StartBusinessSuccessSchokolade mit 85% Frauenanteil

Schokolade mit 85% Frauenanteil

Die Confiserie Heindl ist ein echtes Wiener Traditionsunternehmen. Seit 1953 werden in den Fabrikhallen Naschereien aller Art hergestellt. Das Besondere: Im Unternehmen liegt die Frauenquote bei über 80% Prozent. Die Führung ist klar weiblich geprägt, die Teams in jeder Hinsicht divers. Im Gespräch mit SHEconomy erklärt uns Barbara Heindl, Leitung der Eigenfilialen bei Heindl, wie es zu der hohen Frauenquote kommt.

Der Frauenanteil bei Heindl ist mehr als beachtlich – mehr als 80%. Wie setzt sich das zusammen?

Ja das ist richtig, insgesamt liegt der Frauenanteil sogar bei 86%. Da muss man dazu sagen, dass die 86 % jetzt nicht wie man sich das vielleicht vorstellt alle direkt in der Produktion arbeiten. Bei uns werden nämlich elf von insgesamt 15 Abteilungen von Frauen geführt. Im Lager arbeiten bei uns ausschließlich Männer und auch die Fahrer:innen sind männlich. Nicht, dass wir den Frauen diese Arbeiten nicht zutrauen, jedoch ist es schwierig überhaupt weibliche Fahrer:innen zu finden. Im Großhandel und in den Filialen jedoch stellen Männer ganz klar eine Minderheit da.  Zwei Frauen leiten bei uns die Produktion und bis auf die Geschäftsführung, das Lager und die LKW-Fahrer-Abteilung ist also alles in Frauenhand.

Man könnte ja meinen, der Konditor:innen Beruf als Handwerkstätigkeit sei eher männerdominiert, ist das wirklich so?

Früher war das bestimmt so, aber wenn man heute in die Ausbildungsstätten schaut sitzen da hauptsächlich Frauen. Ich denke, viele genießen es mit Zucker zu arbeiten und Torten zu verzieren, meistens sind das erfahrungsgemäß eben Frauen.

Welche Initiativen setzen Sie, um diese Quote aufrecht zu erhalten?

Freilich sind die Arbeitszeiten für junge Mütter mit Familie nicht ideal. Wir im Unternehmen schauen in den Abteilungen aber sehr darauf, dass wir eine niedrige Fluktuation innerhalb der Belegschaft haben und möchten die Leute lange im Unternehmen halten. Wir haben dafür eine extra Produktionslinie gemacht, die von den Arbeitszeiten her auf Mütter mit Kindern angepasst ist. Auch im Büro werden die Arbeitszeiten so angepasst, dass sie familienfreundlich sind.

War der Frauenanteil im Unternehmen schon immer so hoch?

Ursprünglich lag die Quote bei 50:50 da meine Großmutter und mein Großvater das Unternehmen gemeinsam gegründet haben. Der Verkauf und das Verpacken der Produkte war schon immer sehr weiblich geprägt. Die hohe Quote über die wir uns jetzt freuen können hat sich aber schon erst über die vielen Jahre entwickelt.

Gibt es bezüglich der Frauenquote oder einem noch diverseren Team Initiativen von der Politik, die Sie sich wünschen würden?

Wir verfolgen da hausintern unterschiedliche Ansätze und versuchen, diese Dinge unabhängig von externen Einflüssen umzusetzen. Natürlich wäre es schön, wenn hier auch von externen Stellen oder der Politik Maßnahmen gesetzt werden würden, wie beispielsweise die Förderung von Teilzeit-Produktionslinien oder ähnlichem. Alleine während der Corona Pandemie hätten wir uns mehr Unterstützung gewünscht  – von den Maßnahmen  seitens der Politik hat nur die Kurzarbeit wirklich nachhaltig geholfen.

Nicht nur im Unternehmensprofil offen und divers aufgestellt, auch im Sortiment. 25% des Umsatzes entfallen auf Vegane Naschereien, das ist eine ganze Menge. Seit wann gibt es die Erweiterung im Sortiment und aus welcher Idee heraus hat sich das Entwickelt?

Das war auch ein bisschen ein persönliches Anliegen von mir. Seit dem ich Kind bin lebe ich vegetarisch, teilweise auch vegan. Viele Lebensmittelhersteller haben ja damit angefangen auf Allergien oder Intoleranzen zu achten, bei vielen veganen Produkten fällt ja beispielsweise Laktose ohnehin weg. Viele Produkte wie die Maroni, Rumpflaumen oder Orangen-Spalten waren immer schon vegan. Unser Gelee haben wir seit jeher nicht mit Gelatine sondern Agar-Agar hergestellt. Bei vielen Produkten hat nur das Siegel gefehlt, das haben wir bei einigen jetzt dazu geholt. In vielen Filialen gibt es auch ganze vegane Regale, damit die Produkte gleich auf einen Blick sichtbar sind.

Was sind Ihre Aussichten und Ziele für die Confiserie Heindl in den kommenden Jahren?

Auf der einen Seite sind wir nach wie vor am expandieren. Ziel ist es vor allem, dass wir uns in Richtung Westen vergrößern, denn momentan sind wir vor allem in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland, sowie Graz und Klagenfurt bekannt. Auf der anderen Seite versuchen wir auch über die Landesgrenzen hinaus, beispielsweise in Deutschland, aktiver zu werden. Es ist also noch einiges zu tun.

 

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