Die Roboterpsychologin Martina Mara über die Faszination der Künstlichen Intelligenz und wie groß die Chance ist, dass Roboter je Glück empfinden können.
Werden Roboter jemals Emotionen wie Liebe, Wut oder Glück empfinden?
Derzeit gibt es keinen technischen Hinweis darauf, dass dies möglich wäre. Was jedoch möglich ist: dass man einen Roboter so erscheinen lässt, als ob er Gefühle hätte. Etwa indem man ihm mittels eines Tablets ein lachendes Gesicht gibt – das wird gerade im Bereich der sozialen Robotik häufig gemacht. Wir Menschen interpretieren es dann so, dass wir der Maschine Gefühle zuschreiben. Die Frage, die man sich dabei stellen muss: Was hätte das überhaupt für einen Sinn?
In welchen Lebensbereichen werden Roboter in der Pflege eine Rolle spielen?
In jenen, in denen sie Menschen die Arbeit erleichtern und als Werkzeug dienen. Wir starten am Robopsychology Lab zum Beispiel gerade ein Forschungsprojekt zu Exoskeletten. Das sind robotische Westen, die Mitarbeitern in der Industrie oder auch in der Pflege schwere körperliche Arbeiten erleichtern. Pflegerinnen und Pfleger bräuchten durch solche Roboter zum Anziehen weniger Kraftaufwand, wenn sie eine Person tragen oder umlagern müssen. Rückenleiden könnte damit vorgebeugt werden.
Werden Roboter zukünftig noch mehr Lebensbereiche erobern?
Im industriellen Bereich, wo Roboter am häufigsten zum Einsatz kommen, wird es ausgefeiltere Systeme geben – vor allem in der Zusammenarbeit mit Menschen. Das ist auch einer unserer Forschungsbereiche, die Cobots. Das sind kollaborative Roboter, die kleiner und sicherer sind, wodurch Menschen viel näher mit ihnen zusammenarbeiten können. Im Mobilitäts- und Verkehrsbereich wird im Bereich der autonomen Fahrzeuge ebenfalls viel geforscht und entwickelt. Denn auch das Fahrzeug ist eine Künstliche Intelligenz auf vier Rädern und ein sozialer Akteur. Auch die Sprachassistenzsysteme werden sich noch weiterverbreiten.
Steckbrief: Martina Mara
2009 hat Martina Mara in Linz Hiroshi Ishiguro getroffen, den japanischen Agent Provocateur der Robotikszene, der menschengleiche Zwillingsroboter baut und seinen Doppelgänger-Roboter bei der Linzer Ars Electronica ausgestellt hat. Die Kommunikationswissenschaftlerin und Psychologin faszinierte, wie Menschen mit Faszination oder Grusel auf den Roboter reagierten. Während ihrer Forschungstätigkeit im Futurelab der Ars Electronica promovierte Mara dann in Psychologie zum Thema, warum es Menschen vor humanoiden Maschinen oft gruselt. 2018 wurde sie als Professorin ans Linzer Institute of Technology (LIT) der Johannes Kepler Universität (JKU) berufen, wo sie das Robopsychology Lab aufbaute und es seither leitet. Martina Mara ist Mitglied des Österreichischen Rats für Robotik und Künstliche Intelligenz und Kolumnistin der Oberösterreichischen Nachrichten. 2018 wurde sie mit dem Futurezone Award in der Kategorie »Women in Tech« ausgezeichnet, 2019 mit dem Wiener Frauenpreis.
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