Sie zählen zur Beletage der Coaches in Deutschland, führen herausragende Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zu großen Karrieren und nachhaltiger Reputation. Mit ihrem jüngsten Managementbuch räumen Dorothea Assig und Dorothee Echter mit Mythen auf, die nach ihren Erkenntnissen Karrieren blockieren. „Eines Tages werden sie sehen, wie gut ich bin!“ lautet der provokante Titel des Buches, mit dem die Autorinnen Karrieremythen entlarven. Wir sprachen mit den beiden Beraterinnen anlässlich ihres neuesten Buches.
Mythen übernehmen nach Ihrer Erfahrung die Deutungsmacht, wenn die Karriere stockt und sich für Rückschläge und Misserfolge keine Erklärung finden. Ein neues Phänomen? Oder gehören Mythen nicht immer schon zu den Begleiterscheinungen auf der Karriereleiter, die sich von einer auf die andere Generation fortsetzt?
DA: Neu sind unsere Erkenntnisse, die Mythen wirken schon immer, es sind überkommene Glaubenssätze. Was wir herausgefunden und als Erste formuliert haben ist, warum es sie gibt, wie sie auf ambitionierte Menschen wirken und wie sie überwunden werden können. So können sich heute Menschen ganz bewusst diese Blockaden hinter sich lassen und leichter eine erfüllte Karriere erreichen.
Sich anpassen, bei Gelegenheit auch einmal „einschleimen“, einfach nur Glück haben oder über einflussreiche Beziehungen zu verfügen – nach Ihrer Lesart keine Rezepte, um beruflich voranzukommen. Was setzen Sie dem entgegen?
DE: Über einflussreiche Beziehungen zu verfügen ist karriereentscheidend. Der Mythos besagt ja, dass, wer keine Kontakte hat, keine Karriere machen kann, und das stimmt so nicht. Der Mythos entlastet zwar von Anstrengungen – wenn es sowieso nichts bringt, dann arbeite ich in Ruhe im stillen Kämmerlein weiter, treffe mich mit niemandem und vertraue auf mein „Glück“. Da macht sich der innere Widerstand bemerkbar und verbündet sich mit dem Mythos. Und nichts geht weiter. Denn um dennoch weiterzukommen, kann und muss man einflussreiche und herzliche Beziehungen zu sympathischen Menschen herstellen, pflegen, intensivieren. Das ist der anstrengende, aber zielführende Weg.
Wir zeigen jeden einzelnen Schritt, wie das neben der Arbeit zu bewerkstelligen ist. So nehmen wir neun Mythen im Detail auseinander. So kann jede Leserin für sich selbst sofort herausfinden, für welche Mythen sie besonders anfällig ist und was es in ihrem Inneren so alles für Widerstände gegen eine große Karriere gibt.
Nach Ihrer Strategie gilt es, für die eigenen Karrierewünsche bei Entscheider:innen Wohlwollen auszulösen, Leistung sollte von anderen gesehen und als vielversprechend für die Zukunft eingeschätzt werden. Lassen sich diese Erkenntnisse in einem Umfeld überhaupt umsetzen, in denen die von Ihnen genannten Mythen weit verbreitet und quasi zum allgemeingültigen Inventar zählen?
DA: Ganz genau, Mythen sind allgemeingültige Muster, gerade deshalb sind unsere Strategien so wirksam. Nehmen wir den Mythos von „diesen miesen Chefs in diesen miesen Unternehmen“. Wenn vor einem Meeting, bevor der Chef kommt, alle lästern, warum dieses unnötige Meeting, warum dieses unprofitable Projekt, warum dieser unfähige Chef in diesem miesen Unternehmen … warum sollte jemand aus diesem Kreis befördert werden? Konzentrieren Sie sich stattdessen darauf, was das Unternehmen für Sie leistet, welche beeindruckenden und kompetenten Menschen um Sie herum arbeiten, was der Chef richtig macht und wie gut es ist, sich nach langer Pause mal wieder persönlich zu einem Meeting zu treffen. Mit diesem Perspektivwechsel werden Sie Komplimente machen, unvoreingenommen sein, als wichtige Gesprächspartnerin gelten, auf deren Verbesserungsvorschläge auch gehört wird.
Wo lauter hervorragende Leistungsträger:innen arbeiten, wird diejenige herausragen und Karriere machen, der dieser Wechsel des Mindsets gelingt. Ihr können sich einflussreiche Menschen anschließen, sie wird an Macht und Einfluss für ihre persönlichen Werte gewinnen.
Frauen oder Männer: Wer setzt Mythen bei der Karriereplanung intensiver ein? Und wer ist eher bereit, sich Ihre Strategien zu eigen zu machen?
DE: Mythen sind überall verbreitet, bei Frauen und Männern bis in die Organisationsspitzen hinein. Wer eine große Karriere machen möchte, trifft zwangsläufig auf Widerstände – innere und äußere, sichtbare und unsichtbare, die Karriere geht nicht weiter. Wer das ändern will, muss die Ursache für den Karrierestillstand erkennen, das Denken in Mythen überwinden und die Karrierestrategien anwenden, die wir in unserem Buch vorstellen, ob Frauen oder Männer.
Dorothea Assig + Dorothee Echter: „Eines Tages werden sie sehen, wie gut ich bin!” Wie Karrieremythen Ihren Erfolg blockieren und Sie dennoch weiterkommen“
ISBN: 978-3-424-20269-4, im Ariston Verlag.