Sophia ist ein Startup aus Graz, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Versicherungsbranche zu revolutionieren. Durch ihre App sollen undurchsichtige Verträge und sperrige Abwicklungen mit zwischengeschalteten Maklerfirmen verhindert werden. Kürzlich konnte sich das InsurTech-Startup 100.000 Euro Förderung sichern. Co-Founderin Petra Fröschl-Zückert im Interview.
Eine der Gründe für die Gründung von „Sophia„ war ihr persönlicher Ärger über die Versicherungsbranche – undurchsichtige Verträge, sperrige Abwicklungen, die Jagd nach Provisionen und das unübersichtliche Angebot. Wie verbessert ihr InsurTech-Unternehmen die Branche?
Wir verfolgen den Ansatz, dass nicht die Versicherungen im Mittelpunkt stehen, sondern unsere Kund*innen und deren Lieblinge (Partner*in, Kinder, Haustiere, KFZ, Wohnung etc.). Diese sind unterschiedlichen Risiken ausgesetzt, vor denen man sich, je nach individueller Lebenssituation, schützen sollte. Versicherungen sind eine Notwendigkeit, sich gegen finanzielle Folgen abzusichern – ein Mittel zum Zweck. Wir zeigen unseren Kund*innen wie sie sich selbst und ihr nahes Umfeld schützen können und welche Versicherung die passende Absicherung liefert. Mit Sophia haben unsere Kunden*innen immer den vollen Überblick über ihre aktuelle Versicherungssituation. Das muss klar und transparent sein. Wir verwenden eine verständliche, unkomplizierte Sprache im Umgang mit den Kund*innen – sie sollen verstehen, was sie kaufen. Die Abwicklung in der App ist rasch und einfach und unser Customer Support ist unkompliziert erreichbar.
Viele Versicherungsmakler*innen betonen immer wieder gerne wie wichtig der persönliche Austausch beim finden der richtigen Produkte ist. Warum sollten sich Kund*innen dennoch für „Sophia„ entscheiden?
Es wird immer Kund*innen geben, denen der persönliche Austausch wichtig ist. Aber Digital Natives erledigen von der Couch aus ihre Bankgeschäfte, buchen ihren Urlaub und ordern ihre Pizza. Warum sollten sie Versicherungsmakler*innen in ihren Büros aufsuchen wollen? Sophia hat 24/7 für sie ganz spontan Zeit, führt sie ohne small talk effizient durch die Beratung und empfiehlt ihnen objektiv die beste Absicherung. Und gerade in den letzten 2 Jahren der Pandemie wurde offensichtlich, welche Schwachstellen der persönliche Austausch haben kann.
Wie reagieren Unternehmen aus der Versicherungsbranche auf Ihren Service?
Die Versicherer reagieren sehr unterschiedlich. Es gibt Versicherer, die offen für Digitalisierung sind und uns mit offenen Armen empfangen. Es gibt Versicherer, die wir überzeugen müssen und es gibt Versicherer, die den Kopf in den Sand stecken. Aber grundsätzlich existiert eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Versicherer wollen auch eine junge Zielgruppe erreichen und tun sich dabei schwer. Eine Zusammenarbeit mit jungen InsurTechs, wie uns, hilft ihnen.
Vor welchen Herausforderungen stehen Sie bei der Umsetzung Ihrer Vision?
Eine der größten Herausforderungen ist die Umwandlung der analogen Beratung in die digitale Welt. Aber auch Marketing und Sales sind sehr herausfordernd. Außerdem haben wir wie jedes Startup zu viel Arbeit für zu wenig Wo/Manpower – es geht uns einfach viel zu langsam.
Kürzlich erhielt Ihr Unternehmen eine Förderung in Höhe von 100.000 Euro von der Steirischen Wirtschaftsförderung (SFG). Was haben Sie damit vor?
Wir nutzen die Start!Klar Plus Förderung der SFG, um Sophia zu verbessern, uns professionell auf die Investor*innensuche vorzubereiten und unsere ersten Investor*innen zu finden. In den nächsten zwölf Monaten dreht sich bei uns alles darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit das Unternehmen für externe Investor*innen interessant wird: Technologisch steht die weitere Automatisierung der Versicherungsberatung und der Vorgänge, die momentan noch im Backoffice durchgeführt werden, im Mittelpunkt. Dadurch wird bei Anfragen Zeit gespart und Abläufe werden skalierbarer. Das macht unser Unternehmen attraktiver für Investor*innen. Im Rahmen der Förderung setzen wir auch Kund*innen Feedback, das wir ständig bekommen, um. Mit einer Kombination aus einer optimierten User Experience und einer überarbeiteten Marketingstrategie werden wir noch mehr Nutzer*innen für uns gewinnen.
Was steht in unmittelbarer Zukunft bei „Sophia„ an und wohin soll die Reise langfristig gehen?
Derzeit ist Sophia nur in Österreich verfügbar. Der Markteintritt in weitere Länder, wie Deutschland oder die Schweiz, steht in den kommenden fünf Jahren auf jeden Fall auf der Agenda. Zuvor möchten wir uns mit Sophia in Österreich als Ansprechpartnerin Nummer Eins zum Thema Versicherungen etablieren. Auch eine Änderung am Geschäftsmodell ist angedacht: Um noch unabhängiger und transparenter auftreten zu können, werden wir Verträge ohne Provision verkaufen. So werden Versicherungen für Kund*innen um einiges günstiger. Unser Service wird dann über ein monatliches Entgelt vergütet: Versicherungsvermittlung à la Netflix. Mit Sophia holen wir das Thema Versicherungen aus seinem verstaubten Dasein und gestalten den Umgang für die Endkund*innen erträglicher.