Seit jeher werden Fußballmatches im österreichischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkt von Männern kommentiert. Anna-Theresa Lallitsch ist die erste Frau, die diesen Sport kommentiert und ist nun sogar als Kommentatorin der Europameisterschaft live im Fernsehen im Einsatz. Die Grazerin schlägt sich souverän: viel Lob hat sie etwa für ihre empathische, aber informative Moderation während des medizinischen Notfalls von Christian Eriksen im Spiel Finnland gegen Dänemark erhalten.
Aber so wie es immer ist, wenn eine Frau in einem männerdominierten Bereich vorstößt, gibt es jene fragilen Herren, die sich ihrer Existenzgrundlage beraubt fühlen und glauben, ihr Revier verteidigen zu müssen. Ob er mit seiner Meinung alleine sei, fragt ORF-Sportkommentator Othmar Peer seine Facebook-Freunde, „dass eine Livekommentatorin bei einem Fußballspiel […] leider ein Ärgernis für meine Ohren“ darstelle. „Gepresst und schrill“ klinge die Stimme seiner ORF-Kollegin Lallitsch, das tue in den Ohren weh.
Ja, Herr Peer, Sie stehen mit Ihrer sexistischen Meinung alleine da. Das zeigt der Shitstorm, der über den Tiroler Sportkommentatoren daraufhin hereingebrochen ist. Das Posting wurde mittlerweile gelöscht. Gut so, denn diese Aussage hat nichts mit sachlicher Kritik an Anna-Theresa Lallitsch zu tun. Lallitsch wird angegriffen, weil sie eine Frau ist. Sie steht stellvertretend für ein gesamtes Geschlecht, das Männern die exklusive Stellung als Fußball-Kommentatoren streitig macht. Eine Postition, von der viele Kommentatoren offensichtlich glauben, dass sie ihnen zusteht. Die Realität sieht anders aus: Fußball ist schon längst kein reiner Männersport mehr. Frauen spielen Fußball, Frauen schauen Fußball und Frauen kommentieren Fußball.
Anna-Theresa Lallitsch ist Wegbereiterin für viele zukünftige Kommentatorinnen und ein Role-Model. Anstatt Kolleginnen zu bashen sollten sich männliche Fußball-Kommentatoren lieber über mehr Diversität im Sport freuen und sich an den Klang weiblicher Stimmen gewöhnen. Denn jene von Lallitsch ist bestimmt nicht die letzte Frauenstimme, die wir live im Fernsehen hören werden.