In der neuen, insgesamt bereits sechsten Ausgabe unseres sheconomy-Umwelt-Talk mit ARA-Vorstand Harald Hauke tauscht sich dieser mit Nichole Duttine, Geschäftsführerin bei Danone Österreich, über den Status quo in der Kreislaufwirtschaft aus und wie die aktuellen Krisen als Chance genutzt werden können, um noch mehr zu erreichen.
Frau Duttine, welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft für Sie?
Nichole Duttine: Ich glaube, das Thema Nachhaltigkeit versuchen alle Firmen so schnell wie möglich umzusetzen, und das auf eine Art und Weise, wie die Konsument:innen es für gut und bezahlbar halten. Dabei spielt bei Danone das Thema Kreislaufwirtschaft eine ganz große Rolle. Unser strategischer Kompass ist hierbei schon lange „One Planet – One Health”. So wollen wir zum Beispiel erreichen, dass bis 2025 unsere Verpackungen zu 100 Prozent recycelbar sind. Hier sind wir natürlich sehr froh über Partner:innen wie die ARA, die uns dabei beraten und helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Welche Themen liegen bei Ihnen gerade auf dem Tisch, Herr Hauke?
Harald Hauke: Seit Dezember 2021 sind die Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes und der Verpackungsordnung mit umfangreichen Neuerungen in Kraft. Es geht dabei stark um den Bereich Kunststoff und höhere Recyclingquoten. Das bedeutet eine große Herausforderung für die Wirtschaft. Unsere Aufgabe ist es, unsere Kund:innen in diesem Transformationsprozess optimal zu unterstützen und Lösungen zu bieten. Im Fokus stehen Digitalisierung, Circular Design und Methoden, um Verpackungen noch recyclingfähiger zu machen. Sehr intensiv beschäftigt uns auch, wie wir die Bevölkerung motivieren können, noch mehr Verpackungen getrennt zu sammeln.
Ist es durch die anhaltenden Krisen schwieriger geworden, die Wichtigkeit von Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft an die Unternehmen und die Bevölkerung zu kommunizieren?
Hauke: Wir überprüfen jedes Jahr im Zuge unseres Circular Economy Barometer, wie stark die Unternehmen die Kreislaufwirtschaft vorantreiben. Dabei haben wir bemerkt, dass das Thema 2021 etwas schwächer forciert wurde als noch 2020. Besonders die kleineren Unternehmen tun sich damit noch schwer. Die großen Unternehmen investieren hier mehr und werden auch in Zukunft viel investieren. Dadurch werden viele Maßnahmen umgesetzt, die zur Kreislaufwirtschaft beitragen. Bei den Konsument:innen haben wir auch in den letzen beiden Jahren sehr hohe Sammelquoten gesehen. Hier bleiben wir also auf einem sehr hohen Niveau. Gerade die aktuelle Krise zeigt, wie wichtig ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen ist.
Duttine: Krisen geben uns Chancen. Das, was wir in letzter Zeit vielleicht nicht so gut gemacht haben, müssen wir in Zukunft noch besser und noch schneller umsetzen. Wichtig ist aber, dass die Konsument:innen die Gründe dahinter auch verstehen und die Erneuerungen unterstützen. Beispielsweise haben wir bei Danone mit unserem Produkt Actimel angefangen, die bedruckte Folie um die Flasche wegzulassen und direkt auf die Flasche zu drucken. Das sind kleine Veränderungen, die im Großen aber sehr viel bewirken. Wir müssen also die Zusammensetzung der Verpackungen verändern, aber die Qualität muss gleich bleiben. Das kann die Konsument:innen ein paar Cent mehr kosten – hier ist eine gute Kommunikation notwendig, damit es für die Endverbraucher:innen nachvollziehbar ist, wieso das Produkt jetzt mehr kostet. Das ist eine riesige Herausforderung und mit Risiko verbunden, aber auch eine große Chance für das Unternehmen.
Bei der Nachhaltigkeitskommunikation haben es kleine Unternehmen oft schwieriger. Wie unterstützt die ARA KMUs dabei, nachvollziehbare und gute Kommunikationsmaßnahmen zu setzen?
Hauke: Wir haben 16.000 Kund:innen, die von der ARA betreut werden. Da gibt es einige große, aber auch sehr viele kleine. Gemeinsame Herausforderung von uns allen ist: Wir wollen alle Verpackungen zurück für Recycling. Kommunikation mit den Endverbraucher:innen ist hierfür essenziell. Dazu haben wir eine Business-to-Business-to-Consumer-Kampagne entwickelt mit dem Motto „Wir wollen deine Verpackungen/Rohstoffe zurück“. Unseren Kunden stellen wir dazu Sujets und Information zur Verfügung, um die Botschaft in ihren Markenauftritt zu integrieren und die Konsument:innen für getrennte Verpackungssammlung und Kreislaufwirtschaft zu sensibilisieren. Das Community Building funktioniert sehr gut: Bereits in den ersten Monaten konnten wir drei Millionen Menschen erreichen.
Duttine: Ich denke, dass auch schon einen Schritt vorher Bewusstsein bei den Konsument:innen geschaffen werden kann. Wenn wir nicht nur am Ende der Kette, sondern am Anfang ansetzen und den Konsument:innen mitgeben, weniger Verpackungsmüll zu produzieren und schonender mit den Ressourcen umzugehen, können wir es schaffen, dass es gar nicht erst zu so viel Verpackungsmüll kommt.
Gibt es hier vielleicht aus der Praxis Beispiele, wie man bei den Konsument:innen schon am Anfang der Kette ansetzen kann?
Duttine: Auf der einen Seite arbeiten wir mit Partner:innen wie „Too Good To Go” zusammen, die hier schon einen großen Teil abfangen können. Weiters arbeiten wir an Kampagnen, die unseren Kund:innen vermitteln sollen, nur das zu kaufen, was sie wirklich brauchen, damit am Ende weniger Produkte – und damit auch Verpackungen – weggeworfen werden.
Konsument:innen schauen heutzutage besonders aufs Geld. Innovative Verpackungen sind teuer und müssen bezahlt werden – wie kann man die Konsument:innen motivieren, Produkte mit recyceltem Verpackungsmaterial zu kaufen?
Duttine: Ich glaube, für die Konsument:innen zählt: Mehr Wert ist mehr wert. Deshalb müssen wir den Menschen klarmachen: Wir als Qualitätsmarke investieren in die Zukunft und es lohnt sich, ein Teil davon zu sein.
Hauke: Ich bin da ganz bei Frau Duttine: Qualität kostet. Dafür wird das Geld aber auch investiert in Innovation und Entwicklung, um die Kreislaufwirtschaft anzukurbeln und damit die Zukunft klimafreundlicher zu machen.
Die ARA als Innovationstreiber
Zukunft. Kreislauf. Wirtschaft. Seit fast 30 Jahren agiert die ARA als treibende Kraft der österreichischen Abfall- und Kreislaufwirtschaft. Als heimischer Marktführer unter den Sammel- und Verwertungssystemen für Verpackungen sowie Elektroaltgeräte und Batterien organisiert die ARA die Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verpackungsabfällen flächendeckend in ganz Österreich.
Die ARA gilt heute als internationales Best Practice und entwickelt als Servicepartner der Wirtschaft maßgeschneiderte Entsorgungslösungen im Bereich der Abfall- und Kreislaufwirtschaft: von Entpflichtungsservice über Stoffstrom- und Abfallmanagement bis zu ARA Circular Design reicht das Leistungsspektrum, das zudem die Digitalisierung der Kreislaufwirtschaft forciert.