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Recruiting in der Touristik: Mitarbeiter*in – wo bist du?

Employer Branding, Mitarbeiterbindung und Mitarbeitermarketing hält jetzt mehr oder weniger zwangsläufig im Tourismus Einzug. Die Personalsuche, die Aufbereitung einer Joboffensive, aber auch Mitarbeiterbindungskonzepte haben sich mit dem akuten Personalmangel, unter dem die gesamte Touristikbranche leidet, deutlich geändert. Sheconomy Tourismusexpertin Angelica Freyler dazu im Gespräch mit Top-Managerin Edith Gerhardt.

Gemeinsam mit Daniel Eickworth ist Edith Gerhardt seit Dezember 2021 für die Geschäftsführung der Hirmer Hospitality zuständig. Die gelernte Hotelkauffrau kommt von Marriott International, wo sie zuletzt als Vice President Openings & Conversions, EMEA für den Rollout erfolgreicher Hotel-Opening-Konzepte verantwortlich war. Zuvor arbeitete Edith Gerhardt über 20 Jahre in verschiedenen Positionen für die US-amerikanische Hotelkette The Ritz-Carlton. 

Mit welchen neuen Herausforderungen sehen Sie sich derzeit im Mitarbeiter-Recruiting konfrontiert? 

Heute muss man nicht mehr nur für sein Produkt werben, sondern für eine gesamte Branche. Wer heute Mitarbeitende für die Hotelbranche gewinnen möchte, ist gefordert, sich etwas einfallen zu lassen. Da haben wir bei der Hirmer Hospitality vieles getan und sind mit unserer Markenwelt breit aufgestellt – sowohl für die Gäste als auch für die Mitarbeitenden. Die Welt verändert sich und wir geben diesen Entwicklungen und Trends einen Raum. Im Zentrum aller Überlegungen steht dabei der Mensch. Wertschätzung und Sinnstiftung müssen die Kernelemente jedes Mitarbeiter-Recruitings und Employer Brandings sein. 

Wo liegen die Ursachen für den Fachkräfte/Mitarbeiterengpass? Ist es eher die fehlende Jobsicherheit, die unregelmäßigen Arbeitszeiten oder liegen die Gründe ganz woanders?

Wir leben in einer vernetzten Welt, in der fast jeder von überall arbeiten kann. Die Hotelbranche bietet zahlreiche Möglichkeiten, rund um den Globus zu reisen, dennoch ist man zeitweise an einen Ort gebunden. Umso wichtiger ist es, dort für Flexibilität zu sorgen. Sicherlich spielt für viele auch die fehlende Jobsicherheit eine Rolle. Wir haben mit der Gründung der Hirmer Hospitality ein klares Signal gesendet: Wir glauben fest an die Zukunft der Ferienhotellerie und befinden uns weiterhin auf Wachstumskurs. An den Entwicklungen lassen wir die Mitarbeitenden teilhaben und können ihnen als ein solide aufgestelltes Unternehmen Sicherheit geben. Es haben uns kaum Mitarbeitende verlassen. Wichtig ist, dass wir es als Branche schaffen, eine gute Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu gestalten. Der Mensch muss im Mittelpunkt aller Überlegungen stehen und wertgeschätzt werden. Wir alle brauchen ein Ziel, einen Sinn in dem, was wir tun. So entsteht ein Gefühl von Gemeinschaft und Zusammenhalt. Nach dieser Prämisse richten wir unser Handeln aus. Eine angemessene Vergütung, flexible Arbeitszeiten und attraktive Freizeitmöglichkeiten müssen eine Selbstverständlichkeit sein. 

Gibt es Stellen, die besonders schwer zu besetzen sind? 

Positionen im Service und in der Küche zu besetzen, stellt für so gut wie jedes Hotel- und Gastrounternehmen eine Herausforderung dar. Da insbesondere in der Küche viele Ausbildungsstellen in der Vergangenheit unbesetzt blieben, fehlt es hier schlichtweg an gutem Personal. Das ist ein stark umkämpfter Markt um die wenigen gut ausgebildeten Fachkräfte. Wir legen viel Wert darauf, dass die Mitarbeitenden Spaß bei der Arbeit haben und sich und ihre Ideen einbringen können. Aber auch hier gilt: Es zählt nicht nur das Fachliche. Viele haben einen bestimmten Stereotypen vor Augen, der vermeintlich in der Hotellerie gesucht wird. Da möchten wir uns deutlich von lossprechen. Wir suchen Persönlichkeiten. Menschen, die mit Herz und Leidenschaft Gastgeber sein möchten, ganz egal, was sie zuvor gemacht haben. Mit dieser Philosophie haben wir schon viele motivierte Mitarbeitende für uns gewinnen können, die offen sind für Neues.

Wie stehen Sie zu Quereinsteiger*innen ohne Fachausbildung vor allem auch im Bereich Rezeption und Service? Welche Skills, auch persönlicher Natur, müssten diese habe?

Bei der Hirmer Hospitality sind wir QuereinsteigerInnen gegenüber sehr offen. Wir denken Hotellerie neu und dafür braucht es Menschen, die disruptive Gedanken einbringen, neue Impulse setzen und einfach Lust auf etwas anderes haben. Die Diversität unter den Mitarbeitenden ist für uns ganz wichtig. Es muss nur die Einstellung zur Serviceorientierung stimmen. Alles andere lässt sich lernen. Wichtig ist, dass man Freude daran hat, andere Menschen zu begeistern. Wenn das gegeben ist, ist es die halbe Miete für ein gelungenes Gästeerlebnis. Wir würden uns freuen, noch mehr QuereinsteigerInnen mit ihren individuellen Stärken und Leidenschaften bei uns in der Gruppe willkommen zu heißen. Auch gemeinsam können wir herausfinden, ob es die Rezeption, die Küche oder der Service ist, für die man eine Leidenschaft entwickelt.

Haben Sie etwas im Recruiting-Prozess verändert, z.B. inhaltliche oder gestalterische Änderung der Personalinserate, neue Wege in der Verbreitung der Jobangebote o.ä. Wie gehen Sie an die Akquise in diesen Zeiten heran?

Wir haben unser Recruiting im vergangenen Jahr ganz neu aufgestellt. Das Design und die Ansprache der Ausschreibungen waren dabei nur ein kleiner Teil. Wir haben uns vor allem mit dem Thema Mitarbeiter-Benefits auseinandergesetzt. Was können wir den Kolleginnen und Kollegen bieten, um das Arbeiten und die Freizeit für sie noch angenehmer zu gestalten? Eine angemessene Entlohnung sollte selbstverständlich sein. Es zählt, was darüber hinaus geleistet wird. Bei uns sind das u.a. flexible Arbeitszeiten, Mitarbeiterwohnungen, Verpflegung, die kostenfreie Nutzung vieler Angebote im Hotel, Zuschüsse bei Umzügen und zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder Weiterbildungsangebote. Aber auch während der Arbeit: Wir wollen, dass sich die Mitarbeitenden einbringen, ihre Ideen in die Tat umsetzen, es einfach ausprobieren. So kann Neues entstehen!
Die Kommunikation erfolgt dabei über unser Jobportal auf den Websites der einzelnen Marken, unsere Social-Media-Kanäle, wir kooperieren mit Institutionen wie der IHK, sind auf Messen vertreten und schalten Anzeigen in entsprechenden Medien und bei relevanten Jobportalen. Weiterhin arbeiten wir daran, die „Digital Employer Journey“ marktgemäß neu aufzustellen. So wie wir unsere Produkte kontinuierlich weiterentwickeln, steht auch der Recruiting-Prozess und das Employer Branding bei uns im Fokus der konsequenten Anpassung an zukünftige Trends. Unsere Werte bilden dafür immer das stabile Fundament. 

Werden die Entwicklung und Umsetzung von Mitarbeiterbindung-Konzepten künftig in der Hotellerie noch mehr an Bedeutung gewinnen und wie gehen Sie damit im Unternehmen um? 

Absolut. Einen Mitarbeitenden zu gewinnen, ist ein erfolgreicher Anfang. Aber dann kommt es darauf an, ihn zu halten, und das ist kein Selbstläufer. Wir legen bei der Hirmer Hospitality viel Wert auf die gezielte Forderung und Förderung jedes Einzelnen. Die Hotellerie bietet enormes Potenzial, um innerhalb kürzester Zeit auf der Karriereleiter nach oben zu klettern. Dabei wollen wir ein starker Partner sein. Mit unseren drei Marken bieten wir zudem die Möglichkeit, auch innerhalb der Unternehmensgruppe in andere Bereiche zu schnuppern und neue Häuser kennenzulernen. Gleichsam ist es wichtig, den Mitarbeitenden auch in privater Hinsicht langfristige Perspektiven am Standort zu verschaffen. Es muss das Gesamtpaket aus Arbeit und Leben passen – dafür investieren wir viel. 

Fotomaterial© Marc Oeder

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