StartBusiness „Viele starten als Ausweg ein eigenes Business.“

 „Viele starten als Ausweg ein eigenes Business.“

Sylvia Wamalwa trägt bei der Kianda Foundation zum sozialen und beruflichen Wohlergehen von Frauen in Kenia bei. Im Gespräch verrät sie, welche Ausbildungen in Kenia besonders gefragt sind und wie Gründerinnen den Weg in die Selbstständigkeit schaffen können.

Wie sind Sie zu Kianda gekommen und welcher Tätigkeit gehen Sie in der Organisation nach?

Ich war mehrere Jahre im Bankwesen tätig bevor ich den Drang hatte, einer sozialeren Tätigkeit nachzugehen und auf die Kianda Foundation gestoßen bin. Meine Aufgaben liegen hauptsächlich im Projektmanagement und bei der Pflege unserer Kommunikationskanäle. Seit Kurzem bin ich außerdem Mentorin für die Frauen in unseren Projekten und unterstütze sie bei all ihren Anliegen.

Wie schafft es Kianda Talente zu finden und sie auszubilden?

Kianda Foundation arbeitet mit gezielten Jobanzeigen, im Print- und Onlinebereich sowie in Form von Plakaten. Wir führen in unseren Trainingszentren die Ausbildungen für die jeweiligen Jobs durch. Zum Beispiel bilden wir Lehrer und Lehrerinnen aus und geben ihnen die nötigen pädagogischen Fähigkeiten an die Hand, um den Unterricht besser leiten zu können. Wir versuchen alle Lehrpersonen so gut wie möglich bei uns vor Ort auszubilden. Wenn wir jedoch spezielle Expertise benötigen, greifen wir auf externe Trainer und Trainerinnen zurück, die uns bei der Ausbildung unterstützen.

In welchen Bereichen finden Ausbildungen statt?

Ein Schwerpunkt liegt derzeit bei Ausbildungen im Landwirtschafts- und Hotelleriebereich, da diese Sektoren für Kenia sehr wichtig sind, aber gut ausgebildetes Personal oft fehlt. Unsere duale Ausbildung hilft den Schülerinnen dabei Theorie und gleichzeitig Praxis zu erlernen.

Welche Skills werden in Kenia gesucht? Welche Zukunftsperspektiven haben junge Frauen?

Da der Landwirtschaftssektor für Kenia sehr wichtig ist, werden vor allem in diesem Bereich qualifizierte Arbeitskräfte gesucht. Daher orientieren sich unsere Ausbildungen am Bedarf des lokalen Arbeitsmarkts. Der Mehrwert einer guten Ausbildung ermöglicht jungen Frauen einen besseren Einstieg in die Arbeitswelt. Auch im Hotelleriebereich sind gut ausgebildete Menschen gesucht.

Wie selbstverständlich ist es in Kenia, dass Frauen eigene Unternehmen gründen und in welchen Bereichen geschieht dies am häufigsten?

Es kommt sehr häufig vor, dass Frauen ein eigenes Unternehmen gründen – ihnen fällt die Rolle zu sich um das Weiterkommen der Familie zu kümmern. Viele starten als Ausweg ein eigenes Business, um der Arbeitslosigkeit zu entgehen. Allerdings fehlen ihnen meist die notwendigen Voraussetzungen, um damit auch langfristig erfolgreich zu sein. Viele Frauen starten im landwirtschaftlichen Bereich ein kleines Business – zum Beispiel der Verkauf von Gemüse an einem Marktstand.

Vor welche Hürden wurden die Unternehmerinnen in Kenia wegen der Corona-Pandemie gestellt?

Die Corona-Pandemie hat die vorhandenen finanziellen und sozialen Probleme verschärft. Die Unternehmerinnen wurden vor allem vor finanzielle Hürden gestellt. Die Kaufkraft ist aufgrund der steigenden Preise gesunken. Dadurch haben sie Kunden und somit Geld verloren. Viele Unternehmerinnen konnten ihre Materialkosten nicht mehr begleichen. Hinzukommt die aktuelle politische Krise in der Ukraine, die den kenianischen Landwirtschaftssektor hart trifft. Der Ausfall des Imports von Weizen aus der Ukraine hat dazu geführt, dass die Bäuerinnen und Bauern die steigenden Preise nicht mehr bezahlen können. Darüber hinaus kämpfen die Unternehmerinnen mit sozialen Hürden. Schwierigkeiten in Familien häufen sich und die Frage, wie die Zukunft wohl aussehen wird, stellt sich immer häufiger.

Wie konnten diese Probleme gelöst werden? Welche Probleme sind noch ungelöst?

Wir sind noch weit davon entfernt, dass die unzähligen Probleme in Kenia gelöst werden. Selten besteht Rückhalt von der Regierung. Die Frauen in unseren Programmen, aber auch wir als NGO, sind meist auf sich allein gestellt. Kianda versucht so gut wie möglich Frauen mittels Ausbildung zu unterstützen und ihnen einen „safe space“ zu bieten. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, Ungleichheiten in Kenia zu lösen, aber ich bin positiv gestimmt, dass wir es gemeinsam schaffen, denn Kenianerinnen sind trotz der schwierigen Umstände widerstandsfähig und lebensfroh und haben den Mut etwas zu bewegen.

Welche Unterstützung benötigen Frauen um Unternehmen gründen zu können?

Neben der nötigen Ausbildung ist es wichtig den jungen Frauen Selbstbewusstsein zu vermitteln, damit sie an sich glauben und von sich selbst und ihrer Arbeit überzeugt sind. Es ist für mich immer wieder faszinierend zu sehen, wie kreativ und mutig die jungen Frauen in unseren Projekten sind. Sie haben einen Blick dafür, was der Markt benötigt und richten ihr Geschäft danach aus. An den vielen Erfolgsgeschichten können wir sehen, dass unsere Arbeit wichtig ist und einen großen Mehrwert für die jungen Frauen darstellt.


Informationen über Kianda:

Die Kianda Foundation ist eine kenianische gemeinnützige Entwicklungs-NGO. Seit ihrer Gründung im Jahr 1961 trägt Kianda zum sozialen, beruflichen, kulturellen und bildungspolitischen Wohlergehen von Frauen in Kenia bei, indem sie a. Mädchen den Zugang zur Schulbildung ermöglicht (Kianda Girls Primary School im Norden Nairobis), b. jungen Frauen und Mädchen Zugang zu technischer und beruflicher Ausbildung in den Bereichen Catering, Gastgewerbe und Unternehmensförderung bietet (im Kibondeni College in Nairobi, in der Kimlea School of Catering und in der Tewa Hospitality School), c. erwachsenen Frauen Zugang zur Ausbildung in einem Unternehmensförderungsprogramm bietet.

https://www.kiandafoundation.org/

Informationen über ICEP:

ICEP ist eine unabhängige österreichische Entwicklungsorganisation mit einem wirtschaftsorientierten Fokus. ICEP arbeitet mit Partnerorganisationen in Afrika und Lateinamerika sowie mit österreichischen Unternehmen zusammen und setzt weltweit Projekte um, mit dem Ziel, mehr Menschen aktiv am Wirtschaftsleben zu beteiligen. Dabei setzt ICEP ganz wesentlich auf Ausbildung und den Aufbau nachhaltiger Ausbildungsstrukturen.

Mit der corporAID Plattform motiviert ICEP österreichische Unternehmen, wirtschaftliche Chancen mit einem Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu verbinden, und trägt zur Verbesserung der Rahmenbedingungen in Österreich für Unternehmen bei, die in Schwellen- und Entwicklungsländern aktiv sind oder werden wollen.

Seit der Gründung 1996 vor 25 Jahren konnte ICEP 300.000 Männer und Frauen in über 100 Projekten unterstützen.

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www.icep.at

Fotomaterial© ICEP

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