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Technologie in Turbulenzen

Die Inflation zieht weltweit kräftig an und trübt die Gewinnaussichten vor allem bei zahlreichen Tech-Companies ein. Auch wenn viele derer Innovationen aus dem Alltag längst nicht mehr wegzudenken sind, sollten Anleger:innen entsprechende Brancheninvestments sorgfältiger wählen. Top-Fondsexpert:innen erklären, die aktuellen Tech Investment Banking Trends und worauf es ihnen dabei ankommt.

An Turbulenzen und schlechten Nachrichten mangelt es in der globalen Finanzwelt derzeit wahrlich nicht. Die Inflationsraten schnellen seit Monaten nach oben, der Ukraine-Krieg verschärft sich zusehends. Das führt zu reichlich Verwerfungen auf Europas Energiemärkten. Das macht privaten Haushalten und Industriefirmen gleichermaßen gehörig zu schaffen.

Die Inflation soll mit den Zinsanhebungen auf die langfristige Zielmarke von zwei Prozent zurückgeführt werden.

Morgane Delledonne, Head of Investment Strategy, Global X

Immer mehr Währungshüter setzten der jahrelangen historischen Tiefzins-Ära deshalb ein Ende. Kaum ein Land hat mittlerweile nicht mit Zinsanhebungen auf die Entwicklungen reagiert – mit wenigen Ausnahmen wie etwa China. In der Eurozone fand allein am 8. September die zweite Anhebung statt, der Leitzins wurde diesmal um 0,75 Prozentpunkte angehoben. Bereits wenige Wochen zuvor hatte Fed-Chef Jerome Powell verkündet, möglichst zügig agieren zu wollen, selbst wenn dies zulasten der Konjunkturentwicklung gehe.

Denn mit höheren Zinsen verteuern sich die Finanzierungen – ein Umstand, der vor allem stärker verschuldete Unternehmen trifft. Im Juli wurde die Spanne der US-Leitsätze auf 2,25 bis 2,5 Prozent angehoben.

Mit dieser Aussage sei die Priorität der US-Notenbank jedenfalls klargestellt worden, konstatiert Morgane Delledonne, Head of Investment Strategy für Europa beim US-Vermögensverwalter Global X. „Die Inflation soll damit auf die langfristige Zielmarke von zwei Prozent zurückgeführt werden.” 

Tech Investment Banking Trends – Technologie vom Sell-off getroffen

Schon jetzt hinterlassen all solche Entwicklungen teils tiefe Spuren auf den Aktienmärkten. Vor allem viele Technologietitel wurden in den vergangenen Monaten kräftig abverkauft. Der Grund für die Rücksetzer liegt auf der Hand. Solche Unternehmen schreiben oftmals noch keine Gewinne, die Hoffnung ist groß, dass sie dies in Zukunft tun werden. Doch eine höhere Inflation und steigende Zinsen schmälern die Aussichten darauf, zumal ein guter Teil der Wachstumsaktien seine Pläne bis dahin mit reichlich Schulden finanziert. 

Hinzu kommt, dass einige Unternehmen, die während der Pandemie zu den größten Profiteuren zählten, nunmehr heftig abgestraft wurden, betont HyunHo Sohn, Portfoliomanager des Fidelity Funds – Global Technology Fund (LU1046421795). Dies verdeutlicht die turbulente Kursentwicklung der Aktie von Peloton Interactive. Das US-Unternehmen, das vernetzte Heimtrainergeräte anbietet, erlebte inmitten der Lockdowns einen fulminanten Auftrieb.

Ende der Lockdowns sorgt für Wirbel

Die Nachfrage nach einem Workout in den eigenen vier Wänden war schließlich groß, zumal man via Internet-Videoübertragung mit dem Trainer live verbunden war. Doch das Interesse ließ nach der Wiedereröffnung schlagartig nach, die Peloton-Aktie stürzte entsprechend kräftig ab. Ähnlich bitter waren die Folgen etwa für Anbieter von Onlinespielen und Streaming-Diensten, ergänzt Pam Hagerty, Fondsmanagerin des BNP Paribas Funds Disruptive Technology Fund (LU0823421689).

Pam Hagerty, Fondsmanagerin, BNP Paribas Asset Management

Dennoch ist ein Leben ohne elektronische Vernetzung und ausgeklügelte Digitalisierung aus dem Alltag praktisch nicht mehr wegzudenken, weshalb sich zahlreiche Branchenfirmen auch künftig durchsetzen werden. sheconomy wollte von Top-Fondsmanager-innen wissen, wie es ihnen gelingt, die Spreu vom Weizen im aktuellen Umfeld zu trennen. Die Strategien fallen teils unterschiedlich aus. Auffällig hoch ist beispielsweise im Fidelity-Portfolio die Gewichtung der IT-Werte von mehr als 70 Prozent des Fondsvermögens.

Der Softwareanbieter Microsoft zählt dabei ebenso zu den größten Positionen wie Texas Instruments, das Halbleiter produziert. Sohn gefällt, dass solche Unternehmen Preissteigerungen bei den Kund:innen gut durchsetzen können, eine Eigenschaft, die in inflationären Zeiten, in denen auch die Kosten steigen, umso gefragter ist. Dies wurde freilich durch aktuelle Lieferengpässe aus Asien noch verschärft. Das Angebot sinkt damit, während die Nachfrage ungebrochen ist. Denn kaum ein elektronisches Gerät funktioniert heutzutage ohne Chips.

Das kräftige Wachstum in der Branche lässt sich auch mit Zahlen untermauern: Laut der Branchenvereinigung Semiconductor Industry Association (SIA) erzielte die Halbleiterbranche noch vor gut 20 Jahren einen Umsatz von rund 140 Milliarden US-Dollar. Im Vorjahr waren es bereits 556 Milliarden US-Dollar, Tendenz weiter steigend: Laut Statista dürfte der globale Umsatz 2023 beinahe 700 US-Milliarden Dollar erreichen.

Viele Softwareanbieter im Fokus

Und was gefällt dem Fidelity-Experten wiederum an Softwareanbietern? „Viele von ihnen haben in ihren Abo-Verträgen eine regelmäßige Anpassung an die Verbraucherpreisindizes festgelegt“, sagt Sohn. Microsoft bietet zum Beispiel das „Microsoft 365“-Paket – mit dem unter anderem Programme wie Word und Excel virtuell genutzt werden können – im Abo an. Die Preise werden immer wieder an die Inflation angepasst.

Eine beinahe ebenso hohe IT-Gewichtung hat der BNP-Fonds. Fondsmanagerin Pam Hagerty meint, dies sei nicht nur das Ergebnis der Titelselektion. Ganz allgemein haben die Kurszuwächse auch zu einer steigenden Gewichtung beigetragen. Regional sticht Hagertys Positionierungen besonders hervor: Mit rund 80 Prozent ist die Gewichtung von US-Aktien im Vergleich zu Mitbewerbern besonders hoch. Dennoch zählt etwa auch die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company zu den größten Fondspositionen.

Der Konzern produziert sogenannte Low-End-Chips, die unter anderem an Apple geliefert werden. Sie werden für einfachere Aufgaben in Geräte eingebaut. Dabei sollte grundsätzlich die Marktdominanz Asiens nicht unterschätzt werden. Derzeit findet rund 60 Prozent der globalen Halbleiterproduktion immerhin in der Region statt, weshalb sowohl die USA als auch die Europäische Union jüngst beschlossen haben, die Chipproduktion fördern zu wollen.

Es gibt aber noch weitere Segmente, auf die Hagerty verweist. Sie meint, innerhalb der Technologiebranche gebe es auch defensivere – und damit meist weniger schwankungsanfällige – Titel, etwa aus dem Bereich der Zahlungsdienstleistung. Tatsächlich ist der Fonds unter anderem in den Kreditkartenanbieter Visa aus den USA investiert. 

Innerhalb der Technologiebranche gibt es auch defensivere Titel, etwa aus dem Bereich der Zahlungsdienstleistung.

Das Spektrum ist damit aber noch nicht ausgereizt. Auch die Kommunikationsdienstleistungen sind Teil der globalen Technologiewelt. Im DNB Fund – Technology Fund (LU0302296495) nimmt der Bereich mit rund 30 Prozent die zweithöchste Gewichtung im Fonds ein, und damit mehr als bei anderen Branchenfonds. Zu den Investments zählten zuletzt der britische Mobilfunker Vodafone sowie die Deutsche Telekom. Solche Firmen profitieren unter anderem vom wachsenden Datenvolumen.

Videospiele als Gamechanger

Als besonders aussichtsreich sieht Co-Portfoliomanager Erling Haugan Kise derzeit den Bereich der Videospiele. Der Sektor habe ein sehr attraktives demografisches Profil. „Der:die durchschnittliche Spieler:in ist Mitte 30, während der:die durchschnittliche Konument:in traditioneller Unterhaltungsmedien wie Fernsehen und Streaming Ende 40 ist.”

Kise meint, dies bilde die Grundlage für einen langen Wachstumshorizont hinsichtlich der Nutzer:innen. Abgedeckt werden solche Strategien etwa mit Aktien von Take Two Interactive, Eigentümer berühmter Spiele-Franchises wie Grand Theft Auto. Dabei dürfte es aber nicht bleiben. Kise gibt sich zuversichtlich, dass der Konzern noch jede Menge weiterer erfolgreiche Spiele herausgeben werde. Mit der Übernahme von Zynga mischt Take Two Interactive obendrein bei mobilen Spielen für das Smartphone mit.

Trotz all der Chancen sollten Anleger:innen auch die Risiken nicht unterschätzen. Schließlich ist die Zinswende noch längst nicht zu Ende – ein Umstand, der grundsätzlich den Technologiesektor weiterhin belasten könnte. Auch die wachsenden geopolitischen Spannungen sollten Hagerty zufolge nicht unterschätzt werden. Eine Verschlechterung der Beziehungen zwischen China und Taiwan könnte zu weiteren Lieferengpässen aus der Region führen. Und die Lage bei Halbleitern verschärfen.

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