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So gelingt die (Selbst)-Führung „Auf Sicht“

Nur wer sich selbst gut durch unruhige Zeiten führen kann, ist auch für andere ein guter Navigator. Personal-Managerin Claudia Zeimes (Bayerngas) verrät ihre fünf besten Tipps für die „Fahrt auf Sicht“.

 

Kennen Sie den Ausdruck „auf Sicht fahren“? Auf Sicht fahren bedeutet im Verkehr: Bei schlechter Sicht, eine Bewegung nach vorne mit einem Fahrzeug durch Hinsehen darauf auszurichten, dass diese Bewegung gefahrlos möglich ist. Das trifft gerade auf Vieles unseres privaten und beruflichen Alltags zu – langsame Schleichfahrt auf Sicht. Zur Sorge um Aufträge, den Arbeitsplatz und die Ungewissheit, wie es weitergehen wird, verteuert sich unser Leben deutlich, bei Lebensmitteln ebenso wie bei der wichtigen Energieversorgung. Wirtschaftlich und politisch verspüren wir Unruhe. Das schürt Ängste.

Niemand hatte mit einem Krieg gerechnet, dessen Ende aktuell nicht absehbar ist. Wir treffen uns freudig nach zwei Jahren wieder ohne Kontrolle, Maske und Abstand, um dann festzustellen: Corona ist gekommen, um zu bleiben. Der Fachkräftemangel ist in unserem Alltag angekommen. Nach Jahren der Selbstorganisation im Home Office kehren wir mit gemischten Gefühlen ins Büro zurück. Wir lernen wieder Beziehungspflege in Präsenz. Durch die virtuelle Arbeit hat sich unsere Aufmerksamkeitsspanne verringert. Viele Rahmenbedingungen, privat und unternehmerisch, verhindern, dass wir mittel- oder langfristig planen können. Unsere Entscheidungen haben eine kurze Halbwertzeit. Das führt zu Unsicherheiten, wie es in Zukunft weitergehen kann. Unsere Energie wird davon beeinflusst. Das schlägt sich auch auf unsere Gesundheit nieder. Wir müssen, zeitgleich, auf unsere Selbstführung achten und neue Haltungen entwickeln, um im Sturm unseres Lebens das Ruder weiterhin gut in der Hand zu haben.

Was hilft mir in meinem Alltag, eine positive Grundhaltung zu behalten, handlungsfähig zu bleiben sowie mich und meine Geschäfte gut zu führen?

Meine fünf wesentlichsten Handlungsmaximen bei der Fahrt auf Sicht sind:

  • Priorisieren und fokussieren, d.h. sich in den Dingen des Alltags nicht verzetteln. Was ist dringlich und wichtig? Welcher Beitrag ist für wen wichtig? Schaffen Sie Energieräuber:innen ab. Nehmen Sie wahr, wo, bei wem und durch was Sie auftanken können. Hierzu gehört auch, richtige Nein zu sagen und sich gesund abzugrenzen, wenn etwas nicht geht, zu viel ist oder Sie etwas nicht wollen. Konzentrieren Sie sich jeweils auf das, was Sie gerade tun. Springen Sie nicht zwischen zu vielen Dingen hin und her.
  • Der wertvolle Austausch mit anderen Menschen, d.h. investieren Sie Zeit in Ihr Netzwerk, gute Gespräche. Schauen Sie, wer Sie als Mensch interessiert oder vielleicht herausfordert. Gehen Sie initiativ auf andere zu, tauschen Sie sich aus und erfahren Sie andere Erfolgsrezepte für die Selbstführung. Vertrauensvolle Verbindungen stärken uns, geben Halt und ermöglichen andere Sichtweisen.
  • Besinnen Sie sich auf Ihre eigenen Werte und Stärke und Dinge, die in Ihrer Hand liegen, die Sie selbst beeinflussen und zu denen Sie selbst einen aktiven Beitrag leisten können. Setzen Sie Ihre Stärken ein. Finden Sie Nischen, in denen Sie mit Ihren Stärken gerade weiterkommen. Denken Sie dabei groß und probieren Sie mutig aus. Und wenn doch etwas schief geht, Sie lernen aus Fehlern und wachsen. Gelassen bleiben und den Humor nicht verlieren!
  • Betreiben Sie Gedankenhygiene und „virtuelles Detoxen“. Begrenzen Sie die Flut an negativen Nachrichten. Dabei hilft, nicht alle Nachrichten und Schlagzeilen, die mit Signal auf den mobilen Endgeräten eintreffen, zu lesen. Filtern Sie und schalten Sie auch einmal alle Eingangskanäle mit Nachrichtenfülle aus.
  • Gut bekannt und immer noch bewährt: Love it, change it or leave it. Nehmen Sie an, was Sie selbst aktuell nicht ändern können. Finden Sie Ihren Frieden damit. Gehen Sie an, was Sie verändern können. Ja, das ist mit Risiko verbunden, seien Sie mutig. Holen Sie sich Unterstützung. Das trifft dann auch auf die Dinge zu, die Sie verlassen. Ihr Leben leben und gestalten Sie!

„Was sind Ihre drei stärksten Emotionen, die Sie aktuell verspüren und warum?“

Eine wunderbare Frage bekomme ich regelmäßig von einer sehr geschätzten Freundin gestellt: Was sind die drei stärksten Emotionen, die Du aktuell verspürst und warum? Diese Frage ist inzwischen ein Ritual. Wenn die Frage kommt, nehme ich bewusster meine Emotionen wahr, reflektiere kurz die letzten Tage und antworte spontan. Wir sprechen über unsere Emotionen, offen und vertraut. Das ist manchmal gar nicht so einfach, gibt aber ungemein Energie.

Zum guten Schluss: Trotz herausfordernder Rahmenbedingungen lohnt es, den Blick auf die Dinge zu lenken, die gelingen und gut laufen. Für diese Dinge sollten wir dankbar sein. Die Zeiten, die wir bisher erlebt haben, werden so nicht wiederkommen.  Schauen wir in Dankbarkeit nach hinten, und mutig und interessiert nach vorne. Die Zukunft findet mit uns statt. Wir sind die Gestalter:innen und sitzen am Ruder unseres Lebens.

Mit welchen Erfolgsrezepten bleiben Sie zurzeit handlungsfähig?

 

Über Claudia Zeimes:

Claudia Zeimes ist als Prokuristin u.a. verantwortlich für das Personal- und Compliance-Management der Bayerngas GmbH in München. Sie ist selbstständiger Business Coach für nachhaltige (Selbst)Führung & Teamentwicklung, Potenzial- & Karriereentwicklung sowie Selbstmanagement & mentale Gesundheit. Sie begleitet langjährig ehrenamtlich Mentees aus Wirtschaft und Wissenschaft in ihrer Potenzialentwicklung.

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