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Soziale Geldader

Die Welt der Nachhaltigkeit dreht sich längst um mehr als reine Ökothemen. Auch soziale Anliegen wie die Förderung von Gender Diversity, Bildung oder leistbarem Wohnen werden etwa mit Social Bonds unterstützt. WEconomy hat sich die Entwicklung näher angesehen.

Die vergangenen Monate waren turbulente Zeiten an den Börsen. Die steigende Inflation zwingt immer mehr Notenbanken, die Zinsen anzuheben, eine Entwicklung, die private Haushalte und Unternehmen gleichermaßen belastet. In den USA wurde der Leitzins im Oktober auf eine Spanne von 3,75 bis vier Prozent erhöht. In der Eurozone erreichte der Leitzins in jenem Zeitraum zwei Prozent.

Viele Aktienkurse gaben deshalb teils kräftig nach. Selbst die Anleihemärkte blieben nicht verschont, und das aus gutem Grund. Viele Anleihen sind angesichts des jahrelangen Zinstiefs mit bescheidenen Kupons ausgestattet. Da nagt die steigende Inflation umso mehr an den geringen jährlichen Erträgen, weshalb sich immer mehr Anlegerinnen von ihren Bonds lieber trennten.

Doch das Blatt könnte sich Expert*innen zufolge wenden. Denn Anlegerinnen, die nunmehr ein entsprechendes Investment überlegen, können angesichts der Zinswende erstmals seit Jahren wieder höhere Renditen lukrieren. Einzig, das Anleiheuniversum ist breit gefasst. Selbst nachhaltige Themen werden zunehmend abgedeckt. So hat sich etwa der Markt für Green Bonds längst etabliert. Mit den Erlösen aus grünen Anleihen finanzieren Staaten und Konzerne zahlreiche Umweltprojekte.

Leistbares Wohnen ist seit Ausbruch der Corona-Pandemie eine wachsende Herausforderung.

Social Bonds im Fokus

Seit einigen Jahren ist der Markt für nachhaltige Anleihen nunmehr um eine weitere Facette reicher. Inzwischen werden auch sogenannte Social Bonds emittiert, und das aus gutem Grund, wie Isabelle Vic-Philippe, Fondsmanagerin des Amundi Social Bond Fund (FR0013531266), unterstreicht. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf aktuelle Entwicklungen und meint, die Überwindung von Armut und die Bekämpfung sozialer Ungleichheiten auf der Welt habe noch einen weiten Weg vor sich. Allein die Ziele der Vereinten Nationen werden dabei längst nicht erfüllt. Tatsächlich haben die Vereinten Nationen 17 Nachhaltigkeitsziele, oder Social Development Goals (SDGs), Anfang 2016 verabschiedet, zu denen etwa die Förderung von Gender-Gerechtigkeit und der Zugang zu Bildung sowie zu sauberem Trinkwasser zählen. Im Idealfall sollten die Ziele bis zum Jahr 2030 erreicht werden, wobei am jüngsten Klimagipfel COP 27 im ägyptischen Sharm el-Sheik weitere Lösungsansätze erarbeitet wurden, auch wenn diese als unzureichend kritisiert worden waren. Denn nur, wenn der Klimawandel gestoppt wird, können Herausforderungen wie etwa Hunger und Dürren bekämpft werden. Die Umsetzung der ambitionierten Ziele benötigt allerdings jede Menge Kapital. „Social Bonds etablieren sich dabei zunehmend als Quelle zur Finanzierung dringender sozialer Probleme“, konstatiert Vic-Philippe.

Pandemie mit Folgen

Der Schutz der Artenvielfalt rückt
zunehmend in den Fokus, da die Biodiversität rapide abnimmt.

Auch die Corona-Pandemie verdeutlichte den dringenden Handlungsbedarf, sie verschärfte schließlich soziale Ungleichheiten in der Gesellschaft. „Vor allem staatliche, supranationale und staatsnahe Akteure haben deshalb seit 2020 verstärkt Social Bonds aufgelegt“, geht Vic-Philippe auf jüngste Marktentwicklungen ein. Sie verweist als Beispiel auf die Aktivitäten der EU, die im Rahmen des SURE-Programms in den Jahren 2020 und 2021 gut 100 Milliarden Euro zur Finanzierung von Kurzarbeitsmaßnahmen aufgebracht hatte. Obendrein mischen immer mehr Unternehmen, allen voran aus dem Bankensektor, am Markt für Social Bonds mit. Im Jahr 2020 brachte etwa die Kärntner BKS Bank ihren zweiten Social Bond auf den Markt, um mit dessen Erlöse den Um- und Ausbau einer Schule im südlichen Österreich zu finanzieren. Grundsätzlich orientiert sich die BKS Bank bei solchen Emissionen an den international anerkannten Social Bond Principles, wie es andere Emittenten ebenso tun. Denn damit werden nachvollziehbare Spielregeln, etwa zur Verwendung der Erlöse, angewendet, auf die auch Investor*innen vertrauen.

Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank, sieht manch eine Marktentwicklung bei Social Bonds sowie bei anderen nachhaltigen Anleihen jedoch auch ein wenig kritisch: „Da die zu erfüllenden Parameter sehr umfangreich sind, kommen derzeit nur sehr wenige Projekte in Frage“. Die gesetzlichen Anforderungen im Bereich der Nachhaltigkeit, die erfüllt werden müssen, nehmen zu, konstatiert Stockbauer.

Das Wachstum setzt sich trotz steigender Regulierung in der relativ jungen Anlageklasse dennoch fort, wenn auch das Tempo ohne strenge Regulierung vermutlich höher wäre. Wurden vor zwei Jahren Social Bonds im Wert von rund 168 Milliarden US-Dollar emittiert, erreichte die Summe im Vorjahr 235 Milliarden US-Dollar. Und damit wächst auch das Universum, aus dem die Fondswelt Chancen nutzen kann. Die Amundi-Expertin setzt dabei auf Papiere sowohl aus den Industrienationen als auch aus ausgewählten Schwellenländern in Lateinamerika. Zu den Emittenten im Fonds zählt beispielsweise die französische CADES, die für die Finanzierung des französischen Sozialsystems sorgt. Auch SURE-Bonds der EU zählen zu den größten Positionen.

Nahrung wird zum Luxus

Obendrein ist die Ernährungssicherheit ein wachsendes Thema, betont Vic-Philippe. „Zwar wurde nur ein Prozent des Portfolios der Ernährungssicherheit zugewiesen, doch der Anteil wird steigen. Die Bekämpfung des Hungers ist schließlich die Herausforderung des Jahrhunderts“. Ebenso wenig sollte die Rolle der Gender-Gerechtigkeit im Fonds unterschätzt werden: „Mit entsprechenden Investments wollen wir Zugang zu Chancen in den Bereichen Bildung, Arbeit, sozioökonomischer Aufstieg und Empowerment fördern.“

Das Thema steht auch im Threadneedle (Lux) European Social Bond Fund (LU2170387828) von Columbia Threadneedle im Fokus. Fondsmanagerin Tammie Tang verweist auf ihr Investment in einen Gender-Bonds des asiatischen Entwicklungsinstituts Asian Development Bank. Damit werden unter anderem Unternehmerinnen in Südostasiengünstige Kredite gewährt. Schließlich darf der Fonds bis zu 20 Prozent des Vermögens außerhalb Europas investieren. Doch besonders im Fokus des Threadneedle-Fonds steht derzeit leistbares Wohnen. Investiert wird deshalb etwa in Social Bonds der französischen Bank Crédit Agricole, die Finanzierungen zur Verfügung stellt.

Anlegerinnen sollten dennoch beachten, dass kurzfristig weitere Marktturbulenzen nicht ausgeschlossen werden können und Verluste selbst bei solchen Fonds möglich sind.

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