,65 cm groß, IT-Fachfrau, sportlich, Motorradfahrerin, Fußgängerin, immer-gut-drauf, Atheistin, Romanleserin, Industrielle, Sängerin, mutig, zurückhaltend, ….

Kategorie 2: Ich bin Alleinerzieherin, verheiratet, Tante von zwei wunderbaren Neffen, Hundehalterin, Führungskraft bei NN, mit über 500 Menschen auf LinkedIn verbunden, im Tennisclub NN, sauer auf die Impfgegner:innen oder solidarisch mit den Demonstrant:innen …

Merken Sie den Unterschied?

In der Kategorie 1 finden Sie ideozentrische Selbstreferenzen, eine Beschreibung zu Ihrer Person, unabhängig von anderen Menschen.

In der Kategorie 2 sind alle Selbstreferenzen allozentrisch, stellen immer einen Bezug zu anderen her.

So what? Wofür ist diese Unterscheidung relevant?

Spannend ist, wenn Sie das Verhältnis von 1 und 2 ansehen. Sind Ihre Selbstreferenzen mehrheitlich ideozentrisch oder allozentrisch? Diesen Test[1] mache ich mit Seminargruppen häufig. Das Ergebnis in Österreich und westlichen Gesellschaften ist meist sehr eindeutig: Mehrheitlich ideozentrisch und spiegelt ein Erziehungsziel der deutschsprachigen Länder wider: Autonomie und Selbstständig-Sein. In anderen Kulturen ist hingegen die Verbundenheit mit der Gruppe (= Familie) ein Erziehungsziel und spiegelt sich in vermehrt allozentrischen Antworten wider.

Kein Wunder, wenn wir internalisiert haben, dass wir die Dinge schon allein hinbekommen werden. Viele beißen sich eher die Zunge ab, also um Unterstützung zu fragen. Und damit meine ich definitiv nicht ein korruptes „Eine-Hand-wäscht-die-andere“.

Fragen Sie – und Sie werden Unterstützung bekommen

Moderatorin Kristina Inhof (ORF Sport, Dancing Stars) erzählt in Interviews, dass sie beim Berufseinstieg etablierte Moderatorinnen immer wieder direkt um ihre Unterstützung gefragt hat und die Inputs wichtig für ihre rasante Karriereentwicklung waren.

Alexandra Rochelt ist heute Bereichsleiterin Marketing & Kommunikation bei der Sparkasse OÖ. Im Interview zu meinem Buch Boost your career, Sister! beschreibt sie sich als begeisterte Networkerin. Bereits als Brancheneinsteigerin hat sie auf Veranstaltungen arrivierte Branchenkolleg:innen angesprochen. Natürlich hat es Überwindung gekostet, das ist völlig normal. Aber auch Brancheneinsteiger:innen haben etwas anzubieten: jüngere Perspektiven, eine trendige Sprache, andere Communities auf Social Media, aktuelles Uni-Wissen, … das im Gegenzug anzubieten, stellt eine Balance her.

Diese Woche hat mich eine Künstlerin, die ich lose kenne, kontaktiert, weil sie für ein Spezialthema eine Interviewpartner:in sucht. Habe ich gerne vermittelt – hätten wohl alle anderen auch. Wie sollte ich wissen, was sie braucht, wenn sie nicht direkt fragt?

Worst case – best case

Was ist denn tatsächlich „the worst case“, wenn wir um Unterstützung fragen? Ein Nein? Meist wird das nicht einmal öffentlich, weil man ja auch nicht öffentlich fragt … Es gibt in der Regel deutlich mehr zu gewinnen, also zu verlieren.

Haben Sie schon eine Idee, wonach Sie als nächstes wen um Support fragen werden?

Okay, ich gehe mit gutem Beispiel voran. Ich frage Sie heute: Kennen Sie eine Fach- oder Führungsfrau, die sich in ihrem anspruchsvollen Job manchmal ganz schön alleine fühlt, obwohl sie kompetent und gut ausgebildet ist? Dann machen Sie sie doch auf den Boost-Club aufmerksam – dort üben wir eine Haltung ein, um nicht bienenemsig noch mehr zu arbeiten, sondern souveräne Leaderinnen zu sein und dafür Anerkennung und Respekt zu bekommen. Auch das ist eine Form der Räuberleiter.

 

[1] Dieser 20-Statement-Test wurde entwickelt von Hazel R. Markus; Shinobu, Kitayama. Wir verwenden ihn häufig in interkulturellen Trainings, wenn wir ein Verständnis von individualistischen versus kollektivistischen Kulturdimensionen erfahrbar machen wollen.

 

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